Schlauchangelegenheiten

Herr L. ist Dauergast bei uns. Manchmal war ich mir kurz nicht sicher, ob er noch immer, oder schon wieder Patient bei uns ist. Er ist so mittelalt und krank. Angefangen hat es mir einer Transplantation. Dann Transplantversagen, Sepsis, Teilresektion des Organes, Galleleckage, wieder Fieber,… Ein absoluter Albtraum. Doch er ist tapfer. Erholt sich von allen Rückschlägen, langsam, aber doch. Bis ich am Wochenende bei ihm am Bett stehe, zur Visite.

Herr L.: “Ich möchte, dass sie einmal in der Position sind, in der ich mich jetzt befinde.”

Ähm… nein danke?

Er blickt auf all die Schläuche, die an ihm hängen.

Zuhause habe ich noch einmal Zeit über das Gesagte nachzudenken. Es ist ja nicht so, dass wir PatientInnen absichtlich so verkabeln. Weils so lustig ist. Oder uns langweilig. Aber bei der alleinigen Vorstellung wochen- oder monatelang im Krankenhaus zu liegen, gruselt es mir. Zweier- oder Viererzimmer, dauernd das Husten, Schnarchen und Stöhnen der ZimmerkollegInnen. Piepsende Perfusoren, mehrmals tägliches Blutdruckmessen, 20 Tabletten den Tag über schlucken müssen. Dazu kommt ein zentraler Venenkatheter, der aus dem Hals ragt. Eine PDA, dazu der obligatorische Blasenkatheter. Überlappend zur parenteralen Ernährung eine Nasojejunalsonde mit Sondenkost. Ein VAC-Verband. Zwei Abdominaldrainagen. Eine Thoraxdrainage. 8 Schläuche, an denen man hängt. Ja, krank sein ist nicht lustig und ein Spital kein Wellnesshotel. Die Notwendigkeit eines Katheters/einer Drainage, sowie eines Medikamentes werd ich von nun an noch genauer evaluieren…