„Ich hab da einen Zugang, dem geht’s nicht gut!“ sagt Schwester Gaby am Telefon. Und das ist Anlass genug, den Löffel umgehend fallen zu lassen und das vor drei Bissen begonnene Mittagessen hiermit vorzeitig abzubrechen.
Eine Minute später bin ich in der Notaufnahme.
„Was hat er denn?“ frage ich.
„Bauchschmerzen, Erbrechen, Fieber und einen Puls von hundertdreißig!“ sagt Schwester Gaby und drückt mir das EKG in die Hand. Das sieht komisch aus. Vorhofflimmern? Tachyarrhythmia Absoluta? Auf jeden Fall nicht gut. Und dann wäre da noch das Fieber. Und das Erbrechen und die Bauchschmerzen.
Der Patient ist etwa Mitte siebzig, hat graue Haare und Schnauzbart. Und mindestens drei Probleme.
„Guten Tag, wie geht’s Ihnen denn?“
Er starrt mich an und murmelt etwas Unverständliches. Blick in die Akte, aha, türkischer Migrationshintergrund. Gibt’s irgendwen, der übersetzen kann? Ja, der Sohn ist draußen. Also holen wir ihn rein!
„Vater sagt… Schmerzen!“
„Schmerzen wo?“
„Schmerzen im Bauch!“
Ich drücke hier, drücke dort, weh tut’s überall aber am meisten über der Blase und die ist auch vergrößert tastbar. Also versuchen wir mal, einen Katheter zu schieben. Geht nicht. Auch beim zweiten Mal nicht.
„Solln’wa ‘n Urulogen holen? Wäre noch einer im Haus!“
Tja, warum eigentlich nicht? Also: Uru-Man schwebt lächelnd ein, schiebt Katheter und ungefähr zwei Liter schmierig-trüb-wolkig-schmodderig riechender Urin fließen raus. Und siehe da: Schmerzen sind weg. Ein Problem weniger. Und eine Diagnose haben wir auch. Nochmal aufs EKG geschaut: ist doch Sinusrhythmus. Also halb so wild alles, jetzt noch eine Ladung Antibiotika und Infusionen anhängen und dann geht’s rauf auf Station, wieder ein Leben gerettet.