Unser Leitbild als Basis auf der wir handeln möchten

Interview mit Dr. Alexander Gary zum Vitos Leitbild

Im vergangenen Monat reisten Vitos Geschäftsführer Reinhard Belling und Mitglieder der Leitbildgruppe quer durch Hessen und stellten das neue Leitbild in allen Vitos Gesellschaften vor. In zwei Wochen wird es einen Blogbeitrag inklusive Bildergalerie über die Infoveranstaltungen in den Vitos Gesellschaften geben. Heute wollen wir das Leitbild und seine Entstehung unter die Lupe nehmen. Dazu habe ich mit Dr. Alexander Gary, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensentwicklung, gesprochen.

Anna Pfläging: Was ist eigentlich ein Leitbild und wozu brauchen wir so etwas?

Dr. Alexander Gary: Leitbilder finden sich in der Gesellschaft im Großen und im Kleinen. Unser Grundgesetz ist quasi das Leitbild für die Bundesrepublik Deutschland. Genauso kann eine Familie wie auch ein Unternehmen ein eigenes Leitbild für sich entwickeln. Ein Leitbild bietet Orientierung für alle. So ist es auch bei Vitos. Unser Leitbild gibt uns eine klare Grundhaltung vor, wie wir uns nach innen und nach außen verhalten wollen. Es bildet zusammen mit unseren Werten die Basis auf der wir handeln möchten. Nach Außen sorgt das Leitbild dafür, dass unser Unternehmen als einheitlich erlebt wird. Das bedeutet auch, dass wir uns nach innen und nach außen gleichermaßen an unserem Leitbild messen lassen müssen. Einige Punkte erfüllen wir bei Vitos bereits, an anderen wollen wir gemeinsam arbeiten und uns so stetig weiterentwickeln.

Anna Pfläging: Wie kam das Vitos Leitbild zustande?

Reger Austausch im Leitbildteam

Reger Austausch im Leitbildteam

Dr. Alexander Gary: Wir haben sehr viel Mühe und Herzblut in die Erarbeitung des Leitbilds gesteckt. Zuvor hatten wir unsere bereits bestehenden Werte mithilfe von Interviews überprüft. Diese Interviews wurden in allen Vitos Gesellschaften geführt. Auf dieser Grundlage haben die Teilnehmer der Führungskräftekonferenz schließlich die vier Grundwerte „kompetent“, „vertrauenswürdig“, „transparent“ und „zugewandt“ bestätigt. Das war die Ausgangsbasis für unser Leitbildteam. Anfang 2016 legten wir los. In fünf intensiven Workshoptagen haben wir das Leitbild entwickelt.

Damit sich alle Mitarbeiter vom Leitbild abgeholt fühlen, war es entscheidend, dass die Leitbildgruppe aus Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen, unterschiedlicher Tochtergesellschaften sowie verschiedener Betriebsstätten, also von Erwachsenenpsychiatrie bis Behindertenhilfe, besteht. Schließlich ist Vitos ein vielfältiges Unternehmen. Wir haben also vor Ort angefragt, wer motiviert ist und Lust hat, das Leitbild aktiv mitzugestalten. Von den zahlreichen Interessenten wurden dann 20 ausgewählt, Teil der Leitbildgruppe zu sein.

Anna Pfläging: Welche Anforderungen muss das Leitbild erfüllen?

Unser Leitbildteam

Unser Leitbildteam

Dr. Alexander Gary: Das Leitbild gilt für das gesamte Unternehmen, nicht nur für einzelne Teilbereiche. Allgemeingültigkeit ist also eine grundlegende Anforderung, die es erfüllen muss.

Es muss umsetzbar sein. Natürlich bildet es eine Idealvorstellung ab. Dabei darf es sich aber nicht um eine Utopie handeln. Dieses Ideal muss erreichbar sein. Zwar kann das Leitbild die schwierigen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen (Konzentrationsprozesse, Arbeitsverdichtung, wirtschaftlicher und zeitlicher Druck) nicht verändern, es kann jedoch wertvolle Orientierung bieten, um mit den bestehenden Gegebenheiten bestmöglich umzugehen. Die Herausforderung ist es, trotz äußerer Rahmenbedingungen, im Sinne des Leitbildes zu handeln.

Die einzelnen Aspekte des Leitbilds müssen sich harmonisch zusammenfügen und dürfen sich nicht widersprechen. Nicht zuletzt muss das Leitbild langfristig sein. Kulturentwicklung braucht Zeit. Wichtig ist, dass unser Leitbild nicht in Stein gemeißelt ist. Es kann und darf sich im Laufe der Zeit verändern.

Fragen, die unser Leitbild beantwortet, sind beispielsweise: „Was tun wir?“, „Wie gehen wir miteinander, aber auch mit Patienten, Klienten und Bewohnern um?“. Genauso: „Mit wem und wie arbeiten wir zusammen?“. Daraus leiten sich die fünf Kategorien „Unsere Leistung“, „Unsere Haltung“, „Unser Miteinander“, „Wir in der Gesellschaft“ und „Wir als Mitarbeiter“ ab.

Anna Pfläging: Was passiert mit den bisherigen Leitbildern?

Dr. Alexander Gary: Bislang galt für Vitos das LWV-Leitbild. Einige Vitos Gesellschaften hatten in der Vergangenheit zusätzlich sehr vielfältige eigene Leitbilder entwickelt, in denen viel Arbeit steckte. Innerhalb des Leitbildprozesses haben wir uns damit beschäftig, welche Leitbilder innerhalb der einzelnen Gesellschaften bereits bestehen. Während der Infoveranstaltungen stellen die Teilnehmer fest, dass sich viele Punkte ihres bisherigen Leitbilds im neuen Leitbild wiederfinden. Die alten Leitbilder gehen also zukünftig im neuen Leitbild auf.

Anna Pfläging: Wie wird das Leitbild für die Vitos Mitarbeiter vor Ort spürbar?

Dr. Alexander Gary bei der Infoveranstaltung der Vitos Holding zum Leitbild

Dr. Alexander Gary: Ein Leitbild ist etwas, das wächst und von jedem einzelnen Vitos Mitarbeiter mitgestaltet und gelebt wird. Es geht dabei nicht darum, einfach ein Plakat aufzuhängen, und damit ist es getan. Jeder Einzelne hat die Verantwortung, das Leitbild umzusetzen. Gleichzeitig soll eine Auseinandersetzung mit dem Leitbild in allen Teams stattfinden. Dabei geht es darum, unser vitosweites Leitbild vor Ort zu konkretisieren. Also, Möglichkeiten zu finden, wie es stimmig in die Kultur der jeweiligen Gesellschaft und auch der jeweiligen Betriebsstätte integriert werden kann.

Genauso geht es darum, Beispiele zu finden, wie das Leitbild heute bereits gelebt wird, und, in welche Bereiche es zukünftig stärker einfließen kann. Ganz konkret also beispielsweise die Frage: „Was bedeutet wertschätzender Umgang in der Pflege, sowohl für den Umgang innerhalb des Teams als auch für den Kontakt mit Patienten, Klienten und Bewohnern?“ und „Welche Leitsätze können wir für unsere Einrichtung oder unsere Station daraus ableiten?“. Jeder Einzelne kann sich zudem fragen: „Was bedeutet das Leitbild für mich persönlich, was kann ich besonders gut?“, „Was möchte ich für mich erreichen, was für mein Team?“. Das Leitbild ist nichts Statisches, es lebt vom gemeinsamen Austausch, von den Ideen und dem Engagement der Mitarbeiter. Solch eine Reflexion braucht Zeit und Spielraum. Diesen müssen die Führungskräfte ihren Teams bieten.