Meine tägliche HIV-Therapie

Die Einnahme von HIV-Medikamenten gehört heutzutage zum Alltag der meisten HIV-positiven Menschen. In unserer Bildergalerie erzählen einige von ihrem Leben mit den Pillen

In der Galerie erzählen Gaby, Christian, Ronny und Mike von ihrem Leben mit HIV-Medikamenten und Ritualen, die sie zur täglichen Einnahme entwickelt haben.

Franz (49): Nach über 20 Jahren ist die tägliche Kombitherapie für mich so alltäglich geworden wie Zähneputzen. Das war aber nicht immer so. Ich bin 1991 diagnostiziert worden und fing dann vor 20 Jahren gleich mit den ersten Kombitherapien an. Das waren noch über 20 Tabletten, manche zweimal, andere dreimal am Tag. Da war ich von den Pillen schon fast satt. Damals habe ich außerdem noch gearbeitet und wollte es vor den Kollegen verheimlichen, das war schon alles recht schwierig im Vergleich zu heute.
Gaby (54): Morgens, wenn ich zur Arbeit gehe, schmeiße ich die Tabletten im meinen Rucksack wie meine Zigaretten. Das ist so ein Automatismus, da denke ich gar nicht mehr drüber nach.  Für den Fall dass, ich  sie doch mal vergessen sollte, habe ich eh Ersatzpillen im Büro. Die Tabletten richtet mein Freund für drei Wochen im Voraus für mich und ich wette, für ihn ist das immer noch so eine Art Ritual.
Ronny (30): Ich nehme nur noch eine Pille am Tag, die ich mir abends in der Küche schon bereit lege. In der Frühe mach ich mir dann ein Glas Saft, nehme die Tablette und trödle so ein bisschen rum und genieße den Moment, fahre dann ganz entspannt mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Das ist ein richtiges Ritual geworden, mit dem ich mich auf den Tag einstimme. Letztens bin ich in aller Eile zum Bahnhof geradelt und dann merkte ich schon, dass heute was nicht stimmt und dann fiel mir auch sofort ein: Du hast deine Tablette nicht genommen!
Maik (55): Manchmal ist die Therapie etwas schwer für mich in den Alltag zu integrieren. Als Aktionskünstler bin ich viel unterwegs, oft auch spontan, dann bin ich um 11 Uhr im Auto oder in einer Schule. Gar nicht selten passiert es, dass ich von der Autobahn abfahren muss und mir irgendwo sauberes Wasser suche, damit ich die Tablette wenigstens noch am Vormittag nehme. Ab und zu denke ich auch erst um 17 Uhr daran und frage mich: Nehme ich sie jetzt noch oder nicht. Wenn ich mich dagegen entscheide, beruhige ich mich damit, dass es ja doch nicht allzu oft passiert.
Christian (25): Nachdem ich mit 21 Jahren HIV-positiv getestet wurde, hatte ich Angst, dass meine Gesundheit sich verschlechtert. Es war aber alles wie vorher, außer, dass ich alle drei Monate zur Blutabnahme und ärztlichen Kontrolle gehe. Heute nehme ich jeden Tag nur eine Tablette, in der die gesamte Medikamentenkombination enthalten ist. Mit der Therapie hab ich schon angefangen, ohne dass meine Blutwerte schlechter geworden waren. Der Grund war ein anderer: Die Therapie ermöglicht mir, auch Sex ohne Kondom zu haben. Mein Freund ist HIV-negativ und ich wollte ihn und andere Sexpartner durch meine Therapie schützen.