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Und wann fragen Sie den Arzt?
Frau Späth ist eine alte Frau, die ihre Zeit hauptsächlich zuhause in der Wohnung verbringt, weil sie nicht mehr sehr mobil ist. Sie hat Hilfe von der Hauspflege (die Spitex), aber offensichtlich ein bisschen Probleme damit ihr Gewicht zu halten – was bei ihr nicht nur wie bei anderen älteren Personen an nicht ausreichender Ernährung liegt, sondern auch an einer chronischen Darmerkrankung. Sie geht zwar nicht mehr sehr häufig nach draussen, aber sie hat ja noch das Telefon.
Frau Späth: “Die Spitex hat mir gesagt, ich soll mir vom Arzt Fresubin aufschreiben lassen, weil ich nicht zunehme.”
Pharmama: “Das bekommen sie auch ohne Rezept. Sie brauchen also etwas hochkalorisches?”
Frau Späth: “Ja, am liebsten mit Bananengeschmack. Aber wenn es der Arzt nicht verschreibt … übernimmt das dann die Krankenkasse?”
Pharmama: “Der Arzt kann das schon aufschreiben, aber … ich glaube die Kasse übernimmt das auch dann nicht. Moment … (schaue im Computer nach) … ja. Die sind bei mir alle drin als LPPV also nicht gelistet. Die Kasse wird das nicht einfach so zahlen.”
Frau Späth: “Aber … die Spitex hat gesagt, ich soll das nehmen. Zahlen sie es dann nicht?”
Pharmama: “Nein. Sie haben höchstens eine Chance, wenn der Arzt selber der Kasse einen Antrag stellt. Ich bräuchte aber die Bestätigung schriftlich, wenn sie eine bekommen…. “ (schlechte Erfahrungen, sorry)-
Frau Späth: “Dann könnten Sie den Arzt fragen?”
Pharmama: “Nein, das sollten Sie selber tun. Er will Sie sicher noch anschauen oder etwas fragen.”
Frau Späth: “Ich frage die Spitex.”
Pharmama: “Dass die den Arzt fragen? Es geht sicher schneller, wenn sie das selber machen.”
Frau Späth: “Nein, nicht den Arzt. Dass die die Krankenkasse anfragen. Immerhin haben sie es mir empfohlen.”
Pharmama: “Das bringt nichts. Der Arzt muss das machen.”
Frau Späth: “Aber ich mag nicht mehr zu meinem alten Arzt gehen.”
Ah, da liegt der Hase begraben.
Pharmama: “Okay – aber … dann sind sie sicher auf der Suche nach einem neuen Arzt?”
Frau Späth: “Ja, ich habe auch schon einen Termin – nächsten Dienstag.”
Pharmama: “Das ist doch gut? Dann können Sie ihn gleich fragen, ob er Ihnen die Flüssignahrung aufschreibt und wegen der Übernahme bei der Krankenkasse anfragt.”
Frau Späth: “Aber — ich will ihn damit nicht gleich beim ersten Besuch belästigen!” (Bittend) “Könnten Sie nicht bei meinem alten Arzt anfragen?”
Pharmama: “Nein, das müssten schon Sie selber machen … ausserdem: finden Sie das nicht etwas frech ihn zu fragen, wenn Sie doch wissen, dass Sie nicht mehr zu dem gehen wollen?”
Frau Späth: “Ah … ja … so. Dann frage ich doch besser den neuen Arzt.”
Pharmama: “Ja, das ist eine gute Idee.”
Frau Späth: “Ich möchte aber jetzt schon versuchen, ob ich das vertrage, könnte ich bei ihnen eine Flasche bestellen?”
Pharmama: “Natürlich, die bekommt man ja auch ohne Rezept. Sie müssen sie einfach bezahlen, bis sie ein Rezept vom Arzt und eine Kostenübernahme-Bestätigung von der Kasse haben.”
Zusammen suchen wir etwas heraus.
….
Sie bekommt es und ich stelle die nächsten Wochen fest, dass sie immer wieder mehrere Flaschen bestellt … und auch selber bezahlt.
Schliesslich finde ich am Morgen bei Arbeitsbeginn einen Zettel auf dem Schreibtisch: „Frau Späth lässt fragen, wann wir jetzt beim Arzt anfragen wegen der Krankenkasse übernahme vom Fresubin.“
Hmmpf.
Also telefonieren wir ihr noch einmal.
Worauf sich obiges Gespräch fast noch einmal gleich wiederholt …