Therapie-Kühe im Sternenglühen

Herr Gun-Wenk litt am Endstadium eines miesen Tumors. Und an einem schweren Herzinfarkt. Gleichzeitig. Die Kardiologen der Uniklinik links von Beteigeuze bauten daraufhin motiviert 2 große Stents in ausgewählte Herzkranzgefäße ein. Nachdem sich Herr Gun-Wenk irgendwie nicht so schnell erholte wie geplant (großer Tumor und so), der Patient sowieso nicht links von Beteigeuze wohnte und es außerdem niemals so schön wie in seinem Heimatort Beteigeuze selbst war, ließ sich Herr Gun-Wenk nun heimatnah ins kompetente Klinikum Beteigeuze verlegen.

Zing. Herr Gun-Wenk ging es also nun nicht mehr im Uniklinikum links von Beteigeuze schlecht, sondern im Klinikum Beteigeuze City.

„Und hier Frau Doktor“, sagte Herr Gun-Wenk und zeigte mir einen Stapel offizieller Briefe, „da haben sie für mich so eine Reha betragt, die Ärzte in der Uniklinik. Aber ich weiß nicht ob ich das kann.“

„Hmhm“ sagte ich und starrte auf ein Formular, dass Herr Gun-Wenk zur Teilnahme an einer idyllischen Reha in Bad Polarstern gratulierte. Beginn: Übermorgen.

„Uh, also übermorgen wird das nichts. Ihnen geht es sehr schlecht. Und das mit dem Tumor wird vermutlich auch nicht besser. Ich bin mir nicht sicher ob sie überhaupt jemals fähig wären in so eine Reha zu gehen.“

Herr Gun-Wenk nickte erschöpft und meinte das habe er sich auch schon gedacht.

Ich holte mir sicherheitshalber die Zweit-Meinung des klugen Oberarztes ein, der da rief: „Eine Reha?! Das ist ja hirnrissig. Sagen sie die Reha sofort ab Frau Zorgcooperations!“

„Jep, zu Befehl. Reha absagen. Sofort.“

Kann ja nicht so schwer sein.

Herr Gun-Wenk lieh mir seinen Stapel an „Yay-Reha“-Briefen und ich sortierte mich durch buntes Briefpapier auf dem Reha-Klinikum Bad Polarstern im Sternenlicht erglühte, während öh Therapie-Kühe das Gras der Umgebung mähten: – Ihr Ansprechpartner: Frau Glühn – Aha.

„Ja hallo ich möchte diese Reha absagen.“ – „Oh ach so…. jaja… gut… also… habe ich notiert Frau Zorgcooperations. Aber bevor wir ihre Absage offiziell prozessieren können, müssen sie die Reha bei der Rentenversicherung des Herrn abmelden.“

Ah.

Fünf Minuten später fand ich Herrn Gun-Wenks Reha-Bewilligung durch die Deutsche Rentenversicherung.

„„Ja hallo ich möchte diese Reha absagen.“ – „Oh … aha … soso. Da müssen sie mir erst mal die Rentenversicherungsnummer des Patienten geben!“
„Die WAS?“
„Ohne die Rentenversicherungsnummer geht das nicht!“
Ich begann nun in der Vielzahl an Blättern nach besagter Nummer zu suchen, während die Versicherungsdame genervt über so viel Inkompetenz schimpfte, ohne Nummer ginge das nicht. Nachdem ein baldiges Finden der Nummer aber nicht erreichbar war, schaffte sie es schließlich Herrn Gun-Wenk anhand seines Namens in der Datenbank aufzutreiben. (Haha, ohne Nummer geht das nicht…)

Dann sagte sie noch: „Also Frau Zorgcooperations, wir haben ihre Absage jetzt vorgemerkt, ABER: bevor wir das weiterprozessieren können, müssen sie uns erst mal eine schriftliche Absage schicken. Mit genauer Angabe der Absagegründe.“