Meine Arbeit als Migrationsbeauftragte bei Vitos Gießen-Marburg
Mein Name ist Ayse Kaya und ich bin die Migrationsbeauftragte für Vitos Gießen-Marburg. Hauptberuflich arbeite ich als Gesundheits- und Krankenpflegerin in Teilzeit auf einer Station für Patienten mit Persönlichkeitsstörungen. Warum ich mich für die Aufgabe der Migrationsbeauftragten entschieden habe und was diesen Job so interessant und abwechslungsreich macht, möchte ich Ihnen hier erzählen.
Zwei unterschiedliche Funktionen in derselben Gesellschaft
Erste Berührungspunkte mit dem Thema Migration konnte ich bereits im Jugendalter sammeln. Zum einen, da ich selbst einen Migrationshintergrund habe. Zum anderen habe ich über viele Jahre für Verwandte, Freunde und Bekannte beispielsweise in Kontakt zu Krankenhäusern, Behörden und öffentlichen Institutionen als Dolmetscher und Vermittler fungiert. Die Ausschreibung der Migrationsbeauftragten hat daher einen persönlichen Nerv getroffen, was mir die Entscheidung leicht gemacht hat, mich zu bewerben.
Was macht eine Migrationsbeauftragte eigentlich?
Als Migrationsbeauftragte arbeite ich berufsgruppenübergreifend. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Patientenmanagement gehört zu meinem Alltag. Hier unterstütze ich beispielsweise die korrekte Abwicklung von Dolmetscherkosten oder Rechnungen. Der Arbeitskreis der Migrationsbeauftragten aller Tochtergesellschaften trifft sich einmal im Quartal.
Dann besprechen wir die inhaltliche Weiterentwicklung von Projekten sowie des Konzeptes im Umgang mit Flüchtlingen und Migranten im therapeutischen Setting. Mit dabei sind auch Jonas Staudt aus der Unternehmensentwicklung und der Konzernmigrationsbeauftragte Prof. Dr. med. Eckhardt Koch.
Wir haben bei Vitos viele Patienten, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl an Geflüchteten, die nach Deutschland kommen. Oft haben diese Menschen mit den traumatischen Folgen des Krieges und der Flucht zu kämpfen. Deshalb bin ich in meiner Funktion als Migrationsbeauftragte häufig gefragt.
Ich versuche, die Mitarbeiter für die kulturellen Hintergründe der Patienten und die unterschiedlichen Vorstellungen von Krankheiten zu sensibilisieren. Eine Rolle spielen dabei zum Beispiel Kommunikationsbarrieren, Unterschiede im Krankheitsverständnis, ein geringes Bildungsniveau und, besonders häufig bei Geflüchteten, eine schwierige soziale Situation.
Enge Kooperation zwischen Vitos und dem Regierungspräsidium Gießen
In den Einrichtungen der hessischen Erstaufnahme für Flüchtlinge herrscht ein Kommen und Gehen. Das liegt daran, dass die Bewohner nach einer gewissen Zeit die Erstaufnahme verlassen und kommunalen Unterkünften zugewiesen werden. Daher war die enge Kooperation zwischen Vitos Gießen-Marburg und dem Regierungspräsidium Gießen, als zuständige Behörde für die hessische Erstaufnahmeeinrichtung, mein erstes Projekt. Mir wurde schnell klar, dass eine enge Verzahnung unabdingbar ist. Entsprechend hohe Priorität hat das Projekt für mich.
Ich rief einen runden Tisch ins Leben. Beteiligt waren Kollegen des Patientenmanagements und Mitarbeiter der Erstaufnahmeeinrichtung aus dem Bereich Dolmetscherorganisation beziehungsweise Dolmetscherbestellung. Ziel war es, nicht deutschsprachigen Patienten eine barrierefreie, kostengünstige und qualitativ hochwertige Kommunikation zu ermöglichen. Unter anderem konnten wir zwischen den Kooperationspartnern und Vitos Gießen-Marburg eine Zusammenarbeit im Bereich der Dolmetscherleistungen vereinbaren. Auch bot uns das Regierungspräsidium Gießen zwei Besichtigungstermine an. An diesen konnten wir uns das Ankunftszentrum, deren Erstuntersuchungsräume sowie weitere Räumlichkeiten der Erstaufnahmeeinrichtung in der Rödgenerstraße in Gießen ansehen.
Beim ersten Mal mit dabei waren auch unser Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Michael Franz und die Oberärztin Ute Wörfel. Der zweite Besichtigungstermin erfolgte dann mit interessierten Kollegen aus allen Bereichen und Berufsgruppen. Somit konnte ein „Face-to-Face-Kontakt“ aufgebaut werden und wir konnten die künftige Zusammenarbeit festlegen.
Mitarbeiter des Regierungspräsidiums Gießen werden uns voraussichtlich im September oder Oktober im Vitos Klinikum Gießen besuchen.
Ausblick auf kommende Projekte
Ab September 2017 beginnt für ausgewählte Bereiche von Vitos Gießen-Marburg das dreimonatige Pilotprojekt Videodolmetschen. Dabei rufen wir bei Bedarf den benötigten Dolmetscher über einen Laptop in Echtzeit zur Online-Übersetzung in der gewünschten Sprache ab. Begleitet wird dieses Projekt durch den Konzernmigrationsbeauftragten Prof. Dr. med. Eckhardt Koch, Jonas Staudt, Unternehmensentwicklung Vitos GmbH, und der örtlichen Migrationsbeauftragten.
Barrierefreie Kommunikation als Grundpfeiler der Therapie
Meine Funktion als Migrationsbeauftragte ist geprägt von ständigen Herausforderungen und abwechslungsreichen Tätigkeiten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem Regierungspräsidium Gießen und Vitos Gießen-Marburg finde ich besonders spannend und zielführend. Viel wichtiger noch, ist die beeindruckende Erfahrung, dass barrierefreie Kommunikation der Grundpfeiler für therapeutisches Arbeiten ist. Wir Migrationsbeauftragten können unseren Beitrag dazu leisten.