Ein Beitrag von Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Ärzteforums beim Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit.
Eigentlich braucht der Patient im Einzelzimmer hinten rechts gerade jetzt, nach der OP mit Amputation des rechten Unterschenkels, besonders intensive ärztliche Zuwendung. Andererseits ist in 20 Minuten der nächste OP-Termin angesetzt. Und die vorgesehene Knie-Arthroskopie ist wichtig für den OP-Katalog, auch wenn dadurch der Feierabend mal wieder deutlich nach hinten verschoben wird. Es ist schier unmöglich, alles vernünftig unter einen Hut zu bekommen. Von einem erfüllenden Privatleben mal ganz abgesehen.
Natürlich: Wer den Beruf der Ärztin oder des Arztes ergreift, ist sich in aller Regel bewusst, dass die Chancen auf geregelte, jederzeit planbare Arbeitszeiten eher gering sind. Dennoch stellen sich immer mehr Kollegen die Frage: Lassen sich die täglichen Aufgaben Visite, OP, Dokumentation, Entlassmanagement, Patienten- und Angehörigengespräche nicht zeitlich besser steuern? Denn unter der Fülle der Aufgaben wird man mit schöner Regelmäßigkeit nicht allen Anforderungen so gerecht, wie man das selbst gerne möchte. Sich seine Zeit selbst einzuteilen und eigene Prioriäten zu setzen, dürfen die wenigsten, schaffen die wenigsten.
Aber wo setzt man an? Patienten brauchen eher mehr ärztliche Zuwendung als weniger. Am (zeitlichen) Aufwand für Dokumentation und am Entlassmanagement haben sich schon viele die Zähne ausgebissen. Bleibt also nur, sich mit dem Thema Weiterbildung auseinanderzusetzen. Ein heikles Thema, vermintes Gebiet. Denn ganz schnell ergeben sich Fragen wie: Ist das Curriculum überfrachtet? Zu welchem Zeitpunkt muss eine Spezialisierung wirklich stattfinden? Und wie weit muss sie wirklich gehen? Wie finden wir die richtige Mischung aus Allgemein- und Spezialwissen? Wie könnten Ärztinnen und Ärzte davon profitieren? Und wie ihre Patientinnen und Patienten?
Es gibt viel zu diskutieren bei diesem Thema. Ganz speziell wollen wir das beim Panel „Faktor Zeit – planbare Arbeitszeit, mehr Zeit für Patienten und Weiterbildung“ beim Deutschen Ärzteforum am Donnerstag, 22. Juni, um 9 Uhr. Auch Vertreter von Ärztekammern wollen sich in Kurzvorträgen dazu äußern. Das wird sicher eine spannende Diskussion. Seien Sie dabei!