Und so kam es, dass eine riesige Lungenembolie den regelrechten Blutfluss im Kreislauf des Patienten störte. Und den Sauerstofftransport irgendwo hin. Der Überwachungsmonitor piepste wild, der Patient nahm eine ungesunde graue Farbe an.
Der Oberarzt entschied, dass hier eine Lysetherapie zur Auflösung der Embolie von Nöten war. Dann ging der Oberarzt woanders hin, denn als Oberarzt ist man sehr gefragt in so einem Krankenhaus.
Die Lyse, das sollte der Dienstarzt machen.
„Ähm“, sagte ich und rief den Oberarzt gleich mal an, „so eine Lyse habe ich noch nie alleine durchgeführt. Könnten sie mir kurz sagen wie genau ich das Medikament dosieren und verabreichen sollte?“
„Äh“, sagte der Oberarzt, „weiß ich jetzt auch nicht so genau. Schauen sie in den Hausleitlinien der Intensivstation.“
„Ok“, sagte ich misstrauisch.
Aus dem Regal zog ich den Ordner mit den Hausleitlinien. „Lysetherapie: Seite 18“.
Seite 18 hatte irgendjemand aus dem Ordner entfernt.
Hm.
Würde ich eben im hauseigenen Intranet in den Leitlinien nachschlagen.
Klick, klick, „Sorry aber von 16 bis 17 Uhr ist unser Intranet heute wegen Wartungsarbeiten erst mal offline.“
Erbost über diese Anhäufung an Murphys Law zerrte ich nun die Packungsbeilage der Lyse aus der Schachtel, welche 3 m lang war, aber die von mir gewünschten Informationen enthielt.
Nachdem ich meine Strategie mit einer erfahrenen Schwester nochmals kurzgeschlossen hatte, die eine Lysetherapie vermutlich auch ohne Arzt durchführen konnte, retteten wir dann auch glorreich den Patienten. Das Intranet ging kurz darauf ebenfalls wieder und irgendjemand druckte Seite 18 erneut aus und heftete sie im Leitlinienordner ab.