Weiche und zarte Haut wie ein Baby – kaum etwas fühlt sich so schön an, oder?
Leider stellen wir dann aber irgendwann fest, dass die Haut unserer größeren Kinder (ganz zu schweigen von unserer eigenen) gar nicht mehr so zart ist. Bei manchen wird sie rauh oder sogar schuppig. Und besonders unangenehm wird es, wenn die Haut anfängt zu jucken und sich Ekzeme bilden.
Was passiert da eigentlich?
Fangen wir mal von vorne an: Frischgebackene Eltern sind oft verwundert, enttäuscht oder sogar besorgt, weil ihr Neugeborenes leider so gar keine schöne zarte Haut hat. Im Gegenteil: in der ersten Zeit nach der Geburt kann die Babyhaut ganz schön schuppig und trocken sein und sich ablösen.
In selteneren Fällen gibt es angeborene Hauterkrankungen, bei denen intensivere Behandlungen notwendig sind. Diese können schon direkt nach der Geburt auffallen. Auf diese seltenen und schwerwiegenden Erkrankungen gehe ich allerdings an dieser Stelle nicht weiter ein.
Bei gesunden Neugeborenen gilt: Keine Sorge! Diese trockene Haut ist ganz normal. Auch wenn das Baby sich „schält“, muss die Haut nicht speziell behandelt werden. Nach wenigen Wochen kommt dann (endlich) die zarte Babyhaut zum Vorschein.
Warum ist das so?
Die Haut eines Neugeborenen ist noch sehr dünn und unreif. Die Dicke der obersten Hornschicht wächst erst allmählich, und es dauert bis ins 2. Lebensjahr, bis die Haut eine fertige Schutzbarriere aufgebaut hat.
Die einzelnen Hautschichten des Neugeborenen sind außerdem noch nicht so miteinander vernetzt wie später, so dass die Haut empfindlicher ist und sich auch leichter ablösen kann. Und auch die Schweiß- und Talgdrüsen arbeiten noch nicht wie bei größeren Kindern oder Erwachsenen.
So kommt es, dass diese Babyhaut durchlässiger ist und schneller Wasser verliert als später, wenn sie reifer ist. Im Verlauf der Reifung kann sie in den folgenden Wochen und Monaten immer mehr Feuchtigkeit binden und die Haut wird zarter.
Umgekehrt bedeutet diese Durchlässigkeit aber auch, dass Babyhaut viel stärker Substanzen von außen aufnehmen kann, die schädlich für das Kind sein können.
Das gilt nicht nur für Waschzeug, Cremes und Shampoo, sondern für alles, was die Haut unserer Babies berührt.
Das sind zum Beispiel Kosmetika, die die Mutter verwendet, Schadstoffe in der Kleidung und im Spielzeug, und nicht zu vergessen Nikotin an Kleidung und Körper von Rauchern!
Dass sich auf diese Weise Allergien (z.B. gegen Duftstoffe) entwickeln können, liegt auf der Hand. Aber die Haut kann auch Substanzen aufnehmen, die zu hormonellen Veränderungen, Schäden des Nervensystems, Veränderungen im Blut und vielem mehr führen können.
Im Idealfall wird die Haut eines Babies im Verlauf stabil und zart.
Nicht so selten ist allerdings eine angeborene Störung der Hautbarriere, bei der es in der Haut einen Mangel an Filaggrin gibt.
Dieser Filaggrin-Mangel wird vererbt und führt dazu, dass die Haut trocken und schuppig wird.
Etwa ab dem 2. Lebensjahr wird das auffällig. Wir sehen dann spätestens bei unseren Kindergarten- und Schulkindern zum Beispiel schuppige Vorder- und Außenseiten an den Unterschenkeln. Typisch sind auch besonders viele/tiefe Linien an den Handflächen und Fußsohlen.
Wenn Kinder eine solche Haut haben, können sie dazu neigen, Ekzeme zu entwickeln. Das sind juckende, gerötete Stellen auf der Haut, die bei Säuglingen noch eher im Gesicht, bei größeren Kindern vor allem in den Kniekehlen und Ellenbeugen auftreten. Man spricht dann von Neurodermitis oder Atopischer Dermatitis. In schwereren Fällen ist sogar ein großer Teil der Haut betroffen.
Wie schwer ein Kind betroffen ist, hängt zum einen von der Veranlagung ab, zum anderen spielen aber auch äußere Umstände eine Rolle. Da die Atopische Dermatitis ein großes Thema an sich ist, kann ich in diesem Rahmen nicht ausführlich darauf eingehen.
Wichtig ist mir hier noch einmal zu betonen: diese Störung ist angeboren und nicht durch „falsches Verhalten“ aufgetreten.
Die betroffene Haut hat einen angeborenen stärkeren Feuchtigkeitsverlust durch die unzureichende Schutzschicht und kann auch umgekehrt leichter von außen (Schad-)Stoffe aufnehmen.
Daher braucht eine solche Haut Pflege, um ihre Schutzfunktion aufrecht zu erhalten und Feuchtigkeitsverluste auszugleichen.
Das ist wichtig um Ekzeme und Juckreiz zu verhindern oder zumindest so gering wie möglich zu halten.
Tatsächlich ist es aber nicht so einfach, die passende Pflege zu finden.
Es gibt noch nicht genug Untersuchungen, um zu sagen, welche Haut am besten wie gepflegt werden sollte. Oft ist erst einmal ein Ausprobieren nötig. Und in der kalten Jahreszeit ist auch wieder eine andere Pflege nötig als im Sommer.
Viele Pflegeprodukte enthalten Inhaltsstoffe, die gerade bei empfindlicher Säuglingshaut oder einer gestörten Hautbarriere schädlich sein könnten.
Aber auch „natürliche“ Produkte wie Olivenöl können zu Hautreizungen führen. Sie haben außerdem eine sehr unterschiedliche Zusammensetzung, die nicht unbedingt genau an die Bedürfnisse unserer Haut angepasst ist. Daher sind sie nicht automatisch eine sichere Hautpflege, nur weil keine zusätzliche Chemie darin enthalten ist.
Worauf man aber auf jeden Fall bei Pflegeprodukten achten sollte:
Pflege ohne Duftstoffe verwenden (können Allergien auslösen) und Emulgatoren und Konservierungsstoffe vermeiden/gering halten (können z.B. den Wasserverlust der Haut erhöhen oder Allergien auslösen). Das gilt auch für Mineralöle (Vaseline, Paraffin), die Schadstoffe im Körper anreichern können.
Im Zweifel können Kinder- oder Hautärzte weiterhelfen und eventuell sogar Pflege aufschreiben, die in der Apotheke individuell hergestellt wird.
Zum Schluß noch ein paar weitere Tipps, um Hautirritationen zu vermeiden:
– Bei Säuglingen möglichst auf Feuchttücher verzichten (können Duftstoffe usw. enthalten) und lieber den Windelbereich mit Wasser und Waschlappen reinigen. Häufig Windeln wechseln.
– Die Verwendung von hartem Wasser vermeiden. Hartes Wasser kann zu Hautirritationen führen. Nur kurz und nicht zu heiß baden.
-Kleidung nicht synthetisch und nicht zu eng anliegend auswählen. Vor dem ersten Tragen Kleidung waschen.
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