Der JES Bundesverband hat ein Video produziert, in dem opiatabhängige Menschen, die in Substitutionstherapie sind, ihre persönlichen Beweggründe und Wünsche in Bezug auf diese Behandlungsform schildern.
Rund 80.000 Menschen in Deutschland werden derzeit mit Substitutionsmedikamenten wie zum Beispiel Methadon, Morphin oder Buprenorphin behandelt. Chrissy ist eine von ihnen. Die 30-Jährige hat vor zwei Jahren mit der Substitution begonnen. „Ich möchte mir beweisen, dass ein Leben ohne Drogen für mich möglich ist“, sagt sie über ihre Motivation.
Ein realistisches Bild von Substitutionspatient_innen
Sie und drei weitere Substitutionspatient_innen sind die Protagonist_innen eines Videos, das der JES Bundesverband („JES“ steht für „Junkies, Ehemalige und Substituierte“) konzipiert und realisiert hat.
Das Hauptziel des rund 10-minütigen Films mit dem Titel „Inside Substitution“ ist, insbesondere jungen Mediziner_innen, die sich für diesen Arbeitsbereich interessieren, ein realistisches Bild von ihren künftigen Patient_innen zu geben, erklärt Dirk Schäffer von JES, der auch Referent für Drogen und Strafvollzug bei der Deutschen AIDS-Hilfe ist.
„In der Gesellschaft herrscht immer noch ein sehr einseitiges Bild von Suchtpatient_innen vor, insbesondere was Opiatabhängige angeht. Dabei sind diese Menschen so vielfältig wie die Gesellschaft“, sagt Schäffer.
„Das wäre ohne Substitution nicht möglich gewesen“
Die vier Substitutionspatient_innen, die in dem leicht verständlichen wie anregenden Film porträtiert werden, schildern sehr eindrücklich ihre unterschiedlichen Beweggründe und ihre mit der Substitution verbundenen persönlichen Ziele sowie die positiven Veränderungen in ihrem Leben durch die Behandlung.
Die 38-jährige Kölnerin Maria etwa wollte ihrer Tochter wie auch ihrem Partner die Auswirkungen ihrer Suchterkrankung nicht mehr länger zumuten – und nicht zuletzt wieder mehr am Leben teilnehmen. Das hat sie durch die Substitution geschafft. „Und meine Tochter ist stolz auf mich“, sagt sie.
Ben, der bereits seit 15 Jahren substituiert wird, wollte wieder im Berufsleben Fuß fassen und zurück zu einem „halbwegs strukturierten Alltag“. Bernd, 44 Jahre alt und der Vierte im Bunde, konnte durch die Behandlung nicht nur seine Gesundheit stabilisieren, sondern auch Freundschaften wiederbeleben und sich beruflich neu orientieren. „Das wäre ohne Substitution nicht möglich gewesen“, resümiert er.
Die Interviewten wenden sich aber auch direkt an Substitutionsmediziner_innen. So wünschen sie sich zum Beispiel verständnisvollere Ärzt_innen, die nicht alle Patient_innen „über einen Kamm scheren“, sondern individuell behandeln.
Informationen aus erster Hand
Dass für einen solchen Informationsfilm Bedarf besteht und die Macher_innen den richtigen Ton gefunden dafür haben, zeigt die Resonanz. In der kurzen Zeit seit Veröffentlichung des Videos haben bereits mehrere Universitäten und Hochschulen, unter anderem in München und Hamburg, Interesse bekundet, den Film künftig in der Aus- und Weiterbildung von Mediziner_innen einzusetzen. Zudem wird das Werk auch bei Aids- und Drogenhilfe-Einrichtungen zum Einsatz kommen.
Darüber hinaus kommt „Inside Substitution“ auch bei Drogenkonsument_innen gut an, die das Video zahlreich auf Facebook verbreiten. Da der Film hilfreiche Informationen aus erster Hand über die Chancen und Möglichkeiten der Substitution bietet, kann er für Opiatäbhängige, die diese Behandlung in Betracht ziehen, eine gute Entscheidungshilfe sein.
Das Video ist auf Youtube frei verfügbar. Zudem plant das Bundesministerium für Gesundheit, den Film auf seiner Internetseite bekannt und abrufbar zu machen. Interessierte können den Film auch direkt bei JES anfordern.
(ascho)
Video „Inside Substitution“ auf Youtube
Informationen zum Film auf der Website des JES Bundesverbands