Meine Arbeit als Gesundheits- und Krankenpfleger in der Vitos Klinik für Neurologie Weilmünster
Mein Name ist Niklas van Recum. Seit einiger Zeit arbeite ich als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Intensivstation der Vitos Klinik für Neurologie Weilmünster. Warum ich mich für den Pflegeberuf und speziell die Neurologie entschieden habe, wie mein Arbeitsalltag aussieht und welche Herausforderungen mein Beruf mit sich bringt, möchte ich Ihnen hier berichten.
Das Nervensystem hat mich schon immer fasziniert
Dass ich Gesundheits- und Krankenpfleger wurde, war eher Zufall. Ursprünglich wollte ich zur Polizei. Während der 11. Klasse meiner Fachhochschulreife habe ich mich für ein Jahrespraktikum in der Pflege entschieden. Da habe ich gemerkt, dass mir der Beruf sehr gefällt.
Das Nervensystem hat mich schon immer fasziniert. Es ist die Schaltzentrale für den gesamten Organismus. Es ist so empfindlich und trotzdem so wichtig. Deshalb war für mich nach der Ausbildung klar, dass ich gerne in der Neurologie anfangen möchte.
Schon als kleines Kind habe ich mich für Technik begeistert. Deshalb war die Arbeit auf der neurologischen Intensivstation ein guter Kompromiss zwischen diesen Interessen und meinem Beruf. Außerdem beschäftige ich mich gern mit komplexen Krankheitsbildern und deren Therapie.
Die ersten Wochen auf der Intensivstation
Schon während meiner Ausbildung habe ich die Arbeit auf der Intensivstation kennengelernt. Da ich mein Staatsexamen ebenfalls auf der Intensivstation gemacht habe, hatte ich an meinem ersten Arbeitstag bei Vitos schon einige Vorkenntnisse. Zwei erfahrene Pflegefachkräfte für Anästhesie und Intensivmedizin der neurologischen Intensivstation arbeiteten mich sechs Wochen lang ein und bereiteten mich auf meinen Arbeitsalltag vor.
Ich lernte beziehungsweise lerne viel über die verschiedenen Krankheitsbilder und deren Therapie, über Beatmung, Dialyse, Monitoring, Bilanzierung der Patienten, wichtige Medikamente, Ernährungspumpen, Notfallwagen und -rucksack und zahlreiche andere Dinge.
Tägliche Herausforderungen
In stressigen oder brenzligen Situationen ruhig zu bleiben und nicht in Hektik zu verfallen, ist nicht immer einfach. Auch der Umgang mit Angehörigen ist teilweise sehr herausfordernd. Denn trotz aller Professionalität fühlt man mit den Patienten und deren Angehörigen mit.
Ich begleite unsere Patienten teilweise über lange Zeit und erlebe ihre Entwicklung mit. Besonders große Freude macht es mir beispielsweise, wenn ein Patient nach einer teilweise wochen- bis monatelangen kritischen Phase mittels eines Sprechaufsatzes wieder Sprechen kann und in die nächste Rehabilitationsphase kommt.
Die Dankbarkeit, die uns viele Patienten und deren Angehörige entgegenbringen, ist ein großer Ansporn, täglich mein Bestes zu geben. Genauso profitiere ich von der guten Zusammenarbeit im Team.
Auf der anderen Seite ist es durch die verschiedenen Schichten (Früh, Spät, Nacht) teilweise sehr schwierig im Privatleben alles unter einen Hut zu bringen. Man muss sich bewusst sein, dass der Beruf das nun mal mit sich bringt.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Den typischen Arbeitstag gibt es nicht. Dafür ist der Beruf zu vielseitig und komplex. Wir müssen flexibel sein und uns immer wieder auf neue Situationen einstellen.
Damit Sie einen Eindruck meiner Tätigkeiten bekommen, skizziere ich hier mal einen exemplarischen Frühdienst auf der neurologischen Intensivstation:
- Dienstbeginn: 5:45 Uhr
- Übergabe vom Nachtdienst an den Frühdienst: aktueller Zustand der Patienten, Neuigkeiten, anstehende Diagnostik für den Tag
- Pupillenkontrolle des Patienten, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
- dem Patienten geeignete Sondenkost anhängen.
- den Patienten Umlagern, falls er das nicht kann.
- Vital-und Beatmungsparameter aufschreiben und die Ein-und Ausfuhr kontrollieren (Vitalparameter und Ausfuhr werden stündlich kontrolliert und dokumentiert)
- Medikamente (in Form von Tabletten, Saft oder Infusionen) bereitstellen und verabreichen.
- Um 08:15 Uhr ist von montags bis freitags die Frühbesprechung mit den Kollegen aus der Pflege, der Stationsleitung, den Assistenzärzten, dem Oberarzt, der Physiotherapie und des Sozialdienstes. Wir sprechen dann über alle Patienten, damit das gesamte Team auf einem Stand ist.
- Eventuell müssen Trachealkanülen oder Katheter gewechselt werden.
- Versorgung der Patienten (Verbandswechsel, Grundpflege, Zähne putzen, Hautpflege, Bettwäsche wechseln, verschiedene Prophylaxemaßnahmen etc.)
- Perfusoren (Spritzenpumpe) und Infusomaten (Infusionspumpe) anpassen und vorbereiten.
- Patienten für eventuell anstehende Untersuchungen vorbereiten und bei diesen Untersuchungen assistieren.
- Die Mobilisation der Patienten (wenn es der Zustand zulässt) führen wir meistens zusammen mit den Physiotherapeuten durch.
- Übergabe um 12:30 Uhr an den Spätdienst.
- Um 13:30 Uhr ist normalerweise Feierabend.
Die Reihenfolge kann stark variieren.
Den Kopf frei bekommen
Die Schicksale der Patienten versuche ich nicht an mich ran zulassen. Soweit es möglich ist, spreche ich mit meinen Kollegen über das Erlebte, damit ich diese Dinge nicht mit nach Hause nehme. Außerdem gehe ich ins Fitnessstudio, um meinen Kopf freizubekommen.
Mehr Wertschätzung seitens der Bevölkerung wäre schön
Man hört es immer wieder in den Nachrichten. In Deutschland gibt es einen Pflegenotstand. Das heißt, es gibt zu wenig Pflegekräfte für immer mehr Patienten. Das bedeutet viel Stress und Einbußen für die Pflege.
Des Weiteren lässt die Wertschätzung in der Bevölkerung unserem Beruf gegenüber teilweise zu wünschen übrig. Das finde ich besonders schade und unverständlich. Denn unser Beruf ist nicht nur essenziell wichtig für ein funktionierendes Gesundheitssystem und somit für eine funktionierende Gesellschaft, er ist auch sehr herausfordernd und verlangt uns Pflegenden viel ab.
Jeder, sei es aufgrund von fortgeschrittenem Alter, einem Unfall oder einer Erkrankung, kann in die Situation kommen, auf Pflegekräfte angewiesen zu sein.
Unserem Beruf sollte in der öffentlichen Wahrnehmung deshalb ein viel höherer Stellenwert zukommen. Bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Vergütung sind nötig. Das wiederum würde auch mehr junge Menschen dazu ermutigen, sich für diesen Beruf zu entscheiden.
Trotz all dieser Umstände ist es ein sehr spannender und abwechslungsreicher Beruf. Ich bin froh und stolz, dass ich mit meiner täglichen Arbeit dazu beitrage, dass es Menschen besser geht.
Bildquelle: Paavo Blåfield