Eröffnungsrede des 12. GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSES

in Hamburg am 21. September 2016 durch den Kongresspräsidenten Prof. Heinz Lohmann

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Prof. Heinz Lohmannich freue mich sehr, Sie nun schon zum 12. Mal in der Freien und Hansestadt Hamburg zum
GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS begrüßen zu können. Bei unserem ersten Kongress hat
das Thema, das in diesem Jahr eine ganz zentrale Rolle spielt, nämlich die Digitalisierung und ihre
Auswirkungen in der Gesundheitsbranche, so gut wie gar nicht stattgefunden. Informationstechnologie
bedeutete damals eigentlich nur KISS – Krankenhausinformationssysteme – und natürlich Labor- und
Radiologie-IT. In diesem Jahr gibt es fast keine Veranstaltung mehr, die ohne Digitalisierung
auskommt. Es gibt wohl keinen anderen Indikator, der aufzeigt, wie dynamisch die Entwicklung in
unserer Gesellschaft ist und in Zukunft erst recht noch werden wird. Manager und Unternehmer der
Gesundheitswirtschaft sind gut beraten, sich dieser Herausforderung aktiv zu stellen. Deshalb ist es
so wichtig, hier auf dem GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS die gemeinsamen Positionen zu
formulieren. Herr Senator a. D. Ulf Fink und ich sind als die Präsidenten des Kongresses hoch erfreut,
dass Sie alle auch in diesem Jahr unserer Einladung gefolgt sind. Seien Sie herzlich willkommen!
Besonders begrüßen möchte ich Frau Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Präses der Behörde für
Gesundheit und Verbraucherschutz.

Frau Prüfer-Stocks ist eine treue Begleiterin unseres GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSES. Sie hat ihn, seitdem sie Senatorin ist, immer besucht und mit ihren fachkundigen Beiträgen bereichert. In diesem Jahr wird sie das Grußwort für den Senat überbringen. Ein weiteres Grußwort spricht Peter Vullinghs, der DACH-Chef von Philips, den ich gleichfalls begrüße. Seit Ende des vorletzten Jahrhunderts befasst sich „Röntgenmüller“ in dieser
Stadt schon mit Röntgentechnik. Die Fabrik, die seit fast 100 Jahren zu Philips gehört, produziert auch heute für den Weltmarkt moderne Großgeräte zur Bildgebung in der Medizin. Gleichwohl befindet sich die Medizintechnikindustrie in einem grundlegenden Wandel vom „Kistenverkäufer“ zum „Lösungsanbieter“. Auch darüber wird in den nächsten zwei Tagen zu reden sein.

Meine Damen und Herren, im vorletzten Jahr wurden in jeder Minute im Durchschnitt mehr als zwei
wissenschaftliche Medizinpublikationen veröffentlicht, 2015 waren es allein in der Onkologie auf der ganzen Welt rund 170.000 Studien. Kein Mensch kann auch nur Bruchteile dieser Informationsfülle aufnehmen und verarbeiten, ein in der Patientenversorgung tätiger Arzt schon gar nicht. Es macht aber großen Sinn, Wissen nicht nur zu generieren, sondern es auch nutzbringend anzuwenden.

Deshalb gilt es jetzt, moderne Technologie auch bei der Diagnostik und Therapie von Patienten einzusetzen. Aus diesem Grund ist „Watson“, das kognitive Computersystem von IBM, unser Special Guest auf diesem Kongress. Die FAZ titelte vor wenigen Tagen: „Ein Krankenhaus im Kampf gegen Google“. Berichtet wurde über die Bemühungen eines Krankenhauskonzerns, Anschluss an die rasanten Aktivitäten von Apple, Google, SAP und Co. zu halten. Natürlich geht es da nicht so sehr um Kampf, sondern um Kooperation, wenn Sie so wollen, zwischen der New und der Old Economy, und zwar nicht nur um die Verarbeitung von exponentiell wachsendem Wissen, sondern auch um digitalen Workflow, Internetmedizin und Transparenz durch Information im Internet.

Die Digitalisierung verändert zudem die tradierten Berufsbilder, zum Teil radikal. Zu Recht lautet der Titel unserer Auftaktdiskussion deshalb „Digitalisierung revolutioniert die Medizin: Wer jetzt nicht handelt, hat schon verloren“. Die Frage der Entscheidungsgeschwindigkeit greift auch das diesjährige Kunstprojekt auf. Der Konzeptkünstler Falk von Traubenberg gibt exklusiv für Sie als Kongressteilnehmer 12 „gwk wertpapiere“ aus. Diese und ein „wertpapierdepot“ können ab sofort bis zum Ende des Kongresses erworben werden, allerdings nur solange der Vorrat reicht! Also, es gilt wie in der Gesundheitswirtschaft: „Schnelle schlagen Langsame“.

Bereits zum zweiten Mal stellen wir morgen die Rochus-Mummert-Studie zum Stand der „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft“ vor, und erstmalig gewähren wir einen Vorabeinblick in die Ergebnisse der 3. BDO/DKI-Studie zur „Krankenhausstrategie 2020“. Und Strategie ist nach wie vor der wunde Punkt vieler Krankenhausmanager. Sie versinken immer noch allzu häufig im täglichen „Klein-Klein“. Ein Kaufmännischer Geschäftsführer beklagte sich kürzlich bei mir, er komme nicht zu seinen „eigentlichen Aufgaben“, da er sich wegen des Ausfalls des Ärztlichen Direktors ständig um die Medizin kümmern müsse. Wer so denkt, denkt falsch! Medizin ist die Aufgabe aller Verantwortlichen in Gesundheitsunternehmen. Wer Gesamtverantwortung wirklich wahrnehmen will, muss Komplexität reduzieren und sich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich die Strukturierung der
Behandlungsprozesse gemeinsam mit den Ärzten und Pflegekräften. Voraussetzung dafür wiederum ist, die Positionen der eigenen leitenden Mitarbeiter mit strategisch erfahrenen Managern zu besetzen und mit Systempartnern aus Industrie- und Serviceunternehmen zusammenzuarbeiten. Deshalb steht das Thema der Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Serviceunternehmen sowie Krankenhäusern hier auf der Agenda. Es geht dabei darum, die theoretischen Vorteile solcher Modelle mit der Praxis der Gesundheitswirtschaft zu spiegeln. Ziel ist es, Krankenhausmanagern Wege aufzuzeigen, ihre Kräfte auf die Modernisierung der Kernbereiche ihrer Gesundheitsunternehmen zu konzentrieren.

Ich persönlich freue mich auf ein neues Format auf dem Kongress in diesem Jahr, den „publizistischen Dialog“. Vier Verlage stellen je ein brandneues Buch aus ihrer Produktion vor und damit auf den Prüfstand. Die Veröffentlichungen werden von erfahrenen Managern auf ihre Relevanz und Praxistauglichkeit kritisch überprüft. Kritikfrei dürfte es auch beim Streitgespräch zum Thema „Kommerz versus Humanität“ nicht zugehen. Der ehemalige Chefarzt und Autor des kürzlich erschienenen Buches „Die Krankenhausverdiener“ – übrigens auch mit polemischen Bemerkungen zu einem früheren GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS –, Prof. Dr. Ulrich Hildebrandt, „kreuzt die Klinge“ mit dem sowohl in öffentlichen als auch in privaten Kliniken erfahrenen
Krankenhausmanager Joachim Bovelet. Das wird spannend, ohne Frage!

Zwei Tage mit einem hoch interessanten Programm liegen vor uns. Das verdanken wir nicht zuletzt dem Engagement unserer Sponsoren und Partner. Ihnen möchte ich dafür ausdrücklich danken! Sie, meine Damen und Herren, werden die Chancen zu Diskussionen mit den Expertinnen und Experten und Ihren Kolleginnen und Kollegen nutzen, davon bin ich überzeugt. Erst danach, das ist natürlich klar, kann ich Ihnen unser schönes Hamburg empfehlen, auch bei Nacht.

Der 12. GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS ist eröffnet

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