Gerade eben erfahre ich von meinen Kindern, dass es einen weiteren, furchtbaren Anschlag in Nizza gegeben hat. Brutale Gewalt am Nationalfeiertag unseres Nachbarlandes, darauf ausgerichtet, Angst und Schrecken zu verbreiten und weitere Eskalationen auszulösen. Mich bedrückt die Trauer um die Opfer von Nizza, wie zuvor auch um die Opfer in Istanbul und Bagdad. Der terroristische Wahnsinn hört nicht auf und wird uns womöglich noch jahrelang begleiten. Allen Angehörigen und Freunden der Opfer gilt mein tief empfundenes Beileid. :-/
Und gerade erst Mittwoch hatte ich in Filderstadt über das Thema gesprochen und auf Basis der Irak-Erfahrungen & wissenschaftlichen Reflektionen der letzten Jahre auf die Frage geantwortet, ob und was jede(r) von uns gegen die Kriege und den Terror ausrichten kann…
Vortrag und Diskussion zu Krieg und Terror am 13.7.2016 in Filderstadt. Foto: Zehra Blume
1. Ölverbrauch reduzieren.
Mit jedem Liter Öl finanzieren wir autoritäre Rentierssysteme wie Saudi-Arabien, Syrien, Russland, Venezuela, Nigeria, aber indirekt auch Daesh (den sog. „Islamischen Staat“) und lybische Milizen. Wo immer einige Gruppen die Ölquellen kontrollieren, entstehen schnell autoritäre, korrupte und gewaltbereite Systeme – der „Fluch des Öls“ vergiftet Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und auch Religion(en). Deswegen ist die Energiewende weg von den fossilen Rohstoffen die beste Demokratie- und Friedensförderung!
2. Gegen Verschwörungsglauben ankämpfen.
Alle – ja, ausnahmslos alle! – extremistischen Gruppen dieser Welt glauben, sich gegen weltweite Superverschwörungen zu „verteidigen“. Das gilt für religiöse Fundamentalisten ganz ebenso wie für Rechts- und Linksextreme. Wer z.B. an die gefälschten „Protokolle der Weisen von Zion“ glaubt, ist – ob Muslim oder AfD-Mitglied – nicht in der Lage, am demokratischen Dialog teilzunehmen. Leider erfährt der Verschwörungsglauben durch die neuen Medien derzeit einen enormen Aufschwung, auch Daesh arbeitet nicht zufällig massiv über das Internet. Auch hier kann jede(r) von uns helfen, die immergleichen, verhängnisvollen Verschwörungsmythen gegen „die Juden“, „die Muslime“, „die Amerikaner“, „die Illuminaten“ usw. zu entkräften, die Menschen in Weltsichten voller Angst, Verzweiflung und schließlich oft Gewalt treiben.
Eine Welt ohne Kriege und Terror bleibt ein Fernziel. Aber wir alle können Schritte auf dieses Ziel hin leisten und der Gewalt den materiellen und ideologischen Boden entziehen. Dafür werde ich immer und immer wieder eintreten, auch im Gedenken an die Opfer von Nizza…
Nach jedem Anschlag stellt sich die Frage, wie betroffen wir uns fühlen. Stumpfen wir ab oder entdecken wir, dass wir alle Bewohner eines kleinen Planeten sind?
Grafik: Michael Blume