Trimm-Dich-Pfad wurde gemeinsam mit Klienten errichtet
Seit gut einem Jahr gibt es ihn nun schon, den Trimm-Dich-Pfad der Übergangseinrichtung Hasselborn. Und seit gut einem Jahr wird er auch rege genutzt, nicht nur von unseren Klienten. Wie es zu dem Projekt kam und warum die Gestaltung des Pfades zum einen Schwerstarbeit, zum anderen aber auch eine große Bereicherung für alle war, möchte ich nun berichten.
In meiner Kindheit waren Trimm-Dich-Pfade ein bekanntes Bild in vielen Wäldern. Heute gibt es immer weniger davon. Zeit das zu ändern, dachte ich mir und rief das Projekt „Trimm-Dich-Pfad“ ins Leben.
Teamwork vom Feinsten
Den Trimm-Dich-Pfad habe ich in Teamarbeit mit meinen Klienten errichtet. Nachdem wir das Einverständnis des Eigentümers Hessenforst eingeholt hatten, konnte es losgehen.
Im Mai 2017 begann die gemeinsame Arbeit. Zuerst musste tonnenweise Laub von den Wegen gerecht werden. Wir beseitigten Schäden von Wildschweinen, die den Waldboden aufgewühlt hatten. Äste mussten von den Wegen geschafft und Rasen gemäht werden.
Die zwölf Trimm-Dich-Stationen gestalteten wir mit Baumstämmen, Hölzern und Steinmännern. Jede Station bekam zudem ein Schild, auf dem die jeweiligen Übungen erklärt werden. Die benötigten Pfosten stellte uns die Gemeinde Hasselborn freundlicherweise zur Verfügung. Aus Sicherheitsgründen werden nur Übungen angeboten, die ohne Geräte ausgeführt werden können.
Auf 2,3 Kilometern führt der Trimm-Dich-Pfad nun durch den Wald. An insgesamt zwölf Stationen können Läufer Übungen zur Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft und Koordination machen. So wird der ganze Körper trainiert.
Ich integrierte den Pfad in unser lauftherapeutisches Angebot. Er kann sowohl von Fortgeschrittenen als auch von Einsteigern genutzt werden. Für viele unserer Klienten ist es schwierig, direkt mit dem Laufen zu beginnen. Sie können die Strecke anfangs auch gehen und diejenigen Stationen, die sie sich zutrauen, in ihrem Tempo nutzen.
Viel Schweiß und noch mehr Freude
Die gemeinsame Arbeit am Pfad hat uns allen viel Freude gemacht, war aber auch sehr anstrengend. Über 300 Arbeitsstunden haben wir in Eigenleistung investiert, um den Trimm-Dich-Pfad fertigzustellen. Vitos hat die Schilder gesponsert. Von den Klienten, die mitgeholfen haben, habe ich sehr positive Rückmeldungen bekommen. Die gemeinsame Arbeit in der Natur hat ihnen viel Spaß gemacht und am Ende waren alle stolz auf das, was sie geschaffen haben.
Nun muss der Pfad natürlich auch gepflegt werden. Ein bis zweimal im Jahr ist deshalb gemeinsames Aufräumen angesagt. Mitmachen können alle unsere Klienten, die Lust dazu haben. Auch zwischendurch beseitigen wir Äste und Co, die uns bei unseren Laufrunden auffallen. Größere Schäden, wie ein umgestürzter Baum, werden mit Unterstützung des Revierförsters behoben. Auch bei der Instandhaltung des Pfades sind die Klienten mit Begeisterung dabei.
Sport an der frischen Luft tut gut
Der Trimm-Dich-Pfad wurde gut angenommen. Nicht nur unsere Klienten und Mitarbeiter nutzen den Pfad auch außerhalb der regulären Laufgruppe, sondern auch Anwohner probieren sich regelmäßig an den verschiedenen Übungen. Mittlerweile weist auch die Internetseite der Gemeinde auf den Pfad hin.
Unseren Klienten tut der Sport an der frischen Luft gut. Sie kommen wegen einer Suchterkrankung zu uns, nachdem sie vorher im stationären Entzug waren. Wir bereiten sie in unserer Übergangseinrichtung auf die darauffolgende Reha vor. Sport kann diesen Prozess positiv unterstützen. Ein Klient ist begeistertes Mitglied unserer Laufgruppe. Kürzlich ist er sogar den Frankfurt-Marathon gelaufen. So ein Erfolgserlebnis spornt natürlich an. Doch nicht jeder muss sich gleich einen Marathon zum Ziel setzen. Laufen ist ein sehr einsteigerfreundlicher Sport, denn gerade am Anfang steigert man sich von Lauf zu Lauf. So stellen sich schnell Erfolgserlebnisse ein.
Ein wirklich geiles Projekt
Es ist ein wirklich geiles Projekt, welches ich gemeinsam mit unseren Klienten verwirklichen konnte. Wie gut sich unsere Klienten damit identifizieren können, zeigt, wie ich finde, auch das Foto. Die T-Shirts waren meine Idee. Hasselborn ist dabei nicht der Superlativ von hart, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Die T-Shirts bedeuten vielmehr: „Hart“ gegen sich selbst (denn man muss hart zu sich sein, um sich einzugestehen, dass man ein Suchtproblem hat). „härter“ als die Sucht (denn man hat den stationären Entzug durchgestanden, wenn man zu uns kommt). Und schließlich „Hasselborn“ als Ort, der es den Klienten ermöglicht, in einer vertrauensvollen Atmosphäre und mit unserer Unterstützung ihren langfristigen Ausstieg aus der Sucht zu schaffen.
Mehr über die Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Hochtaunus erfahren Sie auch in unserem YouTube-Film.