Im Idealfall geht eine medizinische Innovation Hand in Hand mit einem ihr entsprechenden Industriedesign. Dieses muss vorab punkto Handhabung, Robustheit und Sicherheit auf höchsteam Niveau optimiert sein. Ästhetik und andere weiche Faktoren, die bei Anwendern primär auf psychologischer Ebene wirken, sind dabei von eher untergeordneter Bedeutung. Denn anders als bei kurzlebigen Konsumgütern, gelten im Industriesektor, zu dem auch die medizinische Technik zählt, grundsätzlich strengere Anforderungen.
Was ist Industriedesign?
Der Fachbegriff Industriedesign, der vom englischen Industrial Design herkommt, steht synonym für die im deutschen Sprachgebrauch üblicheren Ausdrücke Produktdesign oder Produktgestaltung. Gelegentlich finden sich auch die Schreibvarianten Produktedesgin und Produktegestaltung. Welchen Begriff man letztlich auch bevorzugt, es handelt sich dabei immer um eine interdisziplinär ausgerichtete Dienstleistung, die sich der Anfertigung von Entwürfen für neue Produkte widmet, welche anschließend seriell beziehungsweise industriell hergestellt werden sollen.
Die Gestaltung von Konsum- und Investitionsgütern sind die zwei Betätigungsfelder der Industriedesigner:
- Die Gruppe der Konsumgüter umfassen Haushaltsmaschinen, Werkzeuge, und verschiedene Fahrzeugarten. Auch Möbel, Leuchten, Einbauten für Küche oder Bad sowie Spielzeuge zählen dazu.
- Dem steht die Gruppe der Investitionsgüter für den industriellen Bereich gegenüber. Diese umfassen beispielsweise Produktemaschinen, elektronische Geräte, Nutzfahrzeuge und nicht zuletzt die gesamte Medizintechnik.
Der Kundenkreis für Investitionsgüter arbeitet im Normalfall wertschöpfend, also gewinnorientiert oder zumindest kostendeckend, sofern nicht öffentliche Gelder oder andere Sponsorengelder, wie das etwa im Gesundheitssektor üblich ist, zur Deckung der Defizite zur Verfügung stehen. Allein schon deswegen muss das Hauptaugenmerk im Industriedesign auf folgenden vier Punkten liegen, damit ein Produkt erfolgreich vermarktet und eingesetzt werden kann:
- Benutzerfreundlichkeit
- Robustheit
- Langlebigkeit
- Sicherheit
Außerdem sollten Investitionsgüter ganz den Bedürfnissen der Kunden entsprechend transportiert, gewartet, verändert oder repariert werden können. Ästhetische Trends, Moden oder sonst einer optimalen Funktionalität abträgliche Designs spielen dabei kaum oder gar keine Rolle; denn das Produkt soll als langlebiges Erzeugnis möglichst zeitlos und vertrauenerweckend wirken.
Das Design für eine innovative Medizintechnik
Das vertrauenerweckende Element ist neben den bereits erwähnten Faktoren besonders bei Produkten der Medizintechnik von höchster Wichtigkeit. Dieses erstreckt sich nicht nur auf die Anwender des Medizinbereichs mit Ärzten, Pflegepersonal, Laboranten und weiterer dem Sektor zugehöriger Berufsgruppen. Auch auf den Patienten müssen diese Produkte schon rein optisch ein Gefühl von Sicherheit und Seriosität vermitteln.
In Deutschland nimmt das Industriedesign für die Medizintechnik eine besonders wichtige Stellung ein. Es gibt tausende von Firmen – vorwiegend im mittelständischen Segment – die sich in dem Bereich betätigen. Nach den USA ist denn auch Deutschland weltweit der umsatzstärkste Anbieter auf diesem hochspezialisierten Gebiet.
Auf dem Gebiet innovativer Medizintechnik und ihres Designs werden ingenieurwissenschaftliche Prinzipien befolgt. Es ist also eine hochspezialisierte interdisziplinäre Fachrichtung, die vom Designer auch vertiefte Kenntnisse auf den Gebieten der Medizin und Geisteswissenschaften verlangt. Dienen doch diese Produkte letztlich der Diagnostik, Therapie, Pflege, Rehabilitation und Verbesserung der Lebensqualität von Patienten.
Entsprechend streng sind die Produktestandards und behördlichen Zulassungskriterien angelegt. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass ein Produktezyklus vom Entwurf bis zur Markteinführung nicht selten mehrere Jahre dauert und relativ kostenintensiv ist.