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heilsamer Schreck
Die Geschichte ist schon ein paar Jahre her, aber trotzdem wert erzählt zu werden.
Es geht um ein gefälschtes Rezept und einen offenbar heilsamen Schreck. Allzu viele gefälschte Rezepte habe ich in meiner Laufbahn noch nicht zu sehen bekommen, aber an dieses erinnere ich mich gut. Und auch an die Umstände: das war eine wirklich unangenehme Situation.
Denn die Frau, die uns das gefälschte Rezept für Xanax gegeben hat, war schon seit Jahren Kundin bei uns. Und ich weiss bei ihr sogar, warum sie das Medikament bekommen hat. Sie ist in den frühen 50ern und hat vor kurzem ihren Sohn verloren – er hat sich mit einer Armeepistole erschossen … und sie hat ihn gefunden. Sie ging dann zum Psychiater, der ihr eine Menge Antidepressiva und Mittel gegen Panikanfälle aufgeschrieben hat.
Es wurde irgendwann ziemlich deutlich, dass sie anfing mehr zu nehmen, als die vom Arzt aufgeschriebene Dosis – das merkt man daran, dass die Abstände beim Bezug immer kürzer wurden.
Und dann kam also der Tag, an dem sie uns ein Rezept gab für Xanax 2mg – bisher hat sie immer 1mg verschrieben bekommen … und uns sagte, sie würde es bezahlen, wir sollten es nicht über die Versicherung nehmen. Das Rezept sah ungewöhnlich aus für den Arzt – eine neue Dosierung … und sie war wieder zu früh dran, also rief man rasch in der Praxis an und fand heraus, dass sie im letzten Monat nicht dort gewesen war … und sie dort das Rezept nicht ausgestellt haben.
Das wäre eigentlich ein Grund für eine Strafanzeige, denn ein Rezept zu fälschen ist illegal. Es kann bestraft werden mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe.
Aber will ich das wirklich? Vor allem bei ihr?
Stattdessen habe ich mit ihr geredet und ihr die Situation sehr deutlich gemacht. Grundsätzlich habe ich ihr gesagt, ich verstehe, dass sie eine schwere Zeit durchmache, dass es aber hochgradig illegal ist, was sie da gemacht hat … und dass, falls das wieder vorkommt, sie eine Anzeige bekommt, ich aber hier darauf verzichte.
Sie hat verstanden.
Dann habe ich nochmals dem Arzt angerufen, der sich einverstanden erklärte auch keine Anzeige zu machen und versprach das in den nächsten Sitzungen zu Rede zu bringen und ihr zu helfen.
…
Ein Jahr später … und es geht ihr erstaunlich gut.
Nach dieser für sie erschreckenden Erfahrung bei uns hat sie sich geschworen von ihren Medikamenten runterzukommen … und das hat sie. Sie hat die Beruhigungsmittel mit Hilfe des Arztes stetig abgebaut. Und sie hat daneben angefangen mehr auf ihre Ernährung zu achten und tatsächlich wieder etwas Sport z machen … mit dem Ergebnis, dass man sogar ihre Cholesterinmittel absetzen konnte und bei ihrem Blutdruckmedikament die Dosis verringern konnte.
Manchmal kann auch etwas Gutes aus dummen Handlungen kommen.