Der niederländische Gesundheitsrat hat die Einführung der HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP; „Pillen zum Schutz vor HIV“) für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), mit hohem HIV-Risiko empfohlen.
In seiner am 27. März veröffentlichten Empfehlung weist das unabhängige Beratungsgremium für Parlament und Regierung darauf hin, dass in den Niederlanden trotz Kondomgebrauch, regelmäßigen HIV-Tests und frühem Behandlungsbeginn jährlich immer noch rund 800 neue HIV-Diagnosen gestellt werden. Zwei Drittel dieser Diagnosen entfallen auf Männer, die Sex mit Männern haben. Schätzungsweise 2000 Menschen leben in den Niederlanden außerdem mit HIV, ohne es zu wissen.
PrEP ermöglicht selbstbestimmten Schutz vor HIV
Die Zahl der HIV-Infektionen lasse sich durch die PrEP, die wirksam vor HIV schütze, samt guter medizinischer Begleitung weiter senken, so der Gesundheitsrat. Die Prä-Expositions-Prophylaxe erleichtere es Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko, Verantwortung für ihren eigenen Schutz zu übernehmen, weil keine Zustimmung des Partners nötig sei.
Dabei komme es nicht darauf an, ob die „Pille zum Schutz vor HIV“ täglich oder anlassbezogen, das heißt rund um Kontakte mit einem HIV-Risiko, eingenommen werde.
Kosteneffizient und kostensparend
Bei dem aktuellen PrEP-Preis zwischen 40 und 50 Euro sei die PrEP nicht nur kosteneffizient, sondern spare sogar Kosten (weil die Medikamente für die lebenslange Behandlung einer HIV-Infektion höher liegen).
Der Gesundheitsrat empfiehlt daher, MSM mit erhöhtem HIV-Risiko die PrEP zugänglich zu machen. Dazu sei eine gute medizinische Begleitung unerlässlich. Was die Finanzierung angehe, sei auch ein Eigenanteil denkbar.
NGOs fordern sofortige Umsetzung
In einem offenen Brief rufen nun der Aidsfonds – Soa Aids Nederland, die LGBTI-Organisation COC Nederland, die Vereinigung der niederländischen HIV-Ärzt_innen und die Hiv-Vereniging Gesundheitsminister Bruins dazu auf, schnell allen Menschen mit HIV-Risiko einen bezahlbaren Zugang zur PrEP zu verschaffen.
„Die PrEP verhindert eine lebenslange Behandlung mit HIV-Medikamenten, die um ein Vielfaches teurer ist als die Finanzierung der Präventionspillen. … Die PrEP muss nun allen potenziellen Nutzer_innen zur Verfügung gestellt werden, für die sie von Nutzen sein kann. Jeder Tag, den wir noch warten, ist unverantwortlich – er bedeutet neue Infektionen, die man hätte verhindern können.“
(hs)