Der Sonntagsdienstoberarzt hatte keinen Bock. Missmutig hatte er alle Privatpatienten visitiert und sich nun in die Untiefen des Klinikums Beteigeuze zurückgezogen, vermutlich um weiteren sonntäglichen Oberarzttätigkeiten nachzugehen.
„Arghh“, rief hier die Privatstation bei mir an. Denn an diesem Sonntag war ich auch da. Dumm gelaufen. „Der Frau Zingbosch geht es schlecht!“
„Ah“, sagte ich, „aber war nicht vor wenigen Minuten der Oberarzt zur Visite da und hat sich auch Frau Zingboschs Problemen angenommen?“
„Doch schon. Er hat die Dosis von ‚beliebtem kardiologischem Medikament‘ erhöht. Aber das hilft nicht. Du musst JETZT kommen.“
Weil die Privatstationsschwester nun sehr aufgeregt war, ging ich also weg aus der übervollen Notaufnahme um den oberärztlichen Plan und die Patientin zu begutachten.
Frau Zingbosch war todkrank. Ein Tumor hatte sich großzügig in Lungen, Knochen und Bauchraum verteilt. Zugegeben, die kardiale Medikation entsprach nun den aktuellen Leitlinien, aber gegen Schmerzen und Luftnot half das jetzt auch nicht so richtig. Ich ergänzte die Oberarzttherapie um viel Schmerzmittel mit sedierender Wirkung, so dass Frau Zingbosch zumindest nicht unter Schrecken und Schmerzen versterben musste, dann wanderte ich grummelnd in die Notaufnahme zurück, in der Hoffnung meinem Oberarzt nicht mehr hinterherräumen zu müssen.
Kurz darauf tauchte genannter Oberarzt wieder auf, mäkelte etwas an meiner palliativen Therapieänderung herum, fand nun aber auch keine bessere Lösung.
In diesem Augenblick eilte nun auch der unfallchirurgische Oberarzt herbei. Er bräuchte einen Bauchultraschall für einen seiner unfallchirurgischen Patienten. Ob wir internistischen Ärzte das heute vielleicht noch erledigen könnten?
„Aber selbstverständlich“, sagte mein Oberarzt und wandte sich zu gehen, „das macht die Frau Zorgcooperations nachher.“