Wer bezahlt mich in… Dänemark? Das staatliche Gesundheitssystem in Dänemark

Gesundheit ist ein wichtiges Gut, für das in jeder Gesellschaft gesorgt und bezahlt werden muss. Nicht jede Person könnte sich ohne weiteres eine angemessene Versorgung bei Krankheit leisten. Aus diesem Grund sind wir auf systematisierte Gesundheitssysteme angewiesen. Die meisten Gesundheitssysteme funktionieren nach dem Solidaritätsprinzip: Viele bezahlen einen überschaubaren Betrag, damit wenige sich teure Behandlungen leisten können. In diesem und in den nächsten Blogartikeln werden wir uns die Gesundheitssysteme diverser Länder anschauen und uns die jeweiligen Unterschiede bewusst machen.

gesundheitshelden-eu_ gesundheitssystem daenemark _qDabei sollen zentrale Fragen im Vordergrund stehen: Wie ist die Organisation gestaltet? Wer finanziert das System? Welche Vorteile gibt es und wo treten Probleme auf? Den Anfang macht das Dänemark.

Das dänische Gesundheitssystem ist staatlich organisiert. Das bedeutet, dass der Staat die Planung, Leitung und auch die Finanzierung komplett übernimmt.

Im Unterschied zum deutschen Gesundheitssystem gibt es bloß eine einzige Krankenversicherung; private Zusatzversicherung können diese nicht ersetzen und dienen lediglich als Ergänzung. Die Versicherten, also alle Bewohner Dänemarks, wählen zwischen zwei Optionen: Sie können sich entweder auf einen Hausarzt festlegen, der sie fortan an Fachärzte überweist oder sie haben die freie Wahl zwischen verschiedenen Ärzten, was im Zweifel mit höheren Kosten verbunden ist.

Drei Ebenen teilen sich die Verwaltung des Gesundheitssystems in Dänemark:

Auf nationaler Ebene werden die Ziele der Gesundheitspolitik formuliert und weitere übergeordnete Aufgaben in Angriff genommen. Dazu zählen zum Beispiel die Kontrolle des Personals im Gesundheitswesen oder die Beratung der Regionen und Gemeinden von Dänemark.

Dänemark ist in fünf Regionen unterteilt. Diese sind essentiell für das Gesundheitssystem. Auf regionaler Ebene wird die Versorgung und die notwendige Finanzierung sichergestellt. Sie kümmern sich um die Bezahlung der Krankenhäuser und der niedergelassenen Ärzte. Die Budgets dafür verhandelt jede Region mit dem Staat.

Für die Gemeinden auf lokaler Ebene bleibt die Erbringung und Finanzierung sozialer Dienste übrig. Das deckt beispielsweise die ambulante Pflege ab.

Woher kommt das Geld?

Die Finanzierung des Gesundheitssystems in Dänemark wird über die Einkommenssteuer ermöglicht. Aus diesem Grund ist der Einkommenssteuersatz in Dänemark vergleichsweise hoch. Die Gesundheitsausgaben liegen im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt bei unter zehn Prozent (Stand 2013). Damit liegt Dänemark im Vergleich mit den 35 OECD-Ländern knapp über dem Durchschnitt von neun Prozent. In Deutschland oder Frankreich beispielsweise wird im Schnitt noch mehr Geld für die Gesundheitssysteme aufgebracht.

Ein Schlaraffenland für Pfleger, Ärzte und Co?

Angemessene Arbeitszeiten und ein gutes Arbeitsumfeld für die Beschäftigten, eine würdige Unterbringung und Versorgung von Pflegebedürftigen; das hört man über die Verhältnisse in Skandinavien und speziell auch in Dänemark. Schaut man sich in Pflegeblogs um, findet man schnell Pfleger und Pflegerinnen, die nach Dänemark ausgewandert sind und die guten Verhältnisse bestätigen. Eine geregelte 37-Stundenwoche ist üblich und die Bezahlung scheint angemessen zu sein, auch wenn Lebenshaltungskosten und der Einkommenssteuersatz höher sind als in Deutschland. Dass Geld allein außerdem nicht der wichtigste Faktor für eine hohe Arbeitszufriedenheit ist, haben wir vor einiger Zeit berichtet.

 

Ein Problem des dänischen Gesundheitssystems sind die relativ langen Wartezeiten in Krankenhäusern. Um das Problem in den Griff zu bekommen, werden präventiv die Wartezeiten veröffentlicht. Falls es zu größeren Verzögerungen kommen sollte, können Patienten kostenfrei auf private oder ausländische Kliniken ausweichen.

Das Gesundheitssystem in Dänemark ist ein Beispiel für ein staatlich organisiertes und durch Steuergelder finanziertes Gesundheitssystem. Obwohl seine Kosten im Vergleich zum jeweiligen Bruttoinlandsprodukt unter denen Deutschlands liegen, bietet es gute Arbeitsbedingungen für Beschäftigte des Gesundheitswesens. Die Gründe dafür sind vielfältig und hängen wohl unter anderem mit dem hohen Ansehen dieser Berufe zusammen; Pflege beispielsweise ist in Dänemark ein Studienberuf.

Wie ist Eure Meinung zu einem steuerfinanzierten Gesundheitssystem? Sollten alle Bürger und Bürgerinnen der gleichen Krankenkasse angehören, oder sind private Krankenkassen und Wahlmöglichkeiten zwischen gesetzlichen Versicherungen nötig?

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