Die Weichen für den digitalen Wandel werden gestellt
Vor zehn Jahren gründete der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen für seine Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen ein Unternehmen: Die heutige Vitos GmbH, unter deren Dach sich zwölf gemeinnützige Tochtergesellschaften versammeln. Unser zehnjähriges Bestehen haben wir Ende Septeber mit einem Festakt gefeiert, zu dem etwa 160 Gäste ins Ständehaus nach Kassel kamen. Die Veranstaltung diente nicht nur dazu, einen Blick auf die noch junge Unternehmensgeschichte zu werfen, sondern widmete sich auch einem aktuell wichtigen Thema für das Gesundheits- und Sozialwesen – der Digitalisierung.
Aus vita und bios wird Vitos
„Vitos hat sich in den vergangenen zehn Jahren einen festen Platz auf dem hart umkämpften Gesundheits- und Sozialmarkt und einen guten Ruf in der hessischen Psychiatrielandschaft erarbeitet“, sagte Susanne Selbert, Landesdirektorin des LWV Hessen und Vitos Aufsichtsratsvorsitzende. Sie begrüßte die Teilnehmer des Festaktes.
Der Markenname Vitos setzt sich aus den lateinischen und griechischen Begriffen für „Leben“, also „vita“ und „bios“, zusammen. Wir betreiben heute Einrichtungen an mehr als 100 Standorten, verteilt auf 65 Orte in ganz Hessen. Wir sind Arbeitgeber für rund 9.870 Menschen und Hessens größter Anbieter für die ambulante, teil- und vollstationäre Behandlung psychisch kranker Menschen. Neben Fachkliniken für Neurologie und Orthopädie betreiben wir auch Jugend- und Behindertenhilfeeinrichtungen.
Entwicklung eigener, digitaler Angebote für Patienten, Klienten und Bewohner
Reinhard Belling, Geschäftsführer der Vitos GmbH, blickte in seinem Vortrag auf die jüngere Vergangenheit von Vitos zurück. Anschließend skizzierte er die Zukunft des Unternehmens.
Denn die Technik bietet uns heute neue Möglichkeiten: Menschen sind schneller erreichbar, niedrigschwellige Hilfsangebote besser zugänglich. E-Health und digitale Teilhabe waren deshalb dieses Jahr das Thema sowohl beim Festakt als auch der jährlichen Führungskräftekonferenz. Aktuell treiben wir also die Entwicklung eigener, digitaler Angebote für Patienten, Klienten und Bewohner unter dem Stichwort „E-Health und digitale Teilhabe“ voran.
Wir testen derzeit unter anderem Online-Anwendungen für Patienten mit Depression, Stressbelastungen oder Phobien. Sie sollen die medizinische und therapeutische Behandlung sinnvoll ergänzen. E-Health-Angebote können Patienten beispielsweise dabei unterstützen, die Wartezeit bis zu einem stationären Aufenthalt zu überbrücken.
Überblick über Einsatzmöglichkeiten digitaler Anwendungen
Bei verschiedenen Fachvorträgen kamen Experten zu Wort, die einen Überblick über Einsatzmöglichkeiten digitaler Anwendungen im deutschen und niederländischen Gesundheitswesen boten.
Prof. Dr. Christine Knaevelsrud, Psychologische Psychotherapeutin und Professorin für klinisch-psychologische Interventionen an der Freien Universität Berlin, sprach über neue Kommunikationsmedien in der Psychotherapie. Therapeutengeleitete, internetgestützte Psychotherapie im ambulanten Setting war Thema des Vortrags von Prof. Dr. med. rer.nat. Ulrich Sprick, Chefarzt der ambulanten Dienste und Tageskliniken der St. Augustinus-Fachkliniken gGmbH.
Die Mittagspause bot Gelegenheit für einen gemeinsamen Austausch. An dieser Stelle einen herzlichen Dank und ein großes Lob an die Baunataler Diakonie, die sich an diesem Tag um das Catering kümmerte und unsere Gäste mit allerlei Leckereien verwöhnte.
Vitos Pilotprojekte und ein Blick in die Niederlande
Im Anschluss an die Mittagspause stellten Vitos Kollegen die digitalen Anwendungen vor, die derzeit als Pilotprojekte getestet werden. M. Sc. Psych. Johanna Stoll, Psychologin in der Vitos Klinik für Psychosomatik Herborn, berichtete über das Online-Selbsthilfeprogramm Novego, eine digitale Anwendung für Menschen mit depressiver Symptomatik, Burn-Out oder Angstzuständen. Mit ihrem spannenden Vortrag und ihrer authentischen Art holte sie uns aus dem „Suppenkoma“.
Prof. Dr. Sibylle Roll, Ärztliche Direktorin des Vitos Klinikums Rheingau, beschrieb in ihrem Vortrag wie digitale Anwendungen eine Brücke zwischen stationärem Aufenthalt und Rückkehr in den Alltag schlagen können.
Prävention des Alkoholrückfalls mittels Virtual Reality war das Vortragsthema von Prof. Dr. Ansgar Klimke, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Hochtaunus.
Katja Lorenz, Business Managerin bei der Minddistrict GmbH stellte uns Best Practice Beispiele aus den Niederlanden zum Thema E-Mental-Health vor. Das Unternehmen entwickelt beispielsweise digitale Anwendungen zu Themen wie Depression, Stressbewältigung oder Alkoholreduktion.
Prof. Dr. Michael Franz, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Gießen-Marburg, zog uns mit einem spannenden Vortrag über den Einsatz digitaler Anwendungen in der Praxis in seinen Bann.
Es war ein sehr gelungener Festakt mit vielen spannenden Eindrücken. In der Entwicklung von E-Health und digitaler Teilhabe sehen wir große Chancen. Wir freuen uns auf die zusätzlichen Möglichkeiten, die uns die Technik an die Hand gibt, um Menschen zu helfen. In wenigen Jahren wird die digitale Unterstützung für uns auch im Gesundheitsbereich ganz selbstverständlich sein.
Bildquelle: Mario Zgoll