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Ausser-gewöhnliche Kundenwünsche
Wir haben da einen Kunden – nennen wir ihn Herrn Timber – wenn der in die Apotheke kommt, meist am Abend spät, dann lache ich inzwischen schon, denn ich weiss: Das wird interessant! Herr Timber kommt so gut wie nie wegen irgendwelchen Gesundheitsproblemen – er ist fit und gesund, um die 30 … und sieht […]
Alternativmedizinische Extrabestellungen
Ich selber habe es nicht so mit den homöopathischen Mitteln, aber sie werden ziemlich häufig verlangt und wir haben auch einige Ärzte, die das gerne auf- und ver-schreiben.
Mal abgesehen von der Wirksamkeit der Mittel habe ich aber noch ein anderes Problem: ich muss sie, speziell spezifisches, häufig bestellen. Das kann ich – dauert aber 2-3 Tage. Leider manchmal auch länger.
Das ist ausgesprochen ungeschickt, wenn es für etwas eingesetzt wird, wo man es gleich bräuchte. Lässt sich aber kaum verhindern. Ich kann wirklich nicht jedes Mittelchen an Lager haben. Manches davon brauche ich nur ein Mal in 10 Jahren …
Letzthin gerade.
Auf dem Rezept am späten Freitag abend für ein hustendes Kleinkind – 3 bis 4 Monate alt: Globuli und eine Salbe zum einreiben auf die Brust.
Die Globuli habe ich sogar hier – Belladonna D6, wohl genommen gegen Fieber. Die Salbe allerdings … Schon klar, Pulmex Baby und anderes mit ätherischen Ölen darf ich wegen Bronchospasmus-Gefahr erst ab 6 Monaten geben. Bei der Salbe steht das ziemlich sicher nicht drauf oder drin (homöopathische Sachen und anthroposophische Mittel haben meist keine Packungsbeilagen). Allerdings scheint die Salbe dem Namen nach Thymianöl zu enthalten … Viel.
Pharmama: “Zuerst muss ich noch bei der Ärztin nachfragen, wieviel Prozent die Salbe denn haben sollte – aufgeschrieben hat sie nämlich 40% … was mir wahnsinnig hoch vorkommt … und es so nicht gibt.”
Natürlich war die Ärztin am Freitag abend nicht mehr in der Praxis. Ich informiere also die Mutter: “Sie ist nicht mehr erreichbar, das muss ich am Montag abklären – dann kann ich es auch gleich bestellen, jetzt hat die Firma auch schon geschlossen.”
Montag morgen. Die Ärztin meint: „Dann nehmen sie halt 10% – ich wusste nicht, wie es die genau gibt, da habe ich einfach etwas aufgeschrieben.“
Die Mutter telefonisch informiert, Salbe nach ihrem okay bestellt. Sie meint: “Ja, bestellen Sie es, wir brauchen das wohl noch eine Zeitlang, das Kind hustet immer noch ziemlich fest.”
Pharmama: “Wie sieht es mit Fieber aus?”
Mutter: “Ja, mit den Fieberzäpfchen geht es runter, kommt aber wieder. Und sie ist ziemlich schwach. Sie will nicht trinken.”
Als ich das höre, rate ich ihr an, nochmals zum Arzt zu gehen.
Die Salbe kommt am Mittwoch nachmittag – Mutter angerufen, damit sie weiss, dass die jetzt hier ist.
Sagt die Mutter: „Jetzt brauchen wir sie nicht mehr. Ich habe nach ihrem Anruf am Montag versucht einen Termin mit der Ärztin zu machen, die meinte sie könne uns erst am Dienstag mittag einplanen. Dienstag morgen ging es so schlecht, dass ich mit ihm ins Spital bin. Das Kind hat eine üble Lungenentzündung und liegt im Spital.“
Oh Weh.
Ich kann ihren vorwurfsvollen Ton ja verstehen – sie hat da ziemlich was durchgemacht – allerdings bin ich überzeugt, dass die Salbe zum einreiben das auch nicht verhindert hätte. Auch nicht, wenn sie schon am Freitag da gewesen wäre.
Das ist zwar jetzt ein Extremfall, aber nicht wirklich eine Ausnahme. Mir fällt auf, dass wir Bestellungen für spezielle homöopathische Sachen oft am Freitag abend bekommen. Murphys Law halt.