Die Vergabe von sauberen Spritzen und Nadeln ist erwiesenermaßen ein effektives Instrument der HIV-Prävention bei Menschen, die Drogen gebrauchen. Viele Drogenhilfe-Einrichtungen halten deshalb entsprechende Angebote vor.
Doch auch die gemeinsame Verwendung von anderen Konsumutensilien wie etwa Filter, Löffel, Wasser, aber auch von Crackpfeifen und Sniffröhrchen birgt gesundheitliche Risiken – zum Beispiel das Risiko einer Hepatitis-C-Infektion.
Aus diesem Grund, so die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) in ihren nun veröffentlichten Empfehlungen für die Vergabe von Drogenkonsumutensilien, sollten alle Einrichtungen, die Drogenkonsument_innen zu ihren Nutzer_innen zählen, mit einem erweiterten Service reagieren.
Versorgungslücken und unzureichendes Wissen in puncto Konsumutensilien
Die von der DAH unter Mitwirkung eines Expert_innengremiums erarbeiteten Empfehlungen greifen die Ergebnisse der DRUCK-Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) auf. Demnach gibt es trotz des verbesserten Zugangs zu sterilen Spritzen und Nadeln immer noch Versorgungslücken und unzureichendes Wissen hinsichtlich der Risiken durch die gemeinsame Nutzung von Utensilien beim Drogenkonsum.
Das elfseitige Papier listet übersichtlich und verständlich die wesentlichen Standards guter Praxis für Vergabestellen auf. Für die unterschiedlichen Einrichtungen – wie etwa Drogenkonsumräume, Wohnprojekte und Beratungsstellen – führt es zudem auf, welches Basisangebot an Utensilien vorrätig gehalten werden sollte. Dieses reicht von Spitzen, Nadeln, Einwegfiltern und -pfännchen für den intravenösen Konsum bis hin zu speziellen Alufolien, Lippen- und Nasensalben für den inhalativen und nasalen Konsum. Darüber hinaus informiert das Papier auch dazu, wie die Vergabe durch Flyer und anderes Informationsmaterial begleitet werden kann, und behandelt Themen wie Arbeitssicherheit und Fortbildungen für die Mitarbeiter_innen der Einrichtungen.
Die Empfehlungen für die Vergabe von Drogenkonsumutensilien sind Teil eines Handlungskonzepts der Deutschen AIDS-Hilfe zur Umsetzung der Empfehlungen der DRUCK-Studie und der nationalen Strategie der Bundesregierung zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen („Bis 2030 – bedarfsorientiert, integriert, sektorübergreifend“).
Dirk Schaeffer, DAH-Referent für Drogen und Strafvollzug, hofft nun, dass die Empfehlungen von den entsprechenden Einrichtungen aufgegriffen werden. Dafür braucht es aber auch zusätzliche Mittel, um den erhöhten Finanzbedarf für Utensilien und die Weiterqualifizierung des Personals stemmen zu können.
(ascho)
Weitere Informationen:
Empfehlungen für die Vergabe von Drogenkonsumutensilien (PDF)
www.drogenkonsumraum.net – Standorte und Informationen zu Konsumräumen in Deutschland
Abschlussbericht zur DRUCK-Studie des Robert Koch-Instituts (PDF)
Informationen zum inhalativen Konsum als risikoärmere Alternative zum injizierenden Konsum („Smoke it!“; PDF)