Anmache pur
„Hey Alter, gimme five!“
„Sweety, für ’ne Unterschrift knuddel ich Dich auch!“
„Sie sehen nicht blöd aus, da sind Sie genau der richtige Gesprächspartner!“
Die Crew, die sich in Düsseldorf auf einer Einkaufsstraße mit diesen und ähnlichen Sprüchen Aufmerksamkeit verschaffen wollte, war nicht für ein neues Produkt oder ein Zeitschriften-Abonnement aktiv, sondern – wie es auch ihre T-Shirts zeigten – für die Hilfsorganisation Oxfam, um Spenden und Förderer zu generieren. Wer sich abweisend zeigte, wurde noch im Vorübergehen mit einer „coolen“ Bemerkung bedacht, teilweise jenseits des guten Geschmacks. Insgesamt eine Performance, die in Inhalt und Auftreten den beworbenen Inhalten nicht gerecht wurde.
Schaden ohne Ende
Genau hier liegt auch das Problem, das viele NPOs haben, die auf derartige Fundraising-Aktionen setzen: die meist aus Agenturen stammenden Promotion-MitarbeiterInnen sind weder intellektuell noch sachbezogen ausreichend qualifiziert, die Organisationen und ihr Anliegen adäquat zu vertreten. Der durch das unseriös wirkende Verhalten entstehende Image-Schaden für die NPOs ist beträchtlich. Kaum bedacht wird zudem, welchen Eindruck die vielen ehrenamtlich tätigen MitarbeiterInnen erhalten, die z. B. in den Oxfam-Shops oder in Einrichtungen des Roten Kreuzes seriös, engagiert und ehrenamtlich ihre Vereinigung unterstützen. Eine Qualitätskontrolle scheint ebenfalls nicht zu existieren, da sich die gleichen Szenen seit Jahren in deutschen Innenstädten abspielen. Dabei existieren genügend andere Instrumente, die Förderziele zu erreichen und gleichzeitig die Positionierung zu wahren. Pöbeln für Oxfam und andere ist kein Ansatz.
Diesen Beitrag zitieren: Thill, Klaus-Dieter: NPO-Fundraising: Pöbeln für Oxfam, Ärzte ohne Grenzen und das Rote Kreuz, Benchmark!, 20.07.2016
©Klaus-Dieter Thill / IFABS