So ein Zufall: Vor kurzem ist im Deutschen Ärzteblatt eine aktuelle Fortbildung zum Thema Kopfläuse erschienen. Ich habe den Artikel sofort durchgearbeitet und meinem Mann voller Begeisterung meine neuesten Erkenntnisse mitgeteilt.
Die Begeisterung verschwand dann schlagartig, als ich am nächsten Tag entdeckte, dass unsere Kinder Läuse haben. Mein Mann ist der Meinung ich hätte es einfach herausgefordert…
Aber immerhin bin ich relativ entspannt geblieben. Zum einen habe ich schon so viele Lauseköpfe gesehen, dass mich die Tierchen nicht wirklich erschrecken. Zum anderen haben mir ein paar Informationen aus der gerade gelesenen Fortbildung Mut gemacht, dass wir das Thema schnell wieder loswerden.
Die Sache mit dem Loswerden hat nur einen großen Haken, aber dazu komme ich gleich.
Erst einmal möchte ich hier ein paar interessante Punkte aus dem Ärzteblatt-Artikel zusammenfassen:
- Kopflausbefall tritt in jahreszeitlichem Rhythmus auf, wobei der Befall von Mitte September bis Ende Oktober am häufigsten ist (gute Nachricht: danach wird es besser!).
- Am häufigsten erkranken Kinder zwischen dem 5. und 13. Lebensjahr.
- Mädchen sind häufiger betroffen. Zum einen sind längere Haare ein Risiko, zum anderen haben Mädchen eher engeren (Kopf-)Kontakt beim Spielen als Jungen.
- Die Laus klebt ihre Eier in unmittelbarer Nähe zur Kopfhaut an die Haare, und zwar gerne an Schläfen, hinter den Ohren und im Nacken.
- Nach durchschnittlich 8 Tagen schlüpfen die Läusekinder (Nymphen), es kann aber auch bis zu 13 Tage dauern!
- Die Eihüllen (Nissen) bleiben an den Haaren kleben und sehen weiß aus. Wenn sie einen Abstand von >1 cm von der Kopfhaut haben, sind sie leer, also kein Zeichen dafür, dass noch ein aktiver Befall da ist. (Eier, in denen noch eine Laus steckt, sind dunkel und enger an der Kopfhaut gelegen!)
- In der Regel findet man bei uns weniger als 10 Läuse pro Kopf.
- Läuse und deren Eier trocknen ohne Kontakt zur Kopfhaut aus. Die meisten Läuse sterben innerhalb von 30 Stunden, wenn sie keinen Kontakt mehr zur Kopfhaut haben! Nach wenigen Stunden sind Läuse so geschwächt, dass sie nicht mehr infektiös sind, und nach spätestens 2 Tagen sterben sie.
- Wichtig ist also die Behandlung der Köpfe, nicht die der Umgebung.
- Welche Rolle Kopfläuse bei der Übertragung von Krankheiten haben ist unklar, man geht aber davon aus, dass es sich um eine geringe Relevanz handelt.
- Übertragen werden Läuse über engen Kontakt von Kopf zu Kopf. Übertragungen durch Gegenstände sind seltene Ausnahmen. In einer Untersuchung von Mützen von 1000 Kindern mit Kopfläusen wurde in keiner einzigen Mütze eine Laus gefunden.
- Nur bei einzelnen Personen mit sehr starkem Lausbefall wurden wenige Läuse auf dem Kopfkissen gefunden, so dass auch hier ein nur geringes Risiko besteht.
- Der Juckreiz bei Lausbefall entsteht durch eine allergische Reaktion gegen den Speichel der Laus. Da eine Allergie erst einige Zeit braucht um sich zu entwickeln, juckt es nicht sofort am Anfang, sondern erst nach 4-6 Wochen, oder wenn ein Kind zum wiederholten Mal Läuse hat.
- Nicht alle Kinder entwickeln Juckreiz!
- In einer Untersuchung nur mit den Händen wurden in einer Gruppe Kinder nur bei 6% der Kinder Läuse entdeckt. Erst bei Verwendung eines Nissenkamms konnte festgestellt werden, dass 25% der Kinder betroffen waren. Nur mit den Fingern suchen reicht also nicht aus.
- Die empfohlene Technik um nach Läusen zu suchen sieht so aus:
- Haare normal waschen und Spülung verwenden
- Erst mit gröberem Kamm Haare glätten
- Mit Läusekamm von der Basis der Haare an der Kopfhaut (dort sitzen die Eier) bis zu den Spitzen durchkämmen, Strähne für Strähne
- Nach jedem Strich Kamm untersuchen und säubern
- Haare ausspülen und noch einmal systematisch durchkämmen, um eventuell übrige Läuse zu entfernen
- Läusekämme aus Metall sind wirksamer als solche aus Plastik.
- Es sind viele verschiedene Mittel gegen Läuse zugelassen. Dabei sind einige Mittel wegen Resistenzentwicklung deutlich weniger wirksam und könnten außerdem nervenschädigend (neurotoxisch) wirken. Dazu zählen Mittel, die Permethrin, Phenotrin, Malathion, Carbamate oder Pyrethrine enthalten. Läusemittel mit Dimeticonen sind wirksamer und nicht giftig. Sie wirken rein physikalisch durch den Verschluss der Atemöffnung der Läuse. Auch Eier können abgetötet werden.
- Wirksam ist auch wiederholtes feuchtes Durchkämmen alle 3 Tage ohne Anwendung eines chemischen Präparates (z.B. bei Personen mit Wunden an der Kopfhaut, stillenden Müttern etc…). Das sollte dann so lange gemacht werden, bis nach 4 aufeinanderfolgenden Durchführungen keine Läuse mehr entdeckt werden.
- Durch Wäsche >60°C oder 15 Minuten im Trockner werden Läuse in Kissenbezügen usw. getötet. Behandlung von Polstermöbeln und Teppichen ist nicht notwendig, da die Läuse außerhalb des Kopfes nur kurz überleben. Kuscheltiere etc. für 3 Tage in Plastiktüten zu verpacken ist wissenschaftlich nicht begründbar.
- Damit die Behandlung erfolgreich ist, muss sie richtig durchgeführt werden:
- Läusemittel genau nach Anleitung anwenden
- Nach 8 Tagen Behandlung wiederholen, und da einige Nymphen auch erst nach 13 Tagen schlüpfen zur Sicherheit eine dritte Behandlung am Tag 15. (Mittel, die Eier abtöten, müssen nur 1x verwendet werden
- Kontaktpersonen müssen gleichzeitig behandelt werden.
- Nach Infektionsschutzgesetz ist ein ärztliches Attest nicht erforderlich. Eine Gemeinschaftseinrichtung (Kita,…) muss aber von den Eltern informiert werden und der Kopflausbefall wird an das Gesundheitsamt gemeldet.
So weit also die Zusammenfassung (Deutsches Ärzteblatt vom 11.11.2016). Jetzt zu dem Problem, das ich sehe:
Ich habe meine Kinder sofort behandelt, so dass sie am nächsten Tag direkt wieder in Schule und Kita gehen konnten. Aber:
Es bringt im Prinzip gar nichts, wenn ich mein Kind behandle, aber bei den anderen Kindern noch weiterhin Läuse im Umlauf sind.
Wenn ein Fall von Läusen auftritt, müssen also unbedingt zeitnah ALLE Kinder auf Läuse untersucht werden, und dann auch parallel behandelt werden. Sonst stecken sich immer alle gegenseitig wieder an.
Da Läuse nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen auftauchen, muss man davon ausgehen, dass bei einem betroffenen Kind in der Gruppe jedes andere Kind genauso betroffen sein könnte.
In der Kita wird in solchen Fällen zwar ein Schild aufgehängt: „Es ist ein Fall von Läusen aufgetreten“, aber das ist im Grunde viel zu spät.
Was uns wirklich hilft ist, wenn wir Eltern uns gegenseitig sofort informieren.
Wenn wir nachmittags die Läuse entdecken, der erste Schreck sich gelegt hat und das Läusemittel besorgt ist, hat die Kita zu. Von dort erfahren es die anderen Eltern also erst am nächsten Tag.
Es liegt also in unserer eigenen Verantwortung, dass die anderen Eltern es von uns erfahren und dann sofort untersuchen und behandeln können.
Nur ist es leider nicht die Regel, dass man angerufen wird: „Du, wir haben Läuse, guck mal deine Kinder durch!“
Warum ist das so?
Ich glaube die meisten denken einfach nur nicht daran die anderen Eltern zu informieren. Man hat genug damit zu tun Läusemittel zu besorgen, sich zu informieren und die Kinder durchzukämmen – und man ist sowieso ganz wirr im Kopf.
Leider gibt es aber auch Eltern, die nichts sagen, weil sie sich schämen. Die sich nicht trauen zu sagen, dass ihr Kind Läuse hat.
Dabei würde ein ganz offener Umgang mit dem Thema uns allen helfen.
Läuse gehen auch sehr gerne auf saubere Köpfe gut gepflegter Kinder, die kennen da nichts. Die Übertragung erfolgt von Kopf zu Kopf beim engen Spielen miteinander. Man könnte also vielleicht sagen: „Mein Kind ist besonders beliebt bei den anderen, es hatte schon soundso oft Läuse!“
Das Problem das ich sehe ist, wenn nicht offen darüber geredet wird:
Wenn getuschelt wird „Wer hat denn die Läuse?“, wenn das Gesicht verzogen wird oder betroffenen Eltern das Gefühl gegeben wird, sie hätten irgendwas „verbrochen“, führt gerade das dazu, dass lieber nichts gesagt wird.
Die Läuse freuen sich drüber. Schwupps sind sie dann ganz schnell wieder beim eigenen Kind angekommen, da hat das Vertuschen gar nichts geholfen sondern alles nur noch schlimmer gemacht.
Der Vorschlag, den ich in unserer Kita gemacht habe, ist, dass wir Eltern uns per Rundmail an alle anderen Eltern sofort gegenseitig informieren. Alternativ finde ich auch eine Telefonkette denkbar.
Wenn es dann doch Eltern gibt, denen ein Lausekind so unangenehm ist, dass sie sich nicht trauen Bescheid zu geben, gibt es das Angebot, die anderen Eltern anonym über eine Person des Vertrauens zu informieren.
Also noch einmal meine Bitte liebe Eltern: Geht offen mit dem Thema um, sagt so früh wie möglich Bescheid, wenn Läuse vorhanden sind. Wenn über das Wochenende die Kita zu ist, ist sie montags läusefrei. Aber nur, wenn wir als Eltern unsere Verantwortung wahrnehmen.
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