Zahnstein, Schädel und Knochen der Lorscher Mönche

Mehr als hundert Skelette wurden im Bereich des karolingischen Klosters Lorsch bislang ausgegraben, von dessen einstiger Pracht heute außer der schmucken Königshalle sonst nicht mehr viel übrig ist. Ein neues Forschungsprojekt soll jetzt mehr über das Leben der mittelalterlichen Mönche, aber auch der Menschen in der Umgebung herausfinden.

In Zusammenarbeit von Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und Reiss-Engelhorn-Museen soll das in mehreren Grabungskampagnen gesicherte menschliche Knochenmaterial des ehemaligen Klosters Lorsch untersucht werden.

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Sind alle gespannt, was bei dem neuen Forschungsprojekt herauskommt: (v.l.n.r.) Dr. Jörg Orschiedt (Anthropologe, Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH), Claus Kropp M.A. (Leiter Freilichtlabor Lauresham), Karl Weber (Direktor Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten Hessen), Prof. Dr. Ben Krause-Kyora (Juniorprofessor für alte DNA Analysen, Universität Kiel), Dr. Wilfried Rosendahl (Direktor Reiss-Engelhorn-Museen und rem ǀ gGmbH), Prof. Dr. Alfried Wieczorek (Generaldirektor Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim) und Dr. Hermann Schefers (Leiter UNESCO Welterbestätte Kloster Lorsch) – © UNESCO Welterebe Kloster Lorsch

Neben der Bestimmung des Lebensalters und der Erfassung krankhafter Skelettveränderungen sollen auch Belastungsmerkmale am Skelett beobachtet und Fragen der Ernährung und des Erscheinungsbildes geklärt werden. Dazu dient unter anderem die Untersuchung des noch vorhandenen Zahnsteins. Die Rekonstruktion von Augen- und Haarfarbe soll anhand genetischer Analysen einzelner Personen geschehen. Ein Ziel dabei ist die lebensechte Gesichtsrekonstruktion mindestens eines Lorscher Mönches. Erste Ergebnisse werden schon für das Frühjahr 2017 erwartet.

Für das Kloster Lorsch ist dieses Forschungsprojekt unter anderem deshalb besonders interessant, weil der Schwerpunkt hier bislang auf der Bauforschung lag. Da das Kloster nach der Reformation niederging und die meisten Steine als Baumaterial anderswo weiterverwendet wurden, mangelt es zwar nicht an interessanten wissenschaftlichen Fragestellungen, sehr wohl aber an konkreten, museal verwertbaren Resten. Mit dem neuen Projekt könnte es gelingen, den Besuchern mehr über die Lebens- und Arbeitsweise der Menschen im Kloster zu erzählen.