Truvada-Generika, Nachahmerpräparate des HIV-Medikaments Truvada (zur HIV-Behandlung und Prä-Expositions-Prophylaxe zugelassen) sind ab sofort im deutschen Großhandel erhältlich.
Die meldete das Fachmagazin hivandmore.de am 26. Juli unter Berufung auf den Generika-Hersteller Hexal.
Eine Anfrage bei Berliner Apotheken ergab, dass die Hexal-Generika bereits gelistet, aber noch nicht bestellbar sind. Das sei aber bei neuen Medikamenten üblich und werde sich sehr bald ändern.
Kostenersparnis um etwa 25 Prozent
Auch der Hexal-Konkurrent Mylan bietet künftig Truvada- und Viread-Generika an, wie den Fachinformationen des Herstellers zu entnehmen ist (nur für Fachkreise zugänglich).
Das Präparat Truvada des Herstellers Gilead wird derzeit online zu 819,49 Euro für eine Monatspackung mit 30 Tabletten verkauft, 90 Tabletten kosten 2454,85 Euro.
Hexal gibt den Preis für 90 Tabletten seines Truvada-Generikums mit 1.815,45 Euro an; das sind 639,40 Euro (26 %) weniger als der Truvada-Preis.
Die Preise der Mylan-Generika sind derzeit noch nicht bekannt.
Hoffnung auf weitere Preissenkungen
Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) begrüßt die Einführung der Generika in Deutschland. „Die PrEP verhindert HIV-Infektionen. Wenn wir die Vorteile der Prophylaxe nutzen und die Risiken eines Schwarzmarkts vermeiden wollen, müssen die Preise drastisch sinken“, sagt DAH-Pressesprecher Holger Wicht. „Wir hoffen, dass nun weitere Hersteller mit noch niedrigeren Preisen nachziehen.“
Auch in Frankreich sind mittlerweile Truvada-Generika erhältlich, die dort aber sehr viel weniger kosten.
Der Apothekenpreis für die Generika liegt bei 180,91 Euro. Für 90 Tabletten sind also 542,73 Euro zu zahlen (Rabatte gibt es in Frankreich nicht).
Das deutsche Hexal-Generikum kostet damit drei Mal so viel wie die Generika auf dem französischen Markt.
Weitere rechtliche Auseinandersetzungen um Truvada-Generika möglich
Wann Truvada-Generika in Europa auf den Markt kommen würden, war angesichts komplizierter patentrechtlicher Fragen lange Zeit unklar. Viele Expert_innen rechneten zwar mit einem Auslaufen der Truvada-Patente im Juli 2017, doch gibt es für einige Länder sogenannte ergänzende Schutzzertifikate (SPCs). Solche SPCs verlängern den Patentschutz – in Deutschland laut einem Urteil des Bundespatentgerichts möglicherweise bis zum Jahr 2020. Es könnte nun also zu rechtlichen Auseinandersetzungen um die Generika kommen.
Aus Irland wurde über einen Antrag Gileads auf einstweilige Verfügungen gegen verschiedene Hersteller von Truvada-Generika berichtet, um ihnen den Marktzutritt zu verweigern.
Vor dem Gerichtshof der Europäischen Union (CJEU) ist außerdem ein Verfahren gegen Gilead anhängig, mit dem der Generika-Hersteller Teva und andere das ergänzende Schutzzertifikat für Truvada zu Fall bringen wollen.
Auf unsere Anfrage bei Gilead, wie das Unternehmen auf die Generika-Konkurrenz sowie mit Blick auf die rechtliche Situation reagieren will und ob Preissenkungen in Deutschland geplant sind, haben wir bis Redaktionsschluss keine Antwort erhalten.
(hs)