In meinen Augen sozusagen DAS Unwort der Chirurgie schlechthin, es vermag mich problemlos jeden Tag jenseits der Grenzen des Wahnsinns zu schicken.
Aber wieso ist die Bettenplanung eigentlich immer ein solcher Akt? Nun, DIE Frage ist nicht so schwer zu beantworten, viel schwerer ist dagegen eine tagesakuelle (ach was, minutenaktuelle) Lösung dieser.
In jeder medizinischen Abteilung (mit Ausnahme vielleicht der Radiologie) gibt es eine festgelegte Anzahl Betten x. Im Optimalfall ist x gleich der Anzahl an Patienten, aber leider tritt dieser Optimalfall in der Chirurgie nicht wirklich häufig ein.
Regelfall ist vielmehr eine Anzahl x + n. Und je nachdem, ob sich das “n” im ein- oder zweistelligen Bereich bewegt, kann es schon mal sehr haarig werden.
Im Schnitt würde ich n mit 3 beziffern, am Wochenende auch gerne mal mehr. Allein in meinem letzten WE-Dienst hatte ich eben jene drei zusätzliche Aufnahmen, was der Kollege hatte, weiß ich gar nicht einmal.
Nur, wie bringt man x+n Patienten in einer Anzahl x Betten unter?
Und genau deswegen ist die Bettenplanung ein wirkliches Hassobjekt. Man kann eben nicht das unmögliche möglich machen, nein, auch dann nicht, wenn man Medizin studiert hat.
Wenn alles nicht mehr hilft, Patienten frühzeitig luxiert werden müssen, anderen “großzügig” ein früherer Entlassungstermin als gute Idee verkauft wird, ausnahmslos alle anderen Abteilungen abgeklappert sind, da müssen Patienten auch mal länger warten oder ganz verzichten und Tage später nochmal wiedereinbestellt werden.
Das Verständnis für diese Warteaktionen tendiert gegen Null, da ist sich jeder eben selbst der Nächste. “Wie? ICH soll warten? Wegen einem Notfall? Wieso ICH? ICH warte schon so lange.”
Andererseits, wenn der Herr der Notfall wäre, denke ich nicht, daß er sein Bettchen für einen elektiven Patienten frei machen würde.
“Wieso musste denn der Notfall genau heute kommen?”
Ähm ja, frage ich mich nachts um 3 Uhr auch manchmal, aber vielleicht können wir froh sein, daß er es überhaupt noch bis zu uns geschafft hat.
Verständnis auch für das Warten aufs Zimmer? Fehlanzeige.
Eine Dame hat sich allen ernstes einmal beschwert, weil sie eine Stunde (!) auf ihr Zimmer bzw. das Bett in dem Zimmer warten musste. Die Erklärung war leicht, immerhin war die Pat., die ihren geplanten Bettenplatz “blockierte” zweiter Punkt im OP und da die erste OP sich verzögert hatte, wurde sie als zweite eben erst 30 min. (!) später in den OP abgerufen und die Neuaufnahme saß (wohlgemerkt schmerzfrei und satt) im Aufenthaltsraum.
Habe die OP-Verzögerung der Dame lang und breit (und natürlich auf Verständnis hoffend) erklärt, von wegen!
Die hat doch allen ernstes folgendes geantwortet: “Das ist doch eine Unverschämtheit und ganz schlechte Planung! Ich habe den Termin seit Wochen! Und da war es Ihnen nicht möglich, mir ein Zimmer zu besorgen? Ich musste eine ganze Stunde warten!”
Was soll man dazu sagen? Gar nix, im Endeffekt hat sie sich bei der Verwaltung beschwert. Daß die OP erst aktuell keine halbe Stunde vor ihrer Ankunft sich verzögert hatte, vollkommen sekudär. Daß sie selbst als präop. Patient wohl auch kaum auf dem Gang würde warten wollen, egal…
Apropos Gang, in meinem PJ-Haus war es “üblich” am morgen nach den Aufnahmen durchaus auch mal der gesamte Tagesraum mit bis zu 6 Aufnahmen und der Gang mit bis zu 4 neuen Patienten belegt war. Da hat sich keiner beschwert.
Auch heute ging die Bettenplanung wegen “Langliegern” nicht auf, achja und zwei Notfälle, allerdings vom WE, die noch Betten blockieren, die anders verplant waren. Kann sowas auch nicht lösen. Kann doch keine Betten zaubern. Andere Stationen geben uns schon lange keine mehr. Deswegen habe ich das Problem auf morgen vertagt.
Vielleicht ereilt mich ja heute Nacht eine GE, dann muss ich mich morgen nicht damit ausinandersetzen. Nee, sowas sollte man sich nicht wünschen.
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