Vorsätze für das neue Jahr sind ja immer so eine Sache: Man startet mit viel zu viel Motivation und ist dann 350 Tage lang geknickt, dass man wieder nichts auf die Reihe bekommen hat. Wer also nachhaltigen Erfolg damit haben will, sein Leben umzustellen, der tut das am besten, indem er anderen erst mal den Vortritt lässt.
Und dann selbst anfängt. Oder in diesem Fall aufhört, so wie ich mit dem Rauchen. Das haben in den letzten Jahren sicher viele, entgegen der Hoffnungen der Entscheidungsträger aber wahrscheinlich die wenigsten aus finanziellen oder gar gesundheitlichen Gründen. Als frisch gebackener ehemaliger Raucher habe ich eine gesellschaftliche Stigmatisierung von Rauchern erlebt, die mir manchmal das Gefühl vermittelt hat, ein James Dean des 21.Jahrhunderts zu sein: rebellenhaft, gegen alle Widrigkeiten, gerade aus Prinzip.
Dabei bin ich Pflegender, und da sollte eigentlich Gesundheitsbewusstsein über Trotzigkeit gehen. Ich wage zu behaupten (und die European Nursing Students’ Association erhebt dazu gerade Zahlen), dass Rauchen unter Pflegenden überdurchschnittlich häufig verbreitet ist. Und das ist zumindest seltsam. Nun gibt es viele Gründe dafür, zu rauchen (und noch mehr dagegen), angefangen von akutem über chronischen Stress bis hin zu (sind wir mal ehrlich) mal fünf Minuten nur die Kollegen rödeln lassen. Und ich bin sicher weit davon entfernt, sehen oder erleben zu wollen, dass Pflegende perfekte role models sind. Aber ist es nicht seltsam, dass wir so viele tolle Ideen haben, wie Patienten gesünder leben können, und dabei nach Aschenbecher riechen, wenn wir ihnen erklären, wie sie das tun können?
Die Konsequenz daraus kann nur lauten, mit dem Rauchen aufzuhören. Und gleichzeitig vielen Pflegenden möglichst viel davon mit auf den Weg zu geben. Diejenigen, die es mir gleich tun wollen, seien herzlich dazu eingeladen, diejenigen, die das nicht tun wollen, wissen dann wenigstens, dass es eine Alternative gibt und diejenigen, die nie geraucht haben, haben dann einen Eindruck davon, was für hässliche Entzugserscheinungen Patienten durchmachen, wenn sie im Krankenhaus sind und nicht rauchen dürfen.
Äh, Moment… wäre das nicht eine tolle Gelegenheit, Patienten zu ermutigen, den erzwungenen Entzug zu nutzen, um das Rauchen aufzuhören? Schnittmenge gefunden! Also dient dieser Blog auch dazu, ein Konzept zu entwickeln, das Pflegende in Krankenhäusern für ihre Patienten nutzen können. Immerhin sind wir nahe und immer dran an den Patienten, Assessment-Instrumente finden sich auch, und dann gibt es da ja noch die EU-Help-Kampagne, die sich unter anderem dafür stark macht, Jugendlichen den Rauchstopp zu erleichtern. Nehmen wir also die Aufgabe an. Und das ist absichtlich doppeldeutig. (Jens)