Prévenir: Weitere Studie zur HIV-PrEP in Frankreich

In den nächsten drei Jahren soll mit 3.000 Teilnehmer_innen erforscht werden, wie sich die PrEP auf die HIV-Epidemie auswirkt.

Seit 2016 ist die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP, „Pillen zum Schutz vor HIV“) in Frankreich im Rahmen des Gesundheitssystems erhältlich. Die Kosten werden zum größten Teil übernommen.

Wie aber wirkt sich diese Schutzmethode auf die Zahl der HIV-Neuinfektionen aus? Das soll nun eine Studie namens Prévenir (Französisch für verhüten, vorbeugen) erforschen.

Dies kündigte Studienleiter Jean-Michel Molina laut einem Bericht von aidsmap.com in der vergangenen Woche auf der 9. Konferenz der Internationalen AIDS-Gesellschaft (IAS 2017) in Paris an.

Über die nächsten drei Jahre sollen 3.000 Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko an Prévenir teilnehmen. Dabei dürfte es sich in erster Linie um MSM handeln (Männer, die Sex mit Männern haben). Die Studie ist aber auch für trans* Personen sowie heterosexuelle Frauen und Männer mit hohem Risiko offen.

Prévenir will’s wissen

Bisher wird die PrEP in Frankreich vor allem von MSM genutzt. Von den 2.774 Personen, die bis Februar 2017 eine PrEP im Rahmen des Gesundheitssystems begannen, waren 98 % Männer, die Sex mit Männern haben. 36 % von ihnen berichteten sexuell übertragbare Infektionen, 23 % gaben den Gebrauch von Drogen beim Sex an („Chemsex“), 11 % hatten schon einmal eine Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) gemacht.

Die Forscher_innen wollen zeigen, dass die PrEP die Zahl neuer HIV-Infektionen in der französischen Hauptstadtregion Île-de-France um 15 Prozent senken kann. Verglichen werden also die Zahlen für 2020 und 2017.

Die Île-de-France ist ein „Hotspot“ der HIV-Epidemie in Frankreich: Von den etwa 6.000 im Jahr 2015 diagnostizierten HIV-Infektionen entfielen 2.500 auf die Region. MSM waren dabei besonders betroffen.

Daten aus den USA (z. B. San Francisco), Großbritannien und Australien deuten darauf hin, dass die PrEP tatsächlich zu einer Senkung der HIV-Infektionen beitragen kann.

Erforscht wird die tägliche PrEP und die „PrEP on demand“

Die Teilnehmer_innen von Prévenir können selbst entscheiden, ob sie täglich eine PrEP-Tablette nehmen oder eine anlassbezogene PrEP („PrEP on demand“) machen. Die ebenfalls von Jean-Michel Molina durchgeführte IPERGAY-Studie hatte gezeigt, dass die „PrEP on demand“ das HIV-Risiko ebenso erfolgreich senkt wie die tägliche PrEP. Das gilt offenbar auch dann, wenn sie nur relativ selten angewendet wird.

Die Forscher_innen wollen darüber hinaus Daten zum Verhalten der Teilnehmer_innen erheben und so herausfinden, wie die PrEP zu ihrem Sexualleben und ihren Risikominderungsstrategien passt. Erfragt werden Daten zur Zahl der Partner_innen, zu den Orten, an denen sie ihre Partner_innen treffen, zum Kondomgebrauch, zu sexuell übertragbaren Infektionen und zu ihrem sexuellen Wohlbefinden.

Entscheidend für Prévenir ist die Community-Beteiligung

Durchgeführt wird die Studie, wie auch schon die IPERGAY-Studie, vom Forschungsinstitut ARNS und der Community-Organisation AIDES. Zu den Studienzentren gehören daher nicht nur Kliniken für sexuelle Gesundheit, sondern auch Community-Zentren. Die Studie will auch herausfinden, ob und wie sich der unterschiedliche Kontext – Beratung durch Community-Vertreter_innen statt durch medizinisches Personal – zum Beispiel auf die Zufriedenheit der Teilnehmer_innen mit der PrEP, auf ihr Verbleiben in der Studie und auf die Zahl der HIV-Infektionen auswirkt.

Daniela Rojas Castro, Forschungschefin des Community-Netzwerks Coalition PLUS und eine der Studienleiter_innen, betonte gegenüber Aidsmap die Bedeutung der Community-Einbeziehung in alle Schritte des Forschungsprozesses. Nur so könne sichergestellt werden, dass neue Modelle der HIV-Prävention zur Lebenswirklichkeit der Nutzer_innen passen.