Weichmacher – Eine Belastung die man vermeiden kann

PVC oder Polyvinylchlorid ist ein thermoplastischer Kunststoff, der hart und spröde ist. Erst durch die Zugabe von Weichmachern und Stabilisatoren wird er weich, flexibel und formbar. PVC kommt zur Anwendung in Fensterprofilen, Fußbodenbelägen, Rohren, Gummi-Handschuhen, Folien, Kreditkarten, Spielzeugen für Kinder usw. Die harte PVC-Variante enthält keinen Weichmacher, wie z.B. in PVC Rohren. Die weiche Variante dagegen enthält ca. 40 Prozent Weichmacher.

Der wichtigste Weichmacher, der bei PVC und anderen Kunststoffen zum Einsatz kommt, ist Phthalat. Dieser Weichmacher geht keine chemische Verbindung mit dem Kunststoff ein, sondern lagert sich zwischen den PVC- bzw. Kunststoff-Molekülen ein, was eine Auflockerung des Kunststoffgefüges zur Folge hat. Das Resultat dieser Auflockerung ist: Der Kunststoff wird weicher. Man kann diesen Prozess auch mit einem Schwamm vergleichen, der im trockenen Zustand spröde und hart ist. Wird er in Wasser getaucht, dann wandert das Wasser in den Schwamm und macht ihn weich und flexibel. So wie das Wasser aus dem Schwamm entweichen kann, so kann auch der Weichmacher aus dem Kunststoff entweichen.

Dies bedeutet für mit Kunststofffolien verpackte Lebensmittel, dass das entweichende Phthalat direkt in die Lebensmittel wandert. Lebensmittel mit einem hohen Fettanteil sind besonders von solchen Prozessen betroffen, da Phthalat äußerst lipophil (fettfreundlich bzw. fettlöslich) ist. Die Weichmacher in Plastikspielzeugen dagegen werden durch Speichel und Hautkontakt in den Organismus aufgenommen, so dass diese Art der Spielzeuge für Kleinkinder und Kinder alles andere als wünschenswert ist.

Weichmacher - Eine Belastung

Was aber ist Phthalat und was macht es eigentlich?

Phthalat als Kunststoffweichmacher kommt in PVC, Nitrocellulose und synthetischem Gummi vor. Es gibt eine Reihe von verschiedenen Phthalaten, die geringe chemische Veränderungen in ihrer Primärstruktur aufweisen. Einige dieser Varianten kommen in der Kosmetik, Körperpflegemitteln und sogar in pharmazeutischen Produkten zum Einsatz. Dies ist umso unverständlicher und erschreckender, geht man heute davon aus, dass Phthalate eine östrogenartige hormonelle Wirksamkeit haben, die besonders die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane, speziell der Hoden, beim Fötus beeinträchtigen. Dies kann zur Unfruchtbarkeit führen bis hin zur Feminisierung.

Zudem werden allen „Disruptoren“, wie die Hormon-Nachahmer heißen, noch weitere embryonale Schädigungen zugeschrieben. Dazu gehören ADHS, Autismus, Übergewicht des Heran- und Erwachsenen sowie geistige Behinderungen und Fehlbildungen der männlichen Geschlechtsorgane. Auch eine Schwächung des Immun-Systems kann die Folge einer Exposition mit Weichmachern während der Embryogenese sein. Im schlimmsten Fall können die Toxine eine Fehlgeburt auslösen. US-Studien belegen auch eine keimschädigende Wirkung der Stoffwechselabbau-Produkte der Phthalate. Die Metabolite stören die Gen-Expression in der Placenta, wodurch die Entwicklungsstörungen mit verursacht werden.

Aber auch beim Erwachsenen können sich weichmacher fatal auswirken. So ist Diabetes beim Mann mit diesen Chemikalien assoziiert worden. Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Entwicklung von Hodenkrebs. Auch hier wird vermutet, dass Phthalate ganz oben auf der Liste der Verursacher stehen. Einige Wissenschaftler glauben auch, dass die Disruptoren die Lebenserwartung reduzieren, weil der Testosteron-Spiegel erheblich ansteigt. Sogar an der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollen Weichmacher beteiligt sein.

Aber auch der weibliche Teil der Bevölkerung ist von einer Phthalatbelastung bedroht. Durch die östrogenartige Wirkung besteht ein erhöhtes Krebsrisiko, der sich in späteren Lebensjahren ausbilden kann. Erschwerend kommt noch dazu, dass Phthalate in Verbindung mit anderen chemischen Substanzen an toxischer Potenz gewinnen können.

Während in Europa phthalathaltige Spielzeuge für Kinder weitestgehend verboten worden sind, enthalten bestimmte Medikamente immer noch diesen Weichmacher, diesmal als Hilfsstoff. Dies betrifft Arzneimittel, pflanzliche Heilmittel und Nahrungsergänzungsmittel. Grund für den Einsatz ist die Forderung, dass der eigentliche Wirkstoff erst im Darm und nicht schon im Magen freigesetzt werden soll. Phthalat ist also ein guter säureresistenter Schutz gegen eine frühzeitige Zersetzung der Tablette oder Kapsel im Magen. Leider zeigt die Kehrseite der Medaille überdurchschnittlich hohe Konzentrationen an Phthalat bei den Patienten, die auf die entsprechenden Mittel eingestellt worden waren.

Eine Liste mit einigen dieser Medikamente ist einsehbar unter http://internet-apotheke-freiburg.de/arzneimittel/dep.html. Apotheken können über die ABDA-Datenbank ermitteln, welches Medikament den Weichmacher enthält.

Eine ARD-Sendung im März 2006 des Magazins „Plusminus“ teilte seinen Zuschauern mit, dass es zu diesem Zeitpunkt in Deutschland 51 Arzneimittel gab, die den Hilfsstoff Phthalat (DBP) enthielten. Die Hälfte davon war frei verkäuflich. Es handelte sich dabei um Arzneimittel gegen Bronchitis, Erkältungen, Asthma, zu hohe Cholesterinwerte, Schlafstörungen, Eisenmangel etc.

Einige von diesen Präparaten wiesen im Beipackzettel ausdrücklich darauf hin, dass das Produkt für Schwangere geeignet sei. Jetzt verstehe ich nicht, nach dem wir gesehen haben, dass vor allem männliche Föten durch den Weichmacher höchst gefährdet sind, warum DBP-haltige Medikamente Schwangeren empfohlen werden. Aber vielleicht lässt sich dies mit Profitgier und Verantwortungslosigkeit, die in der Pharmaindustrie nicht neu ist, am schnellsten (und am besten) erklären.

Wie kann man dem Weichmacher entweichen?

Man wird aus der industriellen Ecke immer wieder zu hören bekommen, dass die Konzentrationen inzwischen so abgenommen haben, dass sie im Prinzip vernachlässigbar sind. Außerdem wird Phthalat ja auch vom Organismus wieder abgebaut. Aber die industrieunabhängige Wissenschaft scheint dem nicht ganz zustimmen zu wollen. Sie argumentiert, dass die vielen kleinen Belastungen aus vielen Lebensmitteln und anderen Bereichen mit nicht nur einem Phthalatderivat, sondern einer Vielfalt davon, sich aufsummiert und möglicherweise die Wirksamkeit der Phthalate potenziert.

Leider scheint die „Flucht“ in den Bioladen auch keine Alternative zu sein, denn ein Forscher von der Technischen Hochschule in Zürich fand heraus, das „Menschen, die sich bewusst gesund ernähren, können prinzipiell höher belastet sein mit Phthalaten über die Nahrung als solche Menschen, die sich weniger um ihre Nahrung kümmern.“

Warum denn das?

Sind nicht die Bioprodukte (mit Bio-Siegel) umweltfreundlich und nicht in Plastik verpackt?

Die Antwort aus Zürich dazu lautet: „Das Endprodukt ist oft in Papier verpackt, aber man muss die gesamte Kette sehen, über die ein Nahrungsmittel hergestellt oder gewonnen wird. So kann es sein, dass die Lebensmittel, die Sie am Marktstand kaufen, in Plastikgefäßen transportiert oder gelagert wurden.“

Neuerdings können auch Phthalate in Papier und Pappe nachgewiesen werden. Z.B. ist es in Druckerfarbe enthalten. Da Papier und Pappe normalerweise recycelt werden, bleibt der Weichmacher auch im Kreislauf und vermehrt sich, je mehr Papier und Pappe recycelt werden. Über diesen Weg gelangt er dann auch an bestimmten Punkten in die Lebensmittel, wobei die biofreundlichen Produkte leider nicht ausgeschlossen zu sein scheinen.

Ein Vermeiden von Weichmachern ist somit nur möglich, wenn Produktion und Einsatz vollständig zum Erliegen kommen. Solange das nicht geschieht, werden wir wohl oder übel mit dieser Form der Chemie um uns herum und in uns drin leben müssen, die Folgeerkrankungen mit eingeschlossen.

Die Weichmacher in der Politik

Es wäre jetzt ein logischer und nicht unüblicher Schritt, die Politik auf die Situation aufmerksam zu machen und die entsprechenden Ver- und Gebote einzufordern. Wie es aussieht, macht man mit diesem Schritt den Bock zum Gärtner.

Denn ob man es glauben will oder nicht, aber so wie es aussieht, brauchen die Hersteller keine detaillierten Nachweise zu erbringen, dass ihre Produkte aus gesundheitlicher Sicht unbedenklich sind. Was heißt das?

Die Diskussion um Bisphenol A, Phthalate etc. ist seit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung meines Beitrags oben ein wenig in Schwung gekommen. Das ist nicht verwunderlich, wo heute alles und jeder auf der Bio-Welle reitet, auch wenn man mit Bio wenig zu tun hat. Die Plastikindustrie hat hier auch Potential erkannt, sich in ein günstiges Licht zu stellen. Wie kann man sich als absolut unbiologischer Plastikhersteller in ein biologisch günstiges Licht stellen? Durch einen Trick, den nur David Copperfield, Houdini und die Marketingabteilung der Plastikbauer beherrschen.

Denn Letztere hat das „böse“ Bisphenol-A aus ihren Produkten entfernt. Nach dem Motto: „Tu Gutes und spricht darüber“, wurde dann auch die Werbetrommel gerührt und das Fehlen von Bisphenol-A als bio-grünes Plastikwunder inszeniert. Jetzt endlich dürfen Babys und Kleinkinder aus „gesunden Flaschen“ trinken. Spielzeug aus Plastik war ohne Bisphenol-A schon fast ein „Naturprodukt“. Plastik war irgendwie „gesund“.

Was aber niemanden wirklich zu interessieren schien, die Industrie erst recht nicht, war die Tatsache, dass hier ein Weichmacher durch einen anderen Weichmacher ersetzt wurde. Das Fehlen von Bisphenol-A ist nicht gleichbedeutend mit „ohne Weichmacher“, sondern mit einem anderen Weichmacher. Darauf haben die Hersteller jedoch nicht hingewiesen. Auch die gesundheitliche Unbedenklichkeit des neuen Weichmachers, der sich Bisphenol-S schimpft, ist so gut wie überhaupt nicht abgeklärt. Damit besteht sogar die Möglichkeit, dass die S-Version von Bisphenol gesundheitsschädigender ist als die alte A-Version.

Die „Industrie“ interessiert das gar nicht

Da aber die Plastikindustrie keine Verpflichtung hat, hier entsprechende Dokumentationen vorzulegen, bleibt alles beim Alten. Bisphenol ist nach wie vor in den Babyflaschen, nur mit einem S. Und diese Trickserei wird von der Industrie als biologisch vermarktet, wodurch man sein Problem mit der Diskussion um Bisphenol-A in einen Verkaufsvorteil verwandelt hat.

Jetzt wird es einige Zeit dauern, bis dass jemandem auffällt, dass das Bisphenol immer noch Bisphenol ist und nur seinen „Nachnamen“ geändert hat. Dann dauert es wiederum seine Zeit, bis dass die Diskussion um die gesundheitlichen Aspekte des neuen Bisphenols anlaufen. Bis dahin aber verkauft die Plastikindustrie ihre Giftschleudern in Flaschen-, Behälter- und Verpackungsform als grün ohne dabei rot zu werden.

Die Politik unterstützt die Industrie in dieser Vorgehensweise. Denn falls wir den Verdacht haben, dass Bisphenol-S-haltige Verpackungen etc. gesundheitsschädlich sind, dann müssen wir als Verbraucher dies nachweisen. Die Industrie braucht hier keine Nachweise für die Sicherheit und Unbedenklichkeit zu bringen. Es sollte lediglich gewährleistet sein, dass die Verbraucher nicht unmittelbar nach Gebrauch der Flaschen, Verpackungen etc. zum Notfall werden.

Dazu kommt noch, dass Bisphenol-A und S nicht die einzigen Chemikalien in den Produkten sind. Unter Schadstoffe in Plastik – Augen auf beim Plastikkauf gibt es eine kleine Aufzählung, womit wir so gut wie täglich konfrontiert werden. Und dennoch, trotz des Wissens um gesundheitlich schädigende Wirkungen der Chemikalien gibt es keine Anstalten seitens der Politik, hier entsprechende Schritte zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung einzuleiten.

Denn nicht nur die Plastikindustrie kann zaubern und aus Plastik ein urgesundes, biologisches Naturprodukt machen. Auch die Politik zaubert Bedenkenlosigkeit gegenüber Chemikalien, die von der Wissenschaft als gesundheitsschädigend und unphysiologisch bewertet werden.

Um diesen Trick hinzubekommen, benutzt man genau die Wissenschaft, gegen die man argumentieren will/muss. Wie macht man das? Lösung: Genau wie die Marketingabteilung der Plastikmacher; man verwandelt einen Nachteil in einen Vorteil.

In diesem Falle bemüht man die Wissenschaft, um zu erfahren, ab wie viel Chemie der Benutzer ohnmächtig vom Stuhl fällt. Das will man ja vermeiden, um keine größeren Anfragen heraufzubeschwören. Die Wissenschaftler ermitteln dann Werte, die von den entsprechenden Gremien der Politik in sogenannte „Grenzwerte“ umgewandelt werden. Am Ende haben wir eine lange Liste mit Chemikalien und Werten, die „bedenkenlos“ in die Menschen gepumpt werden können, ohne dass die Gesundheit Schaden nimmt. Das ist dann ein Gesetz, nach dem sich die Gesundheit zu richten hat.

Und wenn die Industrie darauf hin klagt, dass die Grenzwerte viel zu gering sind und die Produktion, basierend auf den Grenzwerten, kostenschwanger umgestellt werden muss, dann ist man in der Politik auch schon mal bereit, die Grenzwerte „neu zu überdenken“. Diese Phrase aus dem Mund eines Politikers bedeutet niemals etwas Gutes. In diesem Zusammenhang wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Grenzwert nach dem Überdenken auf ein industriefreundliches Niveau angehoben.

Wir müssen mit diesem „Dreck“ leben…

Dann besteht auch noch die Frage, wer kontrolliert eigentlich, dass die Industrie die ohnehin schon laschen Grenzwerte einhält? Aber es soll noch schlimmer kommen: Grenzwerte für Chemikalien in alltäglichen Gegenständen sind das explizite Eingeständnis, dass wir alle mit diesem Dreck leben MÜSSEN. Die Politik hat hier die Aufgabe, zu bestimmen, wie viel Dreck man uns zumuten darf. Die Politik hat auf keinen Fall die Aufgabe, uns vor diesem Dreck zu schützen.

Darum sind auch Diskussionen um weiterführende Gedanken zu diesem Thema kein Thema. Denn die Grenzwerte für Dreck gelten immer nur für jede einzelne Chemikalie. Da dadurch aber garantiert ist, dass wir mit allen Chemikalien, die uns die Plastikbauer bescheren, in Kontakt kommen, haben wir auch eine viel höhere Konzentration an Chemikalien auszuhalten als die einzelnen Grenzwerte es uns verharmlosenderweise vorgaukeln. Es gibt auch keine (oder kaum) Untersuchungen zu der Frage der Interaktionen dieser vielen verschiedenen körperfremden Substanzen. Warum auch? Heute wissen wir, dass zum Beispiel Bisphenol-A eine Reihe von ungünstigen Einflüssen im Organismus verursacht. Es wird trotzdem nicht verboten (sondern gegen einen noch suspekteren Kandidaten aus der Bisphenol-Familie ausgetauscht). Phthalate bewirken hormonelle Störungen, was aber niemanden darüber nachdenken lässt, die Substanz zu verbannen, und so weiter und so fort. Für die Politik hat all dies keine Bedeutung. Einmal ist keinmal. Ein bisschen Gift ist kein Gift. Warum sich also darüber aufregen, so lange wir Grenzwerte haben, mit denen wir unser Gewissen beruhigen können. Immerhin zeigt das mühsame Erarbeiten von diesen Grenzwerten, wie sehr man an unserem Wohl interessiert ist.

Selbst Giftexperten haben Probleme

Selbst Giftexperten (=Toxikologen) haben Schwierigkeiten, die vielfältigen Wirkungen und Wechselwirkungen im komplexen System des Organismus zu beschreiben. Schon daran scheitert eine sachgerechte Festlegung der Grenzwerte. Notgedrungen greifen die Wissenschaftler zu Computer-Simulationen. Die rechnergestützte Nachahmung biochemischer Prozesse ist nebenbei auch kostengünstiger als Labor-Analysen, mit denen natürlich auch nicht alle biochemischen Reaktionen erfasst werden können. Doch das mathematische Modell ist noch unzureichender als die eher stichprobenartigen chemischen Analysen.

Zudem kritisieren Biologen, dass im Rahmen dieses „Physiologically Based Pharmacokinetic Modeling“ (PBPK) die Grundannahmen viel zu unrealistisch sind. Für Bisphenol A treffen die Aussagen höchsten im Hinblick auf die Verweildauer der Chemikalie im Körper zu. Hingegen ist die Unterstellung einer nur schwachen Nachahmung des Östrogens durch BPA sogar faktisch falsch. Denn der Weichmacher ist in der Wirkung dem Östrogen praktisch identisch.

Hilfe zur Selbsthilfe

Nachdem in uns der Verdacht aufgekeimt ist, dass das vertrauensvolle Überantworten unserer Gesundheit in die Hände der Politiker und der Industrie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Rezeptur für den sicheren Untergang sein könnte, sollten wir uns Gedanken machen, wie wir selbst die Verantwortung in die Hand nehmen.

Die beste Strategie hier ist die Vermeidungsstrategie. Alles, was flüssig ist und in Kontakt mit Kunststoffen gekommen ist, muss im Verdacht stehen, die in dem Kunststoff enthaltenen Chemikalien heraus gespült zu haben, wenn auch in sehr minimalen Konzentrationen. Aber eine Dauerbelastung mit kleinen Konzentrationen hat nichts mit einer physiologischen Verträglichkeit zu tun. Wir wissen auch nicht, wie schnell der Organismus diese Mini-Konzentrationen abbauen kann. Wenn es hier einen Engpass gibt, dann haben wir ein Problem mit der Einlagerung der Noxen in das Fettgewebe. Und nur darum fallen wir nicht sofort vom Stuhl, wenn wir die Chemikalien zu uns nehmen. Der Organismus schützt sich vor einer Vergiftung durch die Einlagerung in das Fettgewebe.

Keine Flüssigkeiten in Plastikflaschen

Daher ist es ratsam, Flüssigkeiten nicht in Plastikbehältern zu lagern. Wenn die Plastikflaschen auch noch einen charakteristischen Geruch von sich geben, dann ist das ein untrügerisches Zeichen, dass hier hohe Konzentrationen an Chemikalien aus dem Kunststoffgerüst austreten. Solche Flaschen haben in einem auf Gesundheit bedachten Haushalt absolut nichts zu suchen. Aber auch geruchsneutrale Flaschen sind kein Grund zur Sorglosigkeit. Unsere Nasen sind nicht empfindlich genug, um hier entscheiden zu können, ob Chemikalien freigesetzt werden oder nicht. Und Flaschen und Behälter ohne Bisphenol-A geben halt andere Chemikalien ins Wasser etc. ab, wie zum Beispiel Polypropylen, von dem man noch nicht weiß, wozu es schlecht sein könnte.

Was also käme als Alternative in Betracht? Edelstahlgefäße, Glasflaschen zum Beispiel geben keine unerwünschten Substanzen ab und sind daher ungleich unbedenklicher als Kunststoffbehälter. Der große Nachteil von Glas ist, dass es zerspringen kann und große Glasflaschen recht schwer sein können.

Metallbehälter sollten aus Edelstahl sein und nicht, wie oft angeboten, aus Aluminium. Denn die Aluminiumflaschen sind im Innenraum wieder mit einer dünnen, unsichtbaren Kunststoffschicht überzogen, die eine Korrosion verhindern soll. Für den Benutzer jedoch hat das die gleichen Konsequenzen wie eine Plastikflasche. Auch andere Flaschen, die nicht aus Edelstahl gefertigt sind, sind auf diese Weise vor Korrosion geschützt und damit nichts anderes als eine verkappte Plastikflasche. Diese Kunststoffbeschichtung sorgt dann nach geraumer Zeit dafür, dass sie den Geruch des Inhalts annimmt. Grund dafür ist das Einlagern von Molekülen in die freigewordenen Stellen im Plastik, wo zuvor die Weichmacherchemikalie eingelagert war.

Fazit für diesen Bereich: Nur Glasbehälter und Behälter aus Edelstahl (ohne Beschichtung) sind gesundheitlich unbedenklich.

Damit wäre es geraten, beim Einkauf von Getränken bevorzugt auf in Glasflaschen angebotene Ware zurückzugreifen. Dies gilt im besonderen Maße für Plastik-Babyflaschen und Lebensmittel für Babys. Denn die Baby-Flaschen rühmen sich, Bisphenol-A-frei zu sein, sind aber statt dessen mit Polypropylen versetzt und geben ordentliche Mengen an Chemie in die Babymilch ab. Das Gleiche gilt auch für Baby-Nahrung in Plastikkontainern, die zum Kauf angeboten werden. Für den sehr jungen Organismus sind solche wenn auch geringen Mengen an Chemie eine physiologische Katastrophe.

Geschmackstest für die Chemie aus der Flasche

Wenn Sie wissen möchten, wie man durch einen Geschmackstest feststellen kann, ob Chemie aus der Plastikflasche austritt, dann können Sie hier nachlesen, wie man dies durchführen kann: Geschmackstest für Plastikflaschen.

Aber nicht nur Flaschen sind aus Plastik. Auch Küchenutensilien werden mehr und mehr aus Plastik gefertigt. Plastikdosen zum Aufbewahren von Lebensmitteln sind heute keine Seltenheit. Leider gilt hier auch das, was wir zuvor diskutiert hatten. Durch die Lagerung, vor allem von feuchten Lebensmitteln, hat die Chemie im Behälter genug Zeit, sich in die Lebensmittel abzusetzen.

Abhilfe würden hier zum Beispiel Einkochgläser schaffen, die zwar nicht so schick aussehen wie die vollkommen durchgestylten Plastikkunstwerke, aber dafür auch keine gesundheitliche Bedrohung darstellen. Und Essgeschirr aus Plastik sollte höchstens beim Camping angesagt sein. Porzellan, Glas und Edelstahl für Schüsseln, Teller und Besteck nehmen Ihnen die Sorge vor chemischen Belastungen.

Hitze ist ein richtig gutes „Lösungsmittel“ für eine Reihe von Chemikalien, die im Plastik eingelagert sind. Daher sollte alles, was mit heißen Flüssigkeiten in Berührung kommt, eben nicht aus Plastik sein. Suppenkellen, Suppenschüsseln, Heißwasserkocher (die es auch aus reinem Plastik gibt!) etc. setzen noch mehr Chemie frei als Flüssigkeiten mit Zimmertemperatur. Sie können den oben angebotenen Geschmackstest so variieren, dass Sie den Test mit heißem und kaltem Wasser machen und dann die Intensität des Geschmacks vergleichen. Es steht zu erwarten, dass das heiße Wasser eine deutlich höhere Geschmacksveränderung erfahren wird.

Fette und Plastik

Das letzte Kapitel widmet sich den Fetten und Plastik. Neben Feuchtigkeit (Flüssigkeiten) und Hitze sind Fette ebenfalls hervorragende Lösungsmittel für die Plastikchemikalien. Denn viele dieser Gifte sind fettlöslich und haben daher keine Probleme, in fetthaltige Lebensmittel oder Flüssigkeiten zu diffundieren. Das heißt also in der Praxis, dass man seine Butter eben nicht in einer Plastikbutterdose lagern sollte, sondern auf Glas- oder Porzellandosen zurückgreifen sollte. Beim Einkauf dann die gleiche Routine: Produkte in Plastikbehältnissen meiden und auf Glasflaschen etc. zurückgreifen. Dies gilt vor allem für Öle im besonderen Maße, da Öle nichts anderes sind als eine flüssige Form von Fett. Hier haben es die Chemikalien besonders leicht, da die Öle flüssig und maximal fettfreundlich sind, beides optimale Voraussetzungen, um aus dem Plastik herauszudiffundieren.

Auch Kosmetika-Verpackungen sind betroffen

Nicht nur Lebensmittel-, sondern auch Kosmetika-Verpackungen sind mögliche Quellen der Kontamination. Phthalate sind in Cremes und Duschgelen auch enthalten, um die Duftstoffe vor der Ausdünstung zu schützen. Ein Risiko sind auch Tampons, die ebenfalls erhebliche Mengen an Weichmachern enthalten können. Hier sollten nur noch Bio-Produkte verwendet werden.

Kunststoff-Spielzeug – Nein Danke

Kunststoffspielzeug stellt für Kinder eine besondere Gefahr dar. Darauf sollte ganz verzichtet werden und beispielsweise nur (unlackierte und unbehandelte) Holzspielwaren angeschafft werden. Damit können die Kinder bedenkenlos Kontakt haben und auch darauf herumkauen. Vorsicht ist auch bei Kunstofffußböden oder Plastik-Duschvorhängen sowie PVC-Wasserrohren geboten, die auszutauschen sind.

Fazit

Plastikbehälter aller Art, mit und ohne Werbung für Bisphenol-A-freies Material, verseuchen die Lebensmittel, die in ihnen aufbewahrt werden. Je feuchter, flüssiger, heißer und/oder fetthaltiger diese Lebensmittel sind, desto mehr darf man an Chemie in den Lebensmitteln und Getränken erwarten. Trockene Lebensmittel, wie Kekse etc. sind davon insofern ausgenommen, da durch deren trockene Beschaffenheit ein weniger geeignetes Medium gegeben ist, das eine Diffusion ermöglicht. Aber dennoch würde ich auch hier ein „Prinzipienreiter“ sein wollen und auf Glas oder Porzellan zurückgreifen. Denn wer garantiert mir, dass nicht doch andere Lebensmittel in der Plastikdose landen, wenn die Kekse aufgebraucht sind?

Über das Thema Kekse, Kuchen und der damit verbundene Zuckerkonsum, der eine andere, weitere Bedrohung der Gesundheit darstellt, habe ich an anderer Stelle berichtet: Zucker – der süße Kassenschlager.

Dieser Beitrag wurde am 13.1.2011 erstellt und letztmalig 5.6.2017 überarbeitet und erweitert.
Bild: © fotolia – Arpad Nagy-Bagoly

Dieser Beitrag Weichmacher – Eine Belastung die man vermeiden kann wurde erstmalig von Heilpraktiker René Gräber auf NaturHeilt.com Blog veröffentlicht.

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