„Der Patient profitiert am wenigsten von meinem Mitleid“: Pamela Wagner über professionelle Distanz, Einfühlungsvermögen und Teamzusammenhalt

Lange dunkle Haare, große braune Augen und eine lockeres cooles Auftreten – Pamela Wagner ist 23 Jahre jung und arbeitet seit mehr als sieben Jahren am Klinikum Frankfurt Höchst.

gesundheitshelden.eu_Pamela_ ITS _qIhr wurde schnell klar, dass es langfristig die Interdisziplinäre Intensivstation (ITS) werden sollte. Während ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin hat sie wie üblich verschiedene Stationen durchlaufen. „Bei der Arbeit auf der ITS hat man noch mal einen ganz anderen, intensiveren Patientenkontakt als auf einer Normalstation und ist in die Therapie mit eingebunden. Ich finde es toll, wenn ich sehen kann, welche Fortschritte der Patient macht“, erzählt sie.

Ausbildung, Fachweiterbildung und ITS

Nachdem Pamela Wagner ihre dreijährige Ausbildung am Klinikum Frankfurt Höchst abgeschlossen hatte, wurde sie direkt auf der damals neueröffneten Intermediate Care Station (IMC) – heute ITS 2 – eingesetzt. „Die Stationsleitung hat mich gefragt, ob ich die Fachweiterbildung zur Intensivpflege machen möchte und mich dafür vorgeschlagen. Als klar war, dass ich sie machen darf, bin ich auf die ITS gewechselt, weil es Sinn machte, schon vorher dort zu arbeiten“. Das ist jetzt drei Jahre her. Im Mai hat sie die Fachweiterbildung erfolgreich abgeschlossen.

„Wir erzielen die Fortschritte nur gemeinsam.“

Pamela Wagner ist es besonders wichtig, eine gute Beziehung zu ihren Patienten aufzubauen – das heißt nicht, dass sie die Schicksale zu nah an sich ran lässt: „Der Patient profitiert am wenigsten von meinem Mitleid“, sagt sie. Aber sie ist sich auch bewusst, dass viele Patienten mehrere Wochen auf der ITS verbringen und oft währenddessen schlafen. „Wenn die Patienten aufwachen, dann wissen sie, dass sie die letzten Tage, Wochen oder Monate schlafend hier verbracht haben, da ist ein gutes Vertrauensverhältnis wichtig – das beeinflusst auch die Zusammenarbeit zwischen mir und dem Patienten. Wir erzielen die Fortschritte nur gemeinsam.“ Bei der Schichteinteilung wird deshalb auch immer darauf geachtet, dass möglichst dieselben Pflegekräfte einen Patienten betreuen.

Pamela Wagner möchte ihre Patienten bis zum Schluss begleiten – auch wenn absehbar sein sollte, dass sie versterben. In solchen Situationen ist das Team besonders wichtig. „Wenn einer von uns merkt, dass ihm die Betreuung eines Patienten zu nahegeht, dann kann er auch mit einem Kollegen tauschen. Wir fangen uns gegenseitig auf. Generell ist mir aber wichtig, dass es dem Patienten, den ich über längere Zeit betreut habe, gut geht. Deshalb pflege ich ihn weiter, bis er stirbt. Die Patienten kennen meine Stimme und auch für die Angehörigen ist es wichtig zu wissen, dass der Patient eine Art Vertrautheit erfahren hat“, sagt sie.

„Man spürt die Wertschätzung auf beiden Seiten.“

Gerade in den schwierigen Alltagssituationen, in denen die Intensivpflege mit schweren Schicksalen und dem Tod konfrontiert wird oder Angehörige in Ausnahmesituationen manchmal alles andere als freundlich und dankbar sind, ist ein guter Zusammenhalt im Team wichtig: „Unser Team ist sehr gemischt. Es sind viele junge Leute, aber auch ‚alte Hasen‘ dabei. Auch die Männerquote ist höher als man denkt“, erzählt sie. Die 23-Jährige sieht darin vor allem Vorteile für Neuankömmlinge, die zum Beispiel frisch aus dem Examen kommen: „Junge Kollegen, die ungefähr im selben Alter sind, können oft besser nachvollziehen, wie man sich fühlt und sagen dann auch mal ‚hey, mir ging es ganz genauso‘, das tut auf jeden Fall gut. Demgegenüber profitiert man von der Erfahrung der ‚alten Hasen‘, die auch das Klinikum Frankfurt Höchst schon lange kennen – teilweise sogar seit über 20 Jahren hier arbeiten“ – und auch die Zusammenarbeit zwischen Pflege und Ärzten lobt Pamela Wagner: „Man spürt die Wertschätzung auf beiden Seiten.“

„Die Rettungsassistenten…“

Gut findet sie auch, die zahlreichen Berufsgruppen aus dem Haus, die täglich die Arbeit auf der Intensivstation unterstützen – dazu zählen beispielsweise Mitarbeiter aus der Apotheke oder dem Zentralmagazin, die die ITS mit Medikamenten und allem was gebraucht wird versorgen.

„… sind ganz wichtig und eine riesen Hilfe.“

Und „die Rettungsassistenten, die uns täglich beim Betten der Patienten helfen, uns Medikamente aufziehen, die Bettplätze sowie Beatmungsmaschinen rüsten, CT Fahrten für uns übernehmen und uns wirklich sehr viel Arbeit abnehmen – die sind ganz wichtig und eine riesen Hilfe.“ Außerdem freut sie sich auf die neue Bereichskleidung, die in den nächsten Tagen eingeführt wird und auf die neue und noch modernere Interdisziplinäre Intensivstation, die der Klinikneubau 2019 mit sich bringen soll.

Bild: Klinikum Frankfurt Höchst

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