„Ich werd‘ Arzt!“ – die meisten Eltern dürften sich einig sein, dass ihre Kinder auf weitaus dümmere Gedanken kommen könnten: Der Beruf genießt hohes Ansehen, und der Bedarf an Medizinern wird auf absehbare Zeit nicht abreißen. Dass Medizin-Studenten also durchaus beruhigt nach vorne schauen dürfen, heißt allerdings nicht, dass sie sich um ihre Zukunft keine Gedanken machen müssen. Denn was zwischen O-Phase und Approbation passiert, ist nur der Anfang ihrer Karriere: Nach dem Studium stehen sie dann, häufig mit offenen Mündern, vor den unzähligen Möglichkeiten des Arztberufs. Der im medhochzwei Verlag erschienene Ratgeber „Approbation – und danach?“ (ISBN 978-3-86216-148-5) soll jungen Medizinern Orientierung bieten. Die Gutachter der Stiftung Gesundheit sind zum Schluss gekommen, dass ihm das auch gelingt: Das in Zusammenarbeit mit dem Marburger Bund entstandene Buch wurde mit dem Prüfsiegel der Stiftung ausgezeichnet.
Chirurgie? Anästhesiologie? Innere Medizin? Viele angehende Mediziner haben schon beim Fachgebiet mehr Qual als Wahl. Vor allem, weil sich die Entscheidung nicht nur auf die fachliche Ebene des Arztberufs beschränkt: Die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus unterscheiden sich fundamental von denen in einer Praxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum – ebenso wie das Arbeitsverhältnis selbst: Ob sich Ärzte niederlassen oder als Angestellte arbeiten, zählt zu den wichtigsten Fragen ihrer Karriere. Und die sollte man nicht zu beantworten versuchen, wenn man den Unterschied zwischen einer Gemeinschaftspraxis und einer Praxisgemeinschaft für einen rein sprachlichen hält.
Alles außer langweilig
Im Ratgeber „Approbation – und danach?“ stellen Mediziner, Juristen und Publizisten die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder im Krankenhaus, der ambulanten Versorgung und weiteren Feldern übersichtlich vor. Dabei kommen auch Randgebiete nicht zu kurz: Etwa die Arbeit im Gesundheitsamt, die sehr viel interessanter ist als ihr Ruf. Mediziner mit Entdecker-Drang sollten ins Kapitel zur ärztlichen Tätigkeit im Ausland schauen: Medizin und Mobilität, das passt wunderbar zusammen – allerdings nur, wenn man weiß, wie es mit der Anerkennung von Abschlüssen und sonstigen Weiterbildungen läuft. Auch hier hilft das Buch mit praktischen Empfehlungen weiter.
Der Arzt hört nicht beim Feierabend auf
Ärzte sind – auch wenn man das gern mal vergisst – Menschen. Sie gehen also nicht im Kittel zu Bett, sondern freuen sich nach Feierabend auf Freunde und Familie. Das Kapitel „Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit“ ist Pflichtlektüre für Ärzte, aber auch für Arbeitgeber: Denn familienfreundliche Arbeitsstrukturen werden zunehmend zum Standort- und Wettbewerbsvorteil. Auch Teilzeit-Regelungen sind, selbst in der Klinik, auf dem Vormarsch. Doch die Flexibilität hat ihren Preis: Neben dem geringeren Einkommen und daraus resultierenden reduzierten Alterseinkünften schlagen insbesondere die entsprechend verlängerten Weiterbildungszeiten und oftmals verringerten Karrierechancen negativ zu Buche. Dennoch ist eine Trendwende zu beobachten: Dazu führt das Buch etwa eine Auswertung der Stellenanzeigen im Deutschen Ärzteblatt an, die ergibt, dass in rund 30 Prozent der Ausschreibungen bereits Hinweise auf Teilzeitmöglichkeiten oder familienfreundliche und geregelte Arbeitszeiten enthalten sind.
„Frau Doktor, übernehmen Sie“
Auch vor einer Trendwende steht hoffentlich, dass sich überwiegend Frauen mit Teilzeit-Regelungen beschäftigen. Denn obwohl die Medizin, wie oft getitelt, weiblich wird, sind Frauen in Führungspositionen immer noch eine Seltenheit: Nur rund 20 Prozent aller Oberarztpositionen sind mit Frauen besetzt, der Weg an die Spitze ist für Ärztinnen also nach wie vor steinig. Im Kapitel „Frau Doktor, übernehmen Sie“ werden die gängigsten Stolpersteine beschrieben – und Wege aufgezeigt, wie man sie aus dem Weg räumen kann.
Dass sich die Autoren diesem Thema angenommen haben, loben auch die Gutachter in ihrer abschließenden Stellungnahme:
„Dass auch die Belange von Medizinerinnen behandelt werden, wird zum einen der Realität in Ausbildung und ärztlicher Tätigkeit gerecht – zum anderen wird deutlich, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nie ein Thema war, mit dem sich nur Frauen beschäftigen sollten. Insgesamt liefert „Approbation – und danach?“ also ein interessantes Panorama des Arztberufs, das sich nicht nur auf die rein fachlichen Aspekte der Thematik beschränkt.“