Vitos zu Besuch in der forensischen Psychiatrie „De Woenselse Port“ in den Niederlanden
Digitale Anwendungen für Patienten in der forensischen Psychiatrie? Welche Möglichkeiten, Herausforderungen und Grenzen es hierbei gibt, haben Vitos Kollegen aus ganz Hessen bei ihrem Besuch der forensischen Psychiatrie „De Woenselse Port“ erfahren.
Eine Einladung in die Niederlande
Die Klinik „De Woenselse Port“ hatte uns Anfang des Jahres nach Eindhoven eingeladen, um über die Einsatzbereiche und Erfahrungswerte mit E-Health-Anwendungen zu berichten. Diese sehr freundliche und offene Einladung haben wir gerne angenommen.
Der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter Paul ter Horst und Freena Eijffinger, Mitarbeiterin der Klinik, erklärten, dass De Woenselse Port ihren forensischen Patienten verschiedene digitale Module anbietet. Als erstes Beispiel stellte Paul ter Horst die sogenannte Selfscore-App vor. Das ist eine in der Klinik entwickelte, mobile Applikation, die Patienten zur Selbsteinschätzung nutzen können. Mithilfe der App können Patienten bestimmte Kriterien selbst bewerten und diese anschließend mit ihrem Behandler teilen und darüber sprechen. Solche Kriterien sind beispielsweise die Selbsteinschätzung zur Impulsivität und ihre Bewältigungsstrategien, im Englischen „Coping Skills“. Weiterführende Informationen zur App finden Sie auch in diesem YouTube-Video. Die digital gestützte Therapie trage laut den Kollegen aus den Niederlanden dazu bei, dass Patienten schneller, selbstständiger, eigenverantwortlicher und selbstbestimmter in den Behandlungsprozess einbezogen werden können.
Gespräche mit Patienten aus der forensischen Klinik
Wenn es aus therapeutischer Sicht sinnvoll ist, erhalten die Patienten der forensischen Klinik Zugriff auf ein iPad. Nutzungsbedingung ist, dass der Patient die Selfscore-App sowie eine digitale Intervention nutzt. Die Tablets sind vorkonfiguriert, um bestimmte Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Das bedeutet, dass die Patienten die Geräte nur für die zur Therapie vorgesehenen Zwecke nutzen können.
Wir hatten bei unserem Besuch die Gelegenheit, mit Patienten der Klinik zu sprechen. In den Gesprächen wurde deutlich, dass die Patienten die digitalen Angebote der Klinik bislang noch nicht so stark nutzen. Das machte einmal mehr deutlich, dass die Einführung und insbesondere die praktische Umsetzung von digitalen Interventionen genügend Zeit und viel Kommunikation und Information für Patienten wie auch Behandler benötigen.
E-Health-Anwendungen in der Allgemeinpsychiatrie
Irene Helderman, Innovationsmanager GGz Eindhoven, gab einen Einblick in die bestehenden E-Health-Anwendungen der Allgemeinpsychiatrie. Seit September 2018 existiert ein eigenständiger Bereich, in welchem Patienten ausschließlich mithilfe des „Blended-Care-Ansatzes“ behandelt werden. Hierbei werden digitale Interventionen mit persönlichen Therapiegesprächen verknüpft. Auch Patienten mit schwereren Erkrankungen werden behandelt und nehmen das digital ergänzte Behandlungsangebot sehr gut an. Irene Helderman schilderte den erforderlichen Veränderungsprozess, der auf Patienten- wie auf Behandlerseite durchlaufen werden muss, um digitale Anwendungen erfolgreich einzusetzen.
Digitale Interventionen in der forensischen Psychiatrie?
Wir sind überzeugt, dass digitale Anwendungen in der Zukunft zum Alltag gehören werden. Die sogenannten „Digital Natives“ werden diese Lösungen einfordern. Somit sollten wir praktische Erfahrungswerte sammeln, um uns darauf einzustellen.
Und was heißt das nun für die Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie? Im ersten Schritt werden wir überlegen, in welchen Bereichen wir digitale Anwendungen sinnvoll einsetzen können. Vorstellbar ist zum Beispiel der Einsatz von digitalen Anwendungen in den Ambulanzen. Dort sind Messengerfunktionen oder videogestützte Gespräche denkbar.
Es war sehr schön und vor allem spannend, in den Niederlanden zu Gast zu sein und den Kollegen über die Schulter schauen zu dürfen.
In diesem Sinne: Heel hartelijk bedankt en tot ziens
Bildquelle: Vitos