Herkömmliche Krebstherapie läuft seit den 90er Jahren bis heute relativ gleichbleibend ab. Chemotherapie stellt noch immer die Therapie der Wahl bei den meisten Formen von Karzinomen dar und haben auch die Überlebenswahrscheinlich von Patienten signifikant verbessert. Eine neue Gruppe an äußerst innovativen Medikamenten geht jedoch einen gänzlich anderen Weg und interagiert mit Krebszellen auf einem
molekularen Niveau.
Glivec, das Vorzeigemedikament des Pharmakonzerns Novartis, stellt in diesem Segment (sognenannte “Biologicals”) einen wissenschaftlichen Durchbruch dar und ist seit der Entwicklung bei einigen Formen der Leukämie weltweit zugelassen.
Was ist Imatinib/Glivec?
Imatinib ist ein Arzneistoff zur Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie (CML), von gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) sowie weiteren malignen Erkrankungen. Es wird von der Firma Novartis unter dem Handelsnamen Glivec® (Europa/Australien) oder Gleevec® (USA) vertrieben. In der Entwicklungsphase war der Name des Wirkstoffs CGP57148B bzw. STI-571.
Wie wirkt Glivec?
Bei über 90 % der Patienten mit einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) findet sich das sogenannte Philadelphia-Chromosom. Es handelt sich dabei um ein verkürztes Chromosom 22, welches durch Austausch von genetischem Material zwischen Chromosom 9 und 22 entsteht. Diesen Vorgang nennt man Translokation. Dadurch wird ein natürliches Enzym, die Tyrosinkinase ABL von Chromosom 9, mit einem Fragment des BCR-Gens auf Chromosom 22 verschmolzen. Die so mutierten Zellen produzieren ein sogenanntes Fusionsprotein BCR-ABL, eine im Vergleich zum ABL mit verstärkter Aktivität ausgestattete Tyrosinkinase, die zur unkontrollierten Vermehrung von weißen Blutkörperchen führt und eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer CML spielt.
Imatinib ist ein spezifischer Hemmstoff, der die Aktivität der Tyrosinkinase ABL in den erkrankten Zellen blockiert und damit die krankhaft gesteigerte Vermehrung der mutierten Blutstammzellen unterdrückt.
Ziel der Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie mit Imatinib ist es, eine möglichst weitgehende Reduktion des pathologischen Zellklons zu erreichen. Eine molekulare Remission, bei der BCR-ABL-Transkripte auch mittels sensitiver Verfahren (RT-PCR) nicht mehr nachweisbar sind, erreicht nur eine kleinere Gruppe von Patienten. Etwa 40 % erreichen eine deutliche Reduktion von BCR-ABL in der quantitativen PCR (> 3 log-Stufen), bei mindestens 70 % sind keine Metaphasen mit dem Philadelphia-Chromosom mehr nachweisbar (komplette zytogenetische Reduktion). Eine Normalisierung des Blutbildes (komplette hämatologische Remission) wird unter Imatinib bei über 95 % der Patienten erreicht.
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