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(Un-)Wahrscheinlichkeiten?
“Haben sie einen Beratungsraum?” fragt die etwas gehetzt aussehende Frau um die 40.
Pharmaassistentin (PA): “Ja, dahin …”
Weiter kommt sie nicht, denn die Frau stürmt schon darauf los.
PA mit flehendem Blick zu mir: “Pharmama – könntest Du das nehmen?”
Klar. Wobei – ich bin mir sicher, dass meine PA Probleme riechen kann. Und das hier scheint … problematisch zu werden.
Ich gehe in den Beratungsraum, wo sich die Frau schon eingerichtet hat.
Kaum ist die Tür zu, überfällt sie mich:
“Kann man Aids bekommen, wenn einen der … (überlegt rasch um) … die Romanze mit dem Finger in der Vagina befriedigt hat?”
Ah …
Und während ich mir noch die beste Formulierung meiner Antwort überlege:
“Er hatte keine Wunde an den Fingern. Keine offene jedenfalls … hat er auch gesagt, als ich ihn nachher gefragt habe. Und Oralsex hatten wir auch keinen … und wir hatten auch nicht wirklich Sex, aber …”
kurze Pause
Pharmama: “Also HIV wird übertragen durch Blut und Sperma und die Flüssigkeit von Schleimhäuten. Wenn er also nicht gerade verletzt war – Nein. Nein, denke ich nicht.”
Frau: “Sperma … was, wenn er die Finger vorher an seinem Penis hatte? Ist es eigentlich möglich, dass er schon ein Lusttröpfchen hatte auch wenn sein Penis noch schlaff war?”
Pharmama: “Uh – möglich, aber ziemlich unwahrscheinlich.”
Frau: “Und küssen ist kein Problem habe ich gelesen.”
Pharmama: “Das ist richtig.”
Frau: “Und ich habe ihm heute telefoniert. Er hat gesagt, er habe keine Wunden an den Händen und wir hatten ja keinen Oralsex und … – denken sie er lügt mich an? Er scheint mir nicht der Typ zu sein, der lügt, aber man weiss ja nie …”
Schulterzucken – da kann ich wirkich nichts dazu sagen.
Frau: “Aber sie denken nicht, dass eine Ansteckung da wahrscheinlich ist?”
Pharmama versucht zu beruhigen: “So wie sie mir das beschrieben haben: nein. Wissen sie – eigentlich ist der HIV Virus nicht ein sehr erfolgreicher Virus. Es braucht erstaunlich viel zur Ansteckung. Deshalb dürfen auch HIV Positive Menschen schmusen – das ist kein Problem.”
Frau: “Und wir haben sonst ein Kondom benutzt!”
Pharmama: “Nun, das ist gut. Äh … Ist er denn HIV positiv?”
Frau: “Das weiss ich nicht. Das habe ich nicht gefragt …
Und er hat auch nichts gesagt.”
(Aber über alles andere hat sie ihn ausgequetscht. Interessant.)
Pharmama: “Okay, sehen sie – ich würde mir in dem Fall nicht zuviele Sorgen machen.”
Frau: “Wie sieht das aus mit einem HIV Test? Kann ich den auch hier machen lassen?”
Pharmama: “Hmmm … ich habe letztens gelesen von solchen Selbst-Tests. Ich würde aber davon abraten. Lassen sie, wenn es sie zu sehr beunruhigt das beim Arzt machen. Das ist sicherer. Und … man kann das nicht gerade sofort nach einer möglichen Ansteckung machen. Das dauert etwas, bis das anzeigen kann …”
…
“Für zukünftige sexuelle Kontakte empfehle ich weiter den Gebrauch eines Kondoms – und wenn sie einen festen Partner haben auch ein HIV Test für beide Partner.”
Sie ist einigermassen beruhigt und geht wieder.
Puh. So gerne ich die Frau weiter beruhigt hätte: ich kann keine hundertprozentige Aussagen machen über Dinge, die zu viele Variablen haben. Es besteht – wenn auch nur eine geringe Möglichkeit einer HIV Infektion: Falls er HIV positiv ist, falls er frisches Sperma an den Fingern hatte oder eine grössere frische Verletzung, falls bei ihr die Vaginalhaut angegriffen war, falls er einen der aggressiveren Virusstämme hat. Aber die Wahrscheinlichkeit dürfte seeehr klein sein. Und sie macht sich jetzt schon dermassen “einen Kopf” – bei zukünftigen “One Night Stands” (für das halte ich die “Romanze” dürfte sie noch vorsichtiger sein.
Falls sie das je wieder macht. Sie schien einfach nicht der Typ dafür …
Buchsichtung – auf dem Loch Ness
Hallo Pharmama Liebe Grüsse vom Loch Ness. Ich habe hier in Schottland eeeendlich etwas Zeit, dein Buch zu lesen und ich finde es toll! Die anderen Reisenden schauen manchmal etwas komisch, wenn ich laut auflache. Weiter so! Danke Nadja! Ist zwar selber mitgebracht das Buch – aber mich freut es immer, mein Buch in “freier […]
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