Der Film „Ein Tag im Leben“ gibt einen Einblick in das Leben von acht Menschen, die Drogen gebrauchen, aus sieben Ländern der Welt, vom Morgen bis in die Nacht. Wir haben ihre Geschichten aufgeschrieben
Alle Protagonist_innen des Films gebrauchen Drogen, aber sie definieren sich nicht darüber. Sie alle sind einzigartige Persönlichkeiten, haben ihre eigenen Geschichten und ihre eigenen sozialen Netzwerke. Das Umfeld, in dem sie leben, die Haltungen ihnen gegenüber, die Gesetze rund um den Drogenkonsum und die Gesundheitsdienste, die ihnen zur Verfügung stehen, haben einen enormen Einfluss auf ihr Leben.
Drogengebraucher_innen werden an den Rand gedrängt
Der Film wurde von Menschen produziert, die selbst auch Drogen gebrauchen. Er will Mythen und Vorurteile gegenüber Drogen und Drogengebraucher_innen abbauen. Er gibt jenen eine Stimme, die zu den am stärksten an den Rand gedrängten Gruppen der Welt gehören, damit sie ihre bislang nicht erzählten Geschichten über Liebe, Hass, Leiden und auch Glück erzählen können. Er zeigt, wie sie sich sozial und politisch engagieren, um das Schweigen zu brechen und die Stigmatisierung zu bekämpfen, die tiefe Schatten auf ihr Leben wirft.
Mein Name ist Diana Joseph, ich bin alleinerziehende Mutter und habe ein Kind. Ich bin 37 Jahre alt.
Ich wache um 6 Uhr morgens auf, gegen 6:30 Uhr stehe ich auf und mache meiner Tochter die Haare, mache ihr Frühstück und sorge dafür, dass sie sich fertig macht. Nach sieben bringe ich sie zur Schule. Ich sorge dafür, dass ich meinem Kind eine gute Mutter bin. Ich liebe mein Kind.
Als Kind wollte ich immer – ich wäre gerne Sängerin geworden. Ich singe für mein Leben gern.
Ich mag Whitney Houston, sie war eine meiner Lieblings-Musikerinnen. Ich mag Anita Baker, Sisters with Voices. Ich erinnere mich an ihre Musik – damals, als ich auf der Oberschule war.
Vielleicht hätte ich Backgroundsängerin bei jemandem werden können, aber mein Zug fuhr in die andere Richtung, und ich fand mich in der Drogenszene wieder.
Wer Drogen nimmt, ist besonders durch HIV gefährdet
In der Oberschule fing ich an, Zigaretten zu rauchen. Bevor ich zur Universität ging, machte ich meinen Abschluss. Ich fing an, mit meinen Freunden Heroin zu rauchen. Wir rauchten Crack. Und ich habe auch andere Sachen ausprobiert. Als ich an die Uni kam, war ich abhängig. Da hab ich dann das erste Mal Heroin gespritzt.
Die HIV-Rate ist hoch bei Drogengebraucherinnen. Weil wir besonders gefährdet sind durch Aids. Ich musste Drogen nehmen, ich hatte Sex und machte mir keinen Kopf um Kondome.
Meine Mutter und meine Tante waren sehr enttäuscht von mir, als sie herausfanden, dass ich Drogen nahm. Sie haben mich verstoßen, ich wurde rausgeworfen, hatte kein Dach über dem Kopf, musste mit einem oder zwei Freunden irgendwo unterkommen.
„Wir sind nicht nutzlos“
Aber nach einiger Zeit, Gott sei gepriesen, fing ich an, mich auf Schadensminimierung zu konzentrieren, und ich begriff, dass ich eine gute Mutter für mein Kind sein und mich gut um meine weiblichen Drogenkonsumenten in Nigeria kümmern und sie unterstützen sollte.
Wir begleiten Diana zu einer Veranstaltung
Guten Tag! Mein Name ist Diana Joseph. Ich bin zuständig für Versorgung und Unterstützung bei der „Equal Health and Rights Access Advocacy Initiative“. Wir sind eine Peer-Organisation von und für Menschen, die Drogen konsumieren.
Wir setzen uns ein für Schadensminimierung und soziale Entwicklung. Wir wollen, dass die nigerianische Regierung für unsere weiblichen Konsumenten Programme zur Schadensminimierung einführt.
Unsere zentralen Werte sind Engagement für Schadensminimierung und Safer Use.
Und wir setzen uns für Geschlechtergerechtigkeit zwischen Mann und Frau ein.
Es ist falsch zu sagen: Weil du eine Frau bist, kannst du dir deinen Lebensunterhalt nicht selbst verdienen. Oder: Weil du Drogen nimmst, bist du nutzlos.
Das sind wir nicht.
Wir wollen, dass unsere weiblichen Drogenkonsumenten in die Öffentlichkeit gehen, um für unsere Rechte zu kämpfen.
Es soll endlich Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau geben. Verstehen Sie mich?
Keine Unterstützung von der Regierung, aber Schikanen durch die Polizei
Franca, wollen Sie etwas sagen?
Franca: Ja, ich will etwas sagen, denn ich habe die nigerianische Polizei einfach satt. Wie sie uns jeden Tag bedrohen. Heute kommt die Nationale Strafverfolgungsbehörde für Drogen und morgen kommt die Polizei, um Schmiergelder zu kassieren. Da stelle ich schon die Frage: Raucht die Polizei keine Drogen oder kein Kokain? Das frage ich! Ich habe es einfach satt. Helft mir, es dem Präsidenten und der Regierung zu sagen: Wenn ihr ein Krankenhaus für uns habt, lasst uns dort hingehen oder findet Jobs für uns, und wir machen die dann. Wir nehmen Drogen, weil wir nicht an unsere Armut denken möchten.
Diana: Wir wollen, dass unsere nigerianische Regierung sich wenigstens um uns kümmert. Es gibt so viele von uns hier, alleinstehende Frauen. Sie hier hat vier Kinder. Die anderen zwei Kinder, drei Kinder, ohne Vater. Sie kann sich nicht alleine um sie kümmern. Sie hat zwei, drei Kinder, sie kann sich nicht um sie kümmern.
Viele, viele von uns hier. Wie diese junge Frau hier. Sie ist drogenabhängig. Sie kann noch nicht einmal ins Krankenhaus wegen ihres kleinen Mädchens. Ich glaube, dass das Mädchen jetzt schon seit einiger Zeit Malaria hat.
Verstehen Sie? Unsere nigerianische Regierung bietet überhaupt keine Hilfe. Sie baut zwar Wohnheime und bietet Rehabilitation an. Aber was tut sie nach der Rehabilitation für uns? Wir werden einfach rehabilitiert, und dann machen wir weiter wie vorher.
Aber wenn man uns rehabilitiert und uns einen … Wir haben keinen Ort zum Leben. Wir wohnen in Hütten. Viele von uns, wie ich selbst und meine Freundinnen, ungefähr vier von uns. Nachts schlafen wir hier. Dann kommt die Polizei und schikaniert uns.
Das ist nicht fair.