50 Jahre Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Am 20. Juli 1967 wurde in Köln die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gegründet. Heute feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt in Köln

Kaum ein anderer Aufklärungsspot hat sich so ins kulturelle Gedächtnis eingeprägt wie der 1989 erstmals ausgestrahlte „Supermarkt“-Sketch. Hella von Sinnen als Kassiererin brüllte lautstark „Tina, wat kosten die Kondome?“ durch den Laden. Der Satz wurde zum geflügelten Wort für einen selbstverständlichen und von falscher Scham befreiten Umgang mit Präservativen und Safer Sex.

„Tina, wat kosten die Kondome?“

Zentrale Botschaft dieses Fernsehspots war „Gib AIDS keine Chance! – Kondome schützen“, und drei Jahrzehnte lang war „Gib AIDS keine Chance“ auch der Titel der HIV-Aufklärungskampagne der BZgA – die bisher größte, umfassendste und bekannteste Gesundheitskampagne in Deutschland.

An diesen Donnerstag begeht die Fachbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt in Köln.

Das Gesundheitsverständnis hat sich gewandelt

Ihre Vorläufereinrichtung, Deutsche Gesundheitsmuseum – Zentralinstitut für Gesundheitserziehung e. V. (DGM) in Köln, hatte bereits 1949 begonnen, die breite Bevölkerung mit Lehrfilmen und Anschauungsmaterialen über medizinische und gesundheitliche Themen 
aufzuklären.

1967 übernahm die BZgA diese Aufgabe. Sie entwickelt seither Kampagnen und Projekt, um die Bevölkerung durch Aufklärung und Information dabei zu unterstützen, einen gesunden Lebensstil zu entwickeln.

Befähigung statt Belehrung

Die HIV- und Aids-Prävention ist dabei nur ein Aspekt unter vielen. Weitere Schwerpunkte sind neben der Sexualaufklärung und Familienplanung auch die Suchtprävention im Kontext illegaler wie legaler Drogen (etwa durch die Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“), Kinder- und Jugendgesundheit, gesunde Ernährung, Bewegung und Stressregulation oder auch Organ- und Gewebespende.

Im Laufe ihrer Geschichte hat die BZgA nicht nur ihre Arbeitsfelder erweitert, sondern es haben sich auch die Konzepte der gesundheitlichen Aufklärung verändert. Während in den 60er-Jahren vor allem medizinische Sachverhalte vermittelt und ein Konzept der Abschreckung verfolgt wurde (damals wurde etwa vor den „neuen“ Drogen Haschisch und LSD gewarnt), dominierten in den 70er-Jahren eine pädagogisierende und belehrende Gesundheitserziehung.

Befähigung zu eigenverantwortlichem Gesundheitshandeln

Mit der 1986 verabschiedeten „Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung“ erfolgte ein weiterer Paradigmenwechsel. Seither wird Gesundheit weitaus umfassender verstanden als die Abwesenheit von Krankheit: Beben körperlichen werden auch seelische und soziale Aspekte berücksichtigt. Ziel der Gesundheitsförderung ist nun in erster Linie, die Menschen in seinen Lebensbezügen zu stärken und bei eigenverantwortlichem Gesundheitshandeln zu unterstützen.

Dieses Konzept liegt auch der engen Zusammenarbeit der BZgA mit der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) zugrunde, deren Präventionsarbeit seit mehr als 30 Jahren vom Bundesministerium für Gesundheit beziehungsweise der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gefördert wird.

„Wir kooperieren eng und streiten konstruktiv“

Während die staatlichen Stellen die Prävention für die Allgemeinbevölkerung leisten, stellt die DAH spezielle Angebote für die am stärksten von HIV betroffenen oder bedrohten Gruppen bereit (schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben, Drogenkonsument_innen, Menschen in Haft, Sexarbeiter_innen, Menschen aus Ländern, in denen HIV besonders häufig vorkommt).

Die Deutsche AIDS-Hilfe gratuliert der BZgA

Die systematische Kooperation mit einer Selbsthilfeorganisation in der Prävention von HIV/Aids, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen gilt international als vorbildlich und ist sehr erfolgreich: Die Rate der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist so niedrig wie in kaum einem anderen Land.

„Wir kooperieren eng, streiten konstruktiv, und unsere gemeinsamen Erfolge gelten weltweit als beispielhaft“, bilanziert DAH-Vorstand Manuel Izdebski in einer Grußbotschaft an die BZgA. „Wir sagen: Danke! Herzlichen Glückwunsch! Auf ein Neues. Als Selbsthilfeorganisation werden wir auch im nächsten Lebensabschnitt gerne an Ihrer Seite sein!“

(ascho/hs)

Anlässlich ihres Jubiläums hat die BZgA einen unterhaltsamen Streifzug durch 50 Jahre filmische Gesundheitsaufklärung zusammengestellt. Er steht in einer 9-minütigen Kurzversion und einer 24-minütigen Langversion zur Verfügung.

Portal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: https://www.bzga.de