Nach Schätzungen des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatten sich in den USA im Jahr 2008 noch etwa 45.700 Menschen mit HIV infiziert, 2014 dagegen waren es 37.600. Demnach ist die Zahl der jährlichen HIV-Neuinfektionen innerhalb von sechs Jahren um 18 Prozent gesunken.
Den deutlichsten Rückgang gab es in der Gruppe der injizierenden Drogengebraucher_innen (um 56 Prozent) sowie bei Heterosexuellen (um 36 Prozent).
Maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen habe die wachsende Zahl der HIV-Infizierten, die von ihrer Infektion wissen, sowie derjenigen, die aufgrund der Therapie das Virus nicht mehr weitergeben können, so die Forscher_innen.
Auch die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) kann laut dem CDC in den letzten Jahren eine Rolle gespielt haben, allerdings ist diese erst seit 2012 in den USA zugelassen und wird erst seit der zweiten Hälfte des Jahres 2013 breiter eingesetzt.
„Diese Daten spiegeln den Erfolg kollektiver Präventions- und Behandlungsbemühungen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene wider“, erklärte Jonathan Mermin, Direktor des Nationalen Zentrums für HIV/Aids-, Virushepatitis-, Geschlechtskrankheiten- und Tuberkulose-Prävention am CDC in einer Pressemitteilung. Dennoch, so Mermain weiter, müsse sichergestellt werden, dass all diejenigen Menschen von den Präventionsangeboten erreicht werden, die diese am meisten benötigen.
Bei genauerer Analyse zeigen sich nämlich deutliche Differenzen zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Regionen des Landes. So variiert der Rückgang je nach Bundesstaat zwischen 10 Prozent (Washington D.C.) und 2 Prozent (Texas).
Zudem stagniert die Zahl der HIV-Neuinfektionen insgesamt bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) – und auch innerhalb dieser Gruppe gibt es deutliche Unterschiede. Während es bei den weißen homo- und bisexuellen Männern einen Rückgang der HIV-Neuinfektionsrate um 18 Prozent gab, ist diese bei den Schwarzen gleich geblieben, bei den Latinos sogar um 20 Prozent gestiegen.
Zudem gibt es markante Abweichungen zwischen den verschiedenen Altersgruppen. So wurde bei den unter 24-jährigen schwulen und bisexuellen Männern ein Rückgang um 8 Prozent, in der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen hingegen ein Anstieg um 35 Prozent verzeichnet.
Das CDC schätzt, dass rund 15 Prozent aller Menschen mit HIV in den USA nichts von ihrer Infektion wissen, bei den Drogengebraucher_innen seien dies 6 Prozent, bei den Heterosexuellen 16 Prozent. Bei bi- und homosexuellen Männern geht man von 17 Prozent aus, bei den unter 24-Jährigen dieser Gruppe von fast der Hälfte.
„Die hochwirksamen Präventionsstrategien müssen weiterentwickelt und auf bundesstaatlicher sowie lokaler Ebene umgesetzt werden, um den Fortschritt zu beschleunigen“, so das Fazit von Eugene McCray, Direktor der CDC-Abteilung für HIV/Aids-Prävention. „Das heißt: HIV-Testung ausbauen, um den Anteil derjenigen Menschen mit HIV zu erhöhen, die eine HIV-Therapie nehmen, und den Einfluss aller verfügbaren Präventionswerkzeuge erhöhen.“
Auch sein Kollege Mermain weist darauf hin, dass man sich nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen dürfe – auch und gerade, wenn es um die Gruppe der injizierenden Drogengebraucher_innen geht: „Die Opioid-Epidemie in unserem Land gefährdet den enormen Fortschritt, den wir bei Menschen, die Drogen spritzen, erreicht haben“, so Mermain. „Wir müssen den Zugang zu umfassenden Spritzenprogrammen ausweiten, die das HIV-Risiko bei Drogengebraucher_innen senken und zudem die Anbindung dieser Gruppe an weitere Angebote der Drogen- und Suchthilfe herstellen.“
(ascho/Christina Laußmann)
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