Wir schreiben heute den 20. Juli 2016 – den 72. Jahrestag des letzten versuchten Putsches gegen Adolf Hitler. Dieser hatte das Deutsche Reich an den moralischen, wirtschaftlichen und auch militärischen Abgrund geführt und die Attentäter werden heute in Deutschland als Helden verehrt. Heute – 72 Jahre später – diskutieren wir in Europa und in der Türkei darüber, ob ein Putschversuch überhaupt gerecht sein könne. Und lassen Sie mich dazu gleich klarstellen: Ich lehne Gleichsetzungen von Präsident Erdogan und Adolf Hitler entschieden ab, halte sie für abwegig. Meine Trauer gilt allen Opfern der Gewalt in der Türkei – und auch vergangene Militärputsche haben unfassbar viel Leid über die Republik und ihre Menschen gebracht. Und zur historisch gesicherten – durch die Regierung Obama auch inzwischen auch eingeräumten – Wahrheit gehört eben auch, dass beispielsweise der westlich unterstützte Putsch gegen Premierminister Mossadegh im Iran 1953 ungewollt die „Islamische Revolution“ dort vorbereitete.
Interessanterweise war es jedoch Recep Tayyip Erdogan selbst, der nach einer Reise nach Saudi-Arabien zum Jahreswechsel nach 2016 sein geplantes Präsidialsystem ausgerechnet mit Verweis auf Adolf Hitler rechtfertigte. Er verwirrte Freund und Feind mit der Aussage: „In einem Einheitssystem (wie in der Türkei) kann ein Präsidialsystem sehr gut bestehen. Es gibt aktuell Beispiele in der Welt und auch Beispiele in der Geschichte. Sie sehen das Beispiel dazu in Hitler-Deutschland.“
Türkische Regierungsstellen wiesen danach eilig darauf hin, hier sei der Präsident falsch verstanden worden! „Mit seinen Bemerkungen habe Erdogan zeigen wollen, dass ein Präsidialsystem auch in einem Einheitsstaat existieren könne und nicht zwangsläufig ein föderales System brauche und dass weder ein präsidiales noch ein parlamentarisches System eine Garantie gegen Machtmissbrauch böten.“