Die Olympischen Spiele

Sportliche Höchstleistungen und jubelnde Zuschauer: Heute zählen die Olympischen Spiele zu den wichtigsten Sportveranstaltungen weltweit. Ein Sieg bei Olympia ist für viele die Krönung der Sportkarriere. Der Ursprung der Olympischen Spiele ist in der griechischen Antike zu finden.

Über die Entstehung der Wettkämpfe ranken sich ebenso viele Legenden, wie um den genauen Zeitpunkt der ersten Spiele. In Quellen wird häufig das Jahr 776 v.Chr. als Entstehungszeitpunkt angegeben. Aber es handelt sich hierbei um eine nachträgliche Konstruktion. Archäologische Funde bezeugend das erst ab 700 v.Chr. ein großes Fest in Olympia stattfand. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Disziplinen ergänzt. 200 v.Chr. hatte das Fest schließlich die folgende Form erhalten:[1]

Olympia: Idealrekonstruktion aus Pierers Universal-Lexikon (1891) nach einem Entwurf von Friedrich Thiersch von 1879.

Olympia: Idealrekonstruktion aus Pierers Universal-Lexikon (1891) nach einem Entwurf von Friedrich Thiersch von 1879.

Olympia

Veranstaltet wurden die Spiele im Zeustempel Olympia (altgr. Ὀλυμπία) in Elis. Elis war eine der wichtigsten Poleis auf der auf der nordwestlichen Peloponnes – dem griechischen Festland. Alle vier Jahre feierten die Griechen im Heiligtum ein Fest zu Ehren von Zeus. Im Rahmen dieser Festlichkeit fanden die Olympischen Spiele statt. Alle Sportler reisten einen Monat vor dem Fest nach Elis und begannen mit dem Training im sogenannten Gymnasion – der sportlichen Trainingsstätte. Archäologische Funde zeigen: Sehr viele Menschen reisten nach Olympia und wurden oftmals in provisorischen Unterkünften untergebracht. Alle Sportler waren Männer – außer beim Wagenrennen. Zuschauen durften nur unverheiratete Frauen. Die Anwesenheit von verheirateten Frauen war unter Todesstrafe verboten. Auch Barbaren – die altgriechische Bezeichnung für ‚Nicht-Griechen‘ – war die Teilnahme verboten. Die sportlichen Disziplinen lassen sich in hippische (altgr. Ἵππος: Pferd) und gymnische (altgr. Γυμνός: nackt) unterteilen, da Männer nackt an den sportlichen Wettkämpfen teilnahmen.[2] Daneben gab es dichterische Wettkämpfe zwischen Künstlern um die Siegeshymne.

Ablauf der Wettkämpfe

Das Sportprogramm war streng geregelt: Am ersten Tag wurden die Wettkämpfer vereidigt. Sie schworen, dass sie gründlich vorbereitet waren und die Regeln der Spiele beachteten. Anschließend erfolgte die Einteilung der Athleten in Altersklassen (Männer und Knaben). Am zweiten Tag kämpften die Knaben gegeneinander. Ein Sieg war weniger prestigeträchtig als bei den Erwachsenen. Der folgende Tag gehörte den Wettkämpfen der Männer. Vormittags fanden die hippischen Wettkämpfe (Pferdesport) statt. Bei den Wagenrennen durften auch Frauen teilnehmen. Verheiratete Frauen durften zwar nicht anwesend sein, aber es konnte ein Pferdewagen in ihrem Namen starten. Bei den weiblichen Siegerinnen handelte es sich meistens um spartanische Frauen. Am Nachmittag fand der Pentathlon statt (‚fünf Wettkämpfe‘: Speer, Diskus, Sprung, Lauf und Ringen). Abends wurde der Pelopskult durchgeführt – Opferung eines schwarzen Widders zu Ehren von Pelops. Pelops ist laut Mythos, der Gründer der Olympischen Spiele.[3] Kulthandlungen waren insgesamt ein wichtiger Bestandteil aller griechischen Wettkämpfe.
Am vierten Tag des Festes fand das größte und bedeutendste Ritual statt. Der Kult war Zeus gewidmet. In der klassischen Zeit dauerte das Ritual ganze sechs Tage. Zunächst fand eine feierliche Prozession statt. Anschließend wurden 100 Rinder geopfert. Das Fleisch wurde bei einem nachfolgenden Festmahl von den Sportlern gegessen. Das Fett und die Knochen wurden zu Ehren von Zeus verbrannt.[4]
Am Vormittag des fünften Tages fanden die Laufwettbewerbe im Stadion statt. Das Stadion hatte ein länge von 192 Metern. Es wurden vier Wettläufe veranstaltet: Stadionlauf (192 Meter Sprint), Diaulos (Wendelauf), Dolchos (Langlauf über 20 Stadien = 3840 Meter), Hoplites (Lauf mit Hopliten-Bewaffnung über 2 Stadien = 384 Meter). Anschließend wurden Wettbewerbe in den drei Kampfsportarten – Ringkampf, Boxkampf und Pankration (Allkampf) – durchgeführt.

Am Morgen des sechsten und letzten Tages wurde die Siegerehrung durchgeführt. Am Abend fand das Siegerbankett statt. Eine weitere Disziplin ist hier der musische Wettkampf. Musiker traten zeitgleich ebenfalls in einen Wettkampf. Der Sieger durfte die Siegeshymne spielen. Dieser Wettkampf war ebenso prestigeträchtig, wie die gymnischen und hippischen Disziplinen.[5]

Sieger und Verlierer

Der Siegespreis in Olympia bestand aus einem Kranz, der zwar keinen materiellen Wert besaß, aber dafür großes Prestige bedeutete. Zusätzlich schrieben viele Heimatstädte der Athleten große materielle Belohnungen aus – beispielsweise mit Olivenöl gefüllte Amphoren.
Die Wettbewerbe selbst wurden mit äußerster Härte ausgetragen. Todesfälle und schwere Verletzungen waren keine Seltenheit. Die sportlichen Leistungen wurden relativ bewertet. Sieger wurde, wer besser als die anderen Teilnehmer war. Vergangene Leistungen wurden nicht aufgezeichnet. Rekorde gab es nicht.
Es gab auch keine Mechanismen zur Konkurrenzdämpfung, im Gegensatz zu heutigen Zeit (‚Dabei sein ist alles‘).[6] Verlierer fielen in Ungnade und wurden für den Rest ihres Lebens verspottet. Sieger erhielten hingegen lebenslangen Ruhm. Oftmals diente ein Olympia-Sieg als Start für eine politische Karriere.[7]

Insgesamt waren die Olympischen Spiele ein Großereignis, dass die Zuschauer und Athleten aus ganz Griechenland feierten. Später wurden auch die makedonischen Könige und Römer zugelassen. In der römischen Kaiserzeit konnten Sportler aus dem gesamten Imperium teilnehmen. 393 n.Chr. wurden die Spiele dann vom römischen Kaiser Theodosios als ‚heidnischer Kult‘ verboten. Erst im Jahr 1896 wurden die Spiele – in veränderter Form – erneut eingeführt.


[1] Vgl. Christian Mann: Antike. Einführung in die Altertumswissenschaften, Berlin 2008, S.39.
[2] Vgl. Mann: Antike, S.39-40.
[3] Vgl. Mann: Antike, S.39-41.
[4] Vgl. H.M. Lee: The Program and Schedule of the Ancient Olympic Games. Hildesheim 2001.
[5] Vgl. Ulrich Sinn: Das antike Olympia, Götter, Spiel und Kunst, München 2004.
[6] Vgl. Mann: Antike, S.42.
[7] Vgl. Mann: Antike, S.42, 46.