Monitor-Plan


Herr Gnitzel hatte einen kleinen Herzinfarkt. „Nicht so schlimm“, sagte der Kardiologe und plante einen Herzkatheter für den nächsten Tag. Herr Gnitzel sollte solange zur Sicherheit an einem Überwachungsmonitor auf der kardiologischen Station aufbewahrt werden, betreut von geschulten kardiologischen Pflegekräften und klugen Assistenzärten. Soweit der Superplan.
„Also“, sagte die geschulte Schwester Monika ins Telefon, „dieser Herr Gnitzel bleibt nicht an Monitor. Du musst jetzt kommen Arzt!“
Auf meinem Namensschild stand nun tatsächlich Arzt, und so ging hin und erzählte Herrn Gnitzel nochmals die Geschichte mit dem Herzinfarkt und dem Superplan.
Herr Gnitzel war wenig beeindruckt, er könne nicht an diesem Monitor sein, denn: er müsse rauchen gehen. JETZT.
„Gaa, Rauchen ist ganz schlecht, besonders für ihr Herz, sie sollten darüber nachdenken ganz aufzuhören“, gab ich einen klugen Ratschlag für’s Leben.
Herr Gnitzel starrte mich mit leerem Blick an.
Ich fügte eine wilde Drohung an: Es könne zu schlimmen Herzrhythmusstörungen kommen und wenn es dumm liefe zum vorzeitigen Tode im Raucherhäuschen.
Dann piepste mein Telefon und ich musste irgendetwas in dessen Mikrophon sagen: „Hallo Frau Zorgcooperations, wer ruft an?“, zum Beispiel.
Herr Gnitzel warf mir an dieser Stelle einen verachtenden Blick zu. Er schien nicht viel von verweichlichten Ärzten mit Telefonen zu halten. Im Anschluss rupfte er alle Monitorkabel von Brustkorb und  Armen und verschwand aus der Tür. Das Raucherhäuschen empfing ihn freundlich, und das nicht nur einmal in diese Nacht. Wir machten eine Notiz in die Akte und ließen Herr Gnitzel auf eigene Verantwortung umherwandern.
Irgendwie war ich aber doch frustriert. Herr Gnitzel überlebte trotzdem völlig unbeeinträchtigt.

Wahnsinnswoche 2017:13

In dieser Woche 169 Patientenkontakte und 12 Terminausfälle.


Montag: Das Quartalsbudget für Kassenpatienten war voll. Diese Woche habe ich also nur noch ehrenamtlich gearbeitet.


Fühlen Sie sich wertlos und deprimiert? Schauen Sie mal genauer hin…


Anlässlich des Gründungsdatums der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1948 findet jährlich am 7. April der Weltgesundheitstag statt. Das Thema für 2017 lautet “Depression – Let’s talk“. Kontext: [1]


Was für ein Jubel: Die Suche nach Psychotherapeuten wird jetzt viel schneller. Länger als vier Wochen soll kein Patient mehr auf den Termin bei einem Psychotherapeuten warten müssen. Details (pdf) der Strukturreform der ambulanten Psychotherapie.

Ist leider nur planwirtschaftliches Wunschdenken. Es wird nicht mehr Psychotherapeuten geben, und die Nachfrage übersteigt das Angebot jetzt schon um ein Vielfaches.

Dazu kommt noch der unglückliche Umstand, dass die neuen Leistungen schlechter bezahlt werden, als die genehmigungspflichtige Psychotherapie: 25 Minuten für nur 42,75 Euro statt 44,28 Euro. Falls jemand in ökonomischen Dimensionen denkt: das ist definitiv kein Anreiz, eine solche Sprechstunde anzubieten.

Entsprechend verstimmt sind die KBV (“Krankenkassen torpedieren neue Angebote – zum Nachteil der eigenen Versicherten”), die DGPT (pdf), und die BPtK (“Ein neuer Gipfel versorgungspolitischer Voreingenommenheit“).

Der BKK Dachverband (hier: Franz Knieps) bezeichnet die Kritik dagegen als “Fake News einzelner Lobbygruppen“: “Es stimmt nicht, dass die einzelne Leistung nunmehr schlechter bezahlt wird – pro Gesprächsminute mit dem Patienten werden die neuen Leistungen genauso gut vergütet wie bisherige Therapiesitzungen. Einziger Unterschied: Da der Therapeut den Patienten noch nicht kennt, benötigt er für diese Sprechstunde, anders als bei Stammpatienten, keine gesonderte Vorbereitungszeit.” Man sieht, der Mann kennt sich aus mit der Versorgungsrealität Desinformation. (Der Knieps hat übrigens früher schon ziemliche Böcke geschossen und gezündelt und selbst Fake News verbreitet…)


Übrigens: da ich eine psychiatrische und keine psychotherapeutische Praxis betreibe, wird sich an meinem Komfortangebot nichts ändern: Sie können im Notfall einfach weiter in die offene Sprechstunde kommen.


Sometime during the last quarter of 2016, the history of the world underwent a macroscopic quantum tunneling event, creating, according to the Many Worlds Interpretation, a new branch of the multiverse in which we are now trapped. The failure of much political polling is then understood by assuming that the particular branch we are on had very low amplitude in the quantum wave function of the multiverse. In this view, one must take a different attitude towards alternative facts than that proposed by the mainstream media.


Soulfood: One Shot – Ewaz vader.


Wahnsinn in den Medien: in dieser Woche 13x Sport, 7x Kunst, 3x Politik, 1x Straßenverkehr, 1x Aktien, 1x Abitur, 1x Helene Fischer, 1x Rihanna, 1x Handytarife. In der Stichprobe (N=30) diese Woche kein einziger Treffer im richtigen Kontext.

Vom bisschen Hund gebissen

Meine Pharmaassistentin holt mich zu einer älteren Kundin. Als Unterstützung. Offenbar braucht die Frau noch etwas Zuspruch. Sie zeigt mir ihre Hand, an der der Daumen leicht verletzt ist vorne beim Nagel. Ein kleiner Hautriss, unbekannt wie tief. Ich schaue es mir an – erste Entzündungszeichen sind sichtbar. Die Stelle ist angeschwollen, darum herum eine […]

Ministerium erwägt verpflichtende Einführung von Pflege-Expertensoftware in Kliniken

Wie aus Kreisen des Gesundheitsministeriums bekannt wurde, werde derzeit an einem Gesetzesentwurf für eine verpflichtende Einführung von Pflege-Expertensoftware in allen klinischen Einrichtungen gearbeitet. Nach der Entbürokratisierung in der Langzeitpflege habe man genügend Erfahrung mit der Verschlankung der Pflegedokumentation gesammelt, um die Digitalisierung der Pflege nun verpflichtend einzufordern. Die Finanzierung dieser Softwareprojekte soll über die Ersparnisse, der offenen Stellen durch den Fachkräftemangel in der Pflege, erfolgen. Geplant ist zudem, dass jede Pflegefachkraft einen eigenen Tablet-PC erhalten […]