Franz Szenjan – Heilerziehungspfleger bei Vitos Teilhabe
10 Jahre Vitos. Dieses Jubiläum feiert auch Franz Szenjan. Er ist Teamleiter in der neuen Wohnstätte in Löhnberg. Der 35-jährige startete als Maschinenbauer, merkte aber schnell, dass es nicht die richtige Richtung für ihn war. Daher absolvierte er eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger und fing zum 15. August 2008 bei Vitos an.
10 Jahre Vitos: Können Sie sich noch an Ihren Start erinnern?
Ja klar! Ich habe im Haus 7 in Weilmünster begonnen in der Wohngruppe 14. Damals war das der geschützte Frauenbereich. Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Tag, als ich dieses Krankenhausgebäude betrat und nur Menschen mit Krankenhausbekleidung gesehen habe. Das war ein kleiner Schock und schon prägend als ersten Eindruck. Schwierigkeiten hatte ich auch zu Beginn mit den 10 Stunden-Schichten. Das war eine Umstellung für mich. In den letzten 10 Jahren war ich dann im Haus 7 beschäftigt.
An welche Momente der letzten 10 Jahre erinnern Sie sich besonders gerne zurück?
Sehr gerne erinnere ich mich an die Reisefreizeiten zurück. Ich bin immer gerne – auch heute noch – mitgefahren. Man hat die Bewohner auf einer anderen Ebene kennengelernt und war raus aus dem Alltag. Das hat meiner Meinung nach auch immer für ein besseres Verständnis und Miteinander gesorgt.
Außerdem denke ich sehr gerne an verschiedene Weiterbildungen wie beispielsweise den EfB-Grundkurs zurück. Auch die Teamleiterfortbildung wirkt nachhaltig. Ich profitiere immer noch davon.
Ein ganz aktuelles Highlight bedeutet für mich natürlich, dass ich die Teamleiterstelle für die Wohnstätte Löhnberg erhalten habe. Das bedeutet weg vom Krankenhausgelände. Ich freue mich darauf. Auf das Team und die neuen Aufgaben.
Es gab eine Interessensbekundung bei den Mitarbeitern, daher wird es ein motiviertes Team werden. Ein komplett neues Team, die Mitarbeiter kennen sich bisher nicht alle, es wird eine komplett neue Dynamik entstehen.
Was macht für Sie Ihre Arbeit aus?
Ich kann hier – gerade in meiner Tätigkeit als Teamleiter – viel verändern. Ich komme gerne zur Arbeit, ich kann tatsächlich etwas bewegen. Der Austausch zwischen den Teamleitern in Weilmünster aber auch überregional ist mir sehr wichtig. Man kann über Probleme sprechen und erhält auch gute Anregungen. Der Blick über den Tellerrand kann nicht schaden – auch in die doch andere Welt der Jugendhilfe!
Wie sehen Sie die generelle Entwicklung Ihrer Arbeit bei Vitos?
Seitdem es Vitos Teilhabe gibt, hat sich sehr viel getan.
Wir hatten die Aufgabe, aus zwei komplett getrennten Wohngruppen eine gemeinsame Wohnstätte zu bilden. Das war eine große Herausforderung, da es sich um den geschützten Frauenbereich sowie der Wohngruppe mit Bewohnern mit stark herausforderndem Verhalten handelte. Beide Bereiche waren über viele Jahre durch geschlossene Türen voneinander getrennt. Das haben wir aufgebrochen und das ist uns ganz gut gelungen. Die Bewohner bewegen sich über die ganze Etage, Mitarbeiter helfen rechts und links aus. Das hätte man sich früher nicht vorstellen können.
Die Unterschiede bestehen ziemlich deutlich. In meinen ersten 3-4 Jahren bei Vitos waren wir ganz stark in den starren Krankenhausstrukturen verankert. Das Hauptaugenmerk lag im QM, dass wir vorbereitet waren bspw. was tun im Brandfall oder bei einem psychiatrischen Notfall. Und jetzt: Die Bewohner haben untereinander Kontakt.
Obwohl wir uns auf dem Krankenhausgelände befanden und in Krankenhausstrukturen verankert, waren wir in mancherlei Hinsicht der Zeit voraus. Unser Team in Haus 7 war beispielsweise Vorreiter mit den neuen Dienstzeiten. Bevor die Betriebsvereinbarung in Kraft war, haben wir bereits letzten September danach gearbeitet. Wir haben die Dienstzeiten bewohnerorientiert angelegt, d.h. früher hatten wir vormittags genauso viele Mitarbeiter im Dienst wie nachmittags – obwohl viele der Bewohner in der Tagesstätte waren.
Das konnte ich dank meiner Mitarbeiter umsetzen. Für alle Beteiligten bedeutet das einen sehrgroßen Fortschritt.
Was waren besondere Meilensteine in der bisherigen beruflichen Laufbahn bei Vitos?
Ein besonderer Schritt war tatsächlich der Umzug nach Löhnberg im März diesen Jahres. Wir vollziehen den Schritt der Dezentralisierung, weg vom Krankenhausgelände in eine völlig normale Nachbarschaft. Das erinnert mich an meine beruflichen Anfänge. Für die Bewohner war und ist es auch eine ziemliche Umstellung. Für mich besteht der Reiz des Neuen natürlich auch darin, dass unser Team die Abläufe und das ganze Leben vor Ort neu gestalten kann. Das ist eine große Herausforderung aber auch sehr spannend.
In Löhnberg haben wir 4 Kleingruppen und alle Bewohner arbeiten im zweiten Milieu. Auch das ist neu. Für alle, die aufgrund von schweren herausfordernden Verhalten keine externe Tagesstätte besuchen können, bieten wir in Löhnberg aber auch eine Tagesstrukur. Das ist wichtig. Wir benötigen die Trennung von Wohnen und Arbeiten.
Wir sind nun mitten in der Gesellschaft und haben direkte Nachbarn. Das wird noch den einen oder anderen Konflikt geben, aber wir sind guten Mutes.
Wie hat sich Ihre Arbeit verändert?
Bevor ich Teamleiter wurde, habe ich als Wohngruppenleiter bereits ein wenig in strukturelle Arbeiten hineingeschnuppert, habe Kollegen bei Förder- und Begleitplänen unterstützt und mich mit der Dienstplangestaltung und der Kasse beschäftigt. Learning by doing. Der Rollenwechsel war für manche Mitarbeiter etwas schwierig, da ich ja seit meiner Ausbildung in diesem Team war. Inzwischen klappt das ganz gut.
Die Veränderungen von der heilpädagogischen Einrichtung zu Vitos Teilhabe kann ich positiv resümieren. Es war ein Prozess und ich bin froh, dass die Mitarbeiter das auch mitgemacht haben. Wir sind viele kleine Schritte gegangen und haben auch noch einige vor uns.
Derzeit ist es das Thema Atoss, das uns bewegt. Das neue Programm läuft noch nicht wie gewünscht und macht daher keinen Spaß. Ich denke, da spreche ich auch einigen Kollegen aus der Seele. Aber ich hoffe, das wird sich auch noch regeln.
Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
Hoffentlich immer noch in Löhnberg als Teamleitung!
Vielen Dank für das Gespräch!
Bildquelle: Vitos