Tinnitus – das störende Konzert im Ohr

Es gibt angenehme Geräusche, wie schöne Musik oder Vogelstimmen, und es gibt störende Geräusche, die man lieber nicht hören möchte. Schlimmer wird es noch, wenn diese Geräusche aus dem eigenen Ohr kommen. Jeder kennt das, wenn auch nur für wenige Sekunden oder Minuten: Ein kurzes Brummen, Pfeifen oder Klopfen im Ohr und nach kurzer Zeit ist der Spuk wieder vorbei. Bei manchen Menschen verschwindet dieses Geräusch jedoch nicht mehr und beim HNO-Arzt erhält man dann die Diagnose: Tinnitus.

Kopfhörer

Musiktherapie kann das Dauergeräusch im Ohr zurücktreten lassen. © Reif und Kollegen

 

Wie kommt es zu den Geräuschen im Ohr?

Beim Tinnitus muss man grundsätzlich zwischen zwei Arten unterscheiden: dem subjektiven und objektiven Tinnitus. In den meisten Fällen liegt der subjektive Tinnitus vor. Hier existiert das Geräusch nicht wirklich, sondern ist Folge einer veränderten Hörverarbeitung im Gehirn. Die sehr feinen Haarzellen im Ohr schwingen entsprechend dem Schall mit und können falsche Signale an die Nervenbahnen senden. Diese Informationen werden wiederrum an das Verarbeitungszentrum des Gehirns weitergeleitet. Sind diese Haarzellen geschädigt, kommt es oft zu einer falschen Signalweiterleitung. Vorausgegangen ist hier oft ein Hörsturz, der durch Lärmbelastungen von über 85 Dezibel auftreten kann. Ein Hörsturz zieht oft einen Tinnitus nach sich. Denken Sie nur an ein lautes Rockkonzert oder an laute Maschinen und das oftmals schlechtere Hörvermögen unmittelbar danach.

Der objektive Tinnitus kommt in den seltensten Fällen vor. Dieser ist tatsächlich messbar und kann unter Umständen auch von anderen Menschen gehört werden. An Ohrgeräuschen dieser Art sind meist Strömungsgeräusche von Blutgefäßen durch Verengungen oder Muskelbewegung im Mittelohr oder Gaumen schuld. Auch durch Nebenwirkungen verschiedener Medikamente und starke emotionale Belastung, wie Stress in der Arbeit oder starke familiäre Probleme, können Ohrgeräusche auftreten oder sich verstärken.

Wie wird ein Tinnitus diagnostiziert?

Zunächst erfolgt das Anamnesegespräch beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt, in dem er klärt, wie lange die Ohrgeräusche bestehen, ob Verletzungen des Ohrs vorangegangen sind und ob sich der Lärm im Ohr unter Stress und Verspannungen der Nackenmuskulatur erhöht. Anschließend werden verschiedene Stationen der Hörbahn elektrophysiologisch überprüft. Hierbei misst der Arzt die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen.

Welche Schweregrade gibt es?

Tinnitus kann in vier verschiedene Schweregrade eingeteilt werden. Grad eins liegt vor, wenn sich der Betroffene durch die Geräusche nicht gestört fühlt. Grad zwei bedeutet Ein- und Durchschlafschwierigkeiten aufgrund des Lärms. Grad drei und vier beschreiben in aufsteigendem Maß den Rückzug aus Beruf und sozialem Leben sowie psychische Probleme, wie beispielsweise Angstzustände.

Welche Therapien sind möglich?

Je nach Ursache kommen unterschiedliche Therapiemöglichkeiten infrage. Wichtig ist vor allem, dass der Tinnitus so früh wie möglich behandelt wird, damit er nicht das Leben dominiert.

Tinnitus-Musiktherapie

Wie so oft im Leben hilft auch hier: Musik. Bei der Musiktherapie wird mit Klang und Musik gearbeitet. Der Arzt ermittelt hier die bestehende Tinnitus-Frequenz und filtert diese dann aus der Musik heraus. Die Nervenzellen in der Hörrinde erhalten so keinen Input mehr und verringern ihre Aktivität innerhalb der Tinnitus-Frequenz. Im besten Fall wird der Tinnitus bei regelmäßiger Anwendung leiser und tritt in den Hintergrund. Für die Musiktherapie gibt es sogar spezielle Apps für das Smartphone.

Infusionstherapie

Manchmal fehlen dem Körper auch nur Spurenelemente und Vitamine. Mittels einer gezielten Infusionstherapie und der Zuführung entsprechender Vitamine und Spurenelemente verschwindet der Tinnitus oft schnell wieder. Eine Sauerstoffmehrschritttherapie hilft bei Tinnitus, der aufgrund von Durchblutungsstörungen entstanden ist. Wenn die Zellen lange Zeit an Sauerstoffmangel leiden, können diese absterben und die Versorgung wichtiger Organe ist nicht mehr richtig gewährleistet. Hieraus entstehen Durchblutungsstörungen, die durch eine Anhebung der Sauerstoffsättigung im Blut positiv beeinflusst werden können.

Physio- oder Psychotherapie sowie Entspannungstechniken

In unserer modernen Leistungsgesellschaft sind Ohrgeräusche auch oft stressbedingt. Hier helfen Entspannungstechniken oder eine Physio- bzw. Psychotherapie, um Körper und Geist zu entlasten. Ein Überdenken der beruflichen und familiären Situation sowie Stressreduktion lösen Verspannungen im Nacken, die in vielen Fällen die Ursache für den Tinnitus sein können.

Bei den individuellen Behandlungsmöglichkeiten lässt sich eine Vielzahl möglicher Ursachen für Tinnitus bekämpfen. Der betroffene Patient sollte sich deshalb nicht noch weiterem Stress aussetzen und in Panik verfallen, sondern auf die professionelle und kompetente Hilfe des Hals-Nasen-Ohren-Arztes vertrauen. Es ist jedoch ratsam frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, denn je früher eine wirkungsvolle Therapie gefunden wird, desto weniger kann der Tinnitus überhand gewinnen.