Krätze – sagt Euch etwas? Wissenschaftliche Bezeichnung Scabies. Eine durch kleine Hautmilben verursachte Krankheit, die sich in juckenden, geröteten, später auch schuppenden Stellen meist zwischen den Fingern, Zehen, Knöcheln, Achselhöhlen und Ellbögen äussert. Man bekommt sie hauptsächlich direkt von infizierten Personen durch direkten (und längeren) Hautkontakt, oder (seltener) auch durch infizierte Wäsche (Kleidung oder Bettzeug in Hotels mit schlechter Hygiene).
Ich sehe das in der Apotheke gelegentlich. Nicht wirklich häufig, aber anscheinend ist es wieder im kommen. Und das sind schlechte Nachrichten, denn … ich habe hier in der Schweiz kein einziges (!) Mittel mehr, mit dem ich das behandeln kann.
Früher gab’s das noch (siehe Post hier: krätzig) – Aber inzwischen ist das Jacutin und das Eurax ausser Handel und das einzige Mittel mit Permethrin (Loxazol) ist ein Shampoo, nicht eine Creme oder Körperlotion, zu niedrig dosiert und auch nicht für die Behandlung der Krätze zugelassen. Prioderm (Malathion) ist ebenfalls ein Shampoo – und auch nicht zur Behandlung der Krätze zugelassen. Das Problem mit den Shampoos ist: ich kann sie schlecht wie vorgeschrieben bei Krätze während mindestens 8 Stunden auf der Haut lassen. Auf der ganzen Haut: unterhalb des Halses überall.
Wenn ich also nicht darauf vertrauen will, dass ich irgendwann mit Kratzen alle Milben entferne (brrr), oder einen Versuch wagen will mit Teebaumöl oder Perubalsam (Wirkung unklar), habe ich nur die Variante etwas zu importieren:
- Infectoscab®: aus Deutschland. Permethrin, 5% – abends aufgetragen, mind. 8 Stunden auf der Haut gelassen.
- Lyclear® aus Grossbritannien, Permethrin Creme und Lotion. Rezeptpflichtig.
- Antiscabiosum®– aus Deutschland: Benzylbenzoat 10 oder 25%, an 3 aufeinanderfolgenden Tagen vom Hals abwärts auf den ganzen Körper aufgetragen, am 4. Tag abwaschen.
- Stromectol ® aus Frankreich. Enthält Invermetcin. Alternative und bei der hochansteckenden Variante Scabies norvegica. Wird eingenommen in einer Einzeldosis. Rezeptpflichtig?
Importieren darf ich das ausnahmsweise … da ja kein entsprechendes Mittel mehr in der Schweiz zugelassen ist. An Lager halten darf ich es aber aus gesetzlichen Gründen tatsächlich nicht … da solche Medikamenten-Importe nur für spezifische Patienten erlaubt sind.
Man kann sich vorstellen, dass das etwas ist, wo man möglichst bald mit einer Behandlung anfangen will.
Zustände sind das hier.
Oh – es gäbe ja noch die Möglichkeit die Creme selber herzustellen. Das ist nicht einmal speziell aufwändig und seit ein paar Tagen weiss ich auch, wo ich das Permethrin her bekäme. Jetzt müsste ich nur noch genug Abnehmer haben, damit sich das lohnt: 1 kg Permethrin (Mindestmenge, die ich bei einem Lieferanten gefunden habe – unser normaler hat das nicht) kostet da 1000 Franken. Für eine einzelne Herstellung ist das unpraktikabel und unrentabel. Ich müsste etwa 500 Rezepte oder Abnehmer sonst dafür haben, ansonsten da werfe ich, wenn das Permethrin in maximal 5 Jahren abläuft immer noch die Mehrheit weg, und mache Verlust.
Könnte sich mal jemand von der Pharmaindustrie dem Problem annehmen? Bitte? Aber wahrscheinlich ist das wieder mal so: für die (kleine) Schweiz lohnt sich das nicht.
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