Wie aus einer neuen Studie der Saint Louis University (SLU) hervorgeht, kann ein Wirkstoff, der genau dem körpereigenen Wachstumshormon (HGH, Somatropin) entgegenwirkt, gewisse Alterserscheinungen rückgängig machen. Die Wissenschaftler der SLU meinten dazu, dass ihre Daten möglicherweise dem Kampf gegen das Alter eine neue Stossrichtung geben könnten. Auf jeden Fall widersprechen ihre Befunde der Meinung vieler Experten und Laien, die davon ausgehen, dass HGH revitalisierend wirke.
Die Befunde, die online in der Dezemberausgabe der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen sind, seien deshalb von Bedeutung, so Dr. John E. Morley, Mitautor der Studie und Direktor der Abteilung für Geriatrie und Endokrinologie an der Saint Louis University School of Medicine, weil viele Laien HGH einnähmen, weil sie glaubten, damit einen Jungbrunnen gefunden zu haben. Diese Annahme werde zusätzlich durch die Presse unterstützt sei aber von der wissenschaftlichen Seite nicht ganz so klar. So gibt es schon seit längerem aus Untersuchungen mit der Fruchtfliege Hinweise darauf, dass der metabolische Pfad, der vom Wachstumshormon begünstigt wird, eher zu einer Verkürzung der Lebenserwartung beiträgt.
„Viele ältere Personen nehmen Wachstumshormon ausschliesslich um sich selbst zu verjüngen,“ sagte Morley. „Unsere Resultate zeigen aber ganz klar, dass HGH, wenn es an Personen mittleren oder gehobenen Alters abgegeben wird, gefährlich sein kann.“
Die Forscher untersuchten für ihre Studie den Wirkstoff MZ-5-156, ein Wachstumshormon Freisetzungshemmer (GHRH-Antagonist) in einem Mausmodell. Dafür verwendeten sie das SAMP8 Mausmodell, eine speziell für die Erforschung von Alterungsprozessen gezüchtete Rasse. Nach Gabe von MZ-5-156 zeigten die Ratten deutlich weniger Anzeichen von oxidativem Stress im Gehirn, eine verbesserte Wahrnehmungsfähigkeit, Telomeraseaktivität und eine verlängerte Lebenserwartung. Gleichzeitig wurde die Tumoraktivität deutlich reduziert. Die Telomeraseaktivität ist ein Mass für den Schutz der Erbsubstanz.
MZ-5-156 konnte, analog einer ganzen Reihe von GHRH Antagonisten, verschiedene menschliche Tumoren hemmen, u.a. den Prostatakrebs, Brustkrebs, Gehirntumore und Lungenkrebs. Ausserdem hatte es einen positiven Effekt auf die Lernfähigkeit und wird mit Verbesserungen im Kurzzeit-Gedächtnis in Zusammenhang gebracht. Die antioxidative Eigenschaft führte zu weniger oxidativem Stress im Gehirn und so zu einem Rückgang der Wahrnehmungsstörungen, die für die alte Maus typisch sind.
William A. Banks, Erstautor der Studie und Professor für Innere Medizin und Geriatrie an der University of Washington School of Medicine in Seattle meinte zu den Resultaten, dass sie das Forscherteam dazu veranlasst hätten umzudenken. „Die Gegenspieler vom Wachstumshormon haben offenbar auch günstige Auswirkungen auf den Alterungsprozess. Der unkontrollierte Gebrauch von HGH kann daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen werden.”