Das Schwule Kommunikations- und Kulturzentrum, kurz Sub, feiert seinen 30. Geburtstag
Am 20. August wurde gewissermaßen schon mal im größtmöglichen Rahmen vorgefeiert. Denn das Hans-Sachs-Straßenfest, längst fester Bestandteil des Münchner lesbisch-schwulen Sommers, war ursprünglich als Open-Air-Party anlässlich des 5. Geburtstages des Sub initiiert worden. Rund 10.000 Menschen drängten sich über die Partymeile zwischen Westermühl- und Müllerstraße. Am 4. September feiert das Schwule Kommunikations- und Kulturzentrum Sub dann seinen „richtigen“ Geburtstag. Denn an diesem Tag vor 30 Jahren wurde der Trägerverein ins Vereinsregister eingetragen.
„Das Sub ist wie eh und je eine der tragenden Säulen der Münchner Schwulenszene“, sagt Guido Vael. Kaum eine schwule Initiative, Freizeit- oder Selbsthilfegruppe, die nicht ihre Heimat in den Räumen in der Müllerstraße 14 hat: von Queeramnesty und den Anonymen Alkoholikern bis zu den Homosexuellen in der Kirche.
Tragende Säule der Münchner Schwulenszene
Zu fast allen Lebensfragen und Problemen finden schwule Männer im Sub Rat, Hilfe und Unterstützung. Rund 100 ehrenamtliche und zehn hauptamtliche Mitarbeiter ermöglichen die umfangreiche Palette an Veranstaltungen, psychosozialer Beratung, Service-, Informations- und Hilfsangeboten.
Guido Vael, inzwischen 69-jähriger Allround-Aktivist, ist ein Urgestein der schwulen Community in der Stadt. Die Münchner Aids-Hilfe hat er ebenso mitbegründet wie die Rosa Liste. Über ein Jahrzehnt hat er sich als angestellter Mitarbeiter des Sub um die HIV-Prävention in der schwulen Szene gekümmert. Daneben hat er als Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe, deren Ehrenmitglied er heute ist, auch auf Bundesebene Verantwortung übernommen.
Schon in den siebziger Jahren war Guido Vael engagiert und gehörte zum aktiven Kern des Vereins für sexuelle Aufklärung e.V. (VSG), der ältesten Schwulengruppe Münchens. Doch mit dem nachfolgenden Jahrzehnt kam auch eine neue, junge Generation schwuler Männer, die sich in ihren eigenen neuen Gruppen wie der „Rosa Freizeit“ oder der studentischen „Homosexuelle Alternative“ (HALT) zuhause fühlten. Der VSG galt nun zunehmend als Altherrenclub, seine Vereinsräume hatten immer weniger Zulauf.
Gerade in Zeiten der rigiden und homosexuellenfeindlichen Anti-Aids-Politik des damaligen bayrischen Staatssekretärs Peter Gauweiler war es wichtig, die Kräfte in der schwulen Szene zu bündeln. Das Resultat war 1986 schließlich die Gründung des Sub als gruppenübergreifende Institution.
Es dauerte nicht lange, und die Räumlichkeiten, damals noch in der Müllerstraße 44, entwickelten sich zur zentralen Anlaufstelle für die Szene. Nunmehr wurde auch das „Rosa Telefon“, eine Beratungshotline, von dort aus betrieben. Es gab eine Infothek, Selbsterfahrungsgruppen und ein Anti-Gewalt-Projekt. Bald konnte auch schon eine erste Psychologenstelle finanziert werden.
„Die Entwicklung war rasant“, erinnert sich Vael. Das Sub lag mitten in der schwulen Meile, und das Café des Kommunikations- und Kulturzentrums war bald Treffpunkt und erste Ausgehstation, bevor man in die umliegenden Bars und Kneipen weiterzog.
HIV-Prävention für die schwule Szene
Auch das Sub zog, wenn auch nur ein paar Meter, weiter die Müllerstraße hinunter. Ab 1988 teilte man sich mit der Münchner Aids-Hilfe das Haus mit der Nummer 44a. Die räumliche Nähe war in Zeiten der Aidskrise auch verbunden mit einer wachsenden Kooperation.
Im Sub kümmerte man sich bereits seit längerem um die HIV-Prävention speziell innerhalb der schwulen Szene. Bereits 1985 gab es dafür sogar eine eigene Stelle – anders als das Sub selbst jedoch nicht mit städtischen Mitteln finanziert, sondern im Wesentlichen durch das bayrische Sozialministerium für Arbeit und Soziales.
Guido Vael hat diesen Posten 17 Jahre, bis zu seiner Rente 2012, bekleidet. „Ich bin froh, dass ich diesen Job heute nicht mehr machen muss“, sagt er und lacht. Die Präventionsarbeit sei durch die veränderte Szene nicht einfacher geworden. Klassische schwule Kneipen gebe es immer weniger, stattdessen Bars und Lounges für ein gemischtes Publikum, wo Flyer, Plakate und andere Infomaterialien mit einer auf die schwule Zielgruppe zugeschnittenen Sprache und entsprechenden Bildern nicht immer erwünscht sind.
Während man vor 20 Jahren vor allem Kondome und Safer-Sex-Infos verteilte, geht es heute sehr viel mehr darum, die Leute zu HIV-Tests zu animieren, damit sie im Falle eines positiven Ergebnisses eine Therapie beginnen, erklärt Vaels Nachfolger Kai Kundrath. Wie der jetzige Leiter des Projekts HIV-Prävention und stellvertretender Geschäftsführer des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums weiter berichtet, spielt die Aufklärung über die verschiedenen Safer-Sex-Strategien, die es mittlerweile neben dem Schutz durch Kondom gibt, eine zunehmende Rolle.
Vor zwei Jahren ist das Sub wieder einige Hausnummern weiter gezogen, dieses Mal in einen Neubau. Vermieter ist jetzt die Stadt München, was dem Projekt eine langfristige Sicherheit gibt.
Veränderungen der Szene und des einstigen Schwulenviertels
Auch am neuen Standort gibt es wieder ein Café, wo man sich zum Plaudern, Flirten und Kuchenschlemmen trifft. Den ehrenamtlichen Thesendienst übernehmen abwechselnd die einzelnen Gruppen – von der „Freizeitgruppe für mitteljunge Lesben“ über den queeren Sportverein Team München bis zu den Schwulen Vätern. Sie helfen so mit, den notwendigen Eigenfinanzierungsanteil des Sub zu erwirtschaften.
Das Glockenbachviertel, in dem die Müllerstraße mit dem modern und stylish gestalteten Café liegt, hat sich vom Schwulenviertel zur hippen Wohn- und Ausgeh-Gegend gewandelt. Was vielleicht eine Erklärung dafür ist, weshalb es in letzter Zeit häufiger zu schwulenfeindlichen Pöbeleien und Übergriffen gekommen ist, wie Kai Kundrath vermutet.
Oder aber ein Zeichen dafür, dass LGBT noch lange nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, wie es in den Medien, der Politik und auch innerhalb der LGBT-Community geäußert wird. Der langgediente Aktivist Guido Vael ist jedenfalls ernüchtert. Statt die Gesellschaft zu verändern und von ihr so akzeptiert zu werden, wie man ist, hätten sich die Schwulen der Mehrheitsgesellschaft angepasst und gäben sich mit Toleranz zufrieden. „Und wie brüchig diese Toleranz ist, das sehen wir beispielsweise an homosexuellenfeindlichen Bewegungen wie der ‚Demo für Alle’ und den ‚Besorgten Eltern’“, sagt Vael. Umso wichtiger sind und bleiben solch tragende Säulen der LGBT-Szene wie das Sub.
Internetauftritt des Sub Kommunikations- und Kulturzentrum