Etwa ein Drittel aller HIV-Neudiagnosen in Deutschland entfallen derzeit auf Menschen aus einem anderen Herkunftsland. Fast die Hälfte von ihnen hat sich laut Robert-Koch-Institut vermutlich in Deutschland infiziert.
Ein erhöhtes Risiko für HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STIs) ergibt sich jedoch nicht automatisch aus einer nichtdeutschen Herkunft oder dem Status „Migrant_in“, sondern ist mit einem erhöhten Risikoverhalten und/oder einem erschwerten Zugang zu gesundheitlichen Angeboten aus den Bereichen Prävention, Gesundheitsberatung und Versorgung verknüpft.
Mit welchen sozialen und kulturellen Barrieren Migrant_innen bei Angeboten der HIV- und STI-Testung und -Beratung konfrontiert sind, haben Forscher_innen des Robert-Koch-Instituts in der qualitativen MiTest-Studie untersucht. Dazu fanden in sechs Städten Gruppendiskussionen mit Expert_innen aus der Test-, -Beratungs- und -Behandlungspraxis statt, und in einem abschließenden Workshop wurden gemeinsam praxisrelevante Empfehlungen entwickelt.
Problematisch sind demnach nicht nur die eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten von HIV-positiv getesteten Migrant_innen mit ungeregeltem Aufenthaltsstatus. Auch fehlende Krankenversicherung, Sprachbarrieren sowie Stigmatisierung und Rassismuserfahrungen sind entscheidende Faktoren, weshalb Testangebote gar nicht oder nur zögerlich wahrgenommen werden.
Die Autor_innen der Studie empfehlen daher unter anderem, die Partizipation von Migrant_innen zu gewährleisten sowie bestehende Angebote dem Bedarf anzupassen und kultursensibel auszugestalten, etwa durch Sicherstellung von Sprach- und Kulturmittlung in allen HIV/STI-Einrichtungen.
(ascho)
Link zum Abschlussbericht „Zugang zu HIV- und STI-Testung für Migrantinnen und Migranten in Deutschland“
Beschreibung der MiTest-Studie auf www.rki.de: http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Studien/MiTest-Studie/MiTest-Studie.html
Interview mit Navina Sarma vom RKI über die Studie auf magazin.hiv