Heute mal ein Einsatz, wie er nicht besser hätte ablaufen können, angesichts der Umstände und der Situation:
Irgendein schöner Februarvormittag, draussen scheint die Sonne und es wird langsam nach dem harten Winter Frühling. Wir sind mit unserem RTW auf dem Heimweg zur Rettungswache. Unterwegs erscheint das „süße-heissgeliebte“ „C“ auf dem Display. Das „C“ hat uns die Leitstelle per Funk geschickt und es steht für einen neuen Einsatz, der uns in Kürze erreichen wird. Kaum sind wir rechts rangefahren, bimmeln auch schon unsere Melder los.
„neurologisch mit NEF, Apoplex, AH für alte Menschen“
Weil wir zufällig auf dem Weg unser NEF gesehen haben, wie es mit RTW-Begleitung ins Krankenhaus gefahren ist, scheidet unser NEF schon mal als Arztzubringer aus. Weil ich neugierig bin und das für den Einsatzablauf von nicht gerade kleiner Bedeutung ist, frage ich die Leitstelle:
„Frage: Welches NEF kommt zu uns?“ – „Zu ihnen kommt das NEF aus B-Stadt, die stehen aber am Krankenhaus im Süden von B-Stadt, entsprechender Anfahrtsweg.“
Also waren wir die ersten Minuten auf uns alleine gestellt. Aber das soll ja kein Problem sein, schliesslich haben wir das gelernt, was wir machen.
Im „Altenheim für alte Menschen“ eingetroffen, werden wir schon an der Tür von einer aufgeregten Pflegekraft empfangen. In der Wohnung des Bewohners erhalten wir dann eine detaillierte Übergabe mit allem Pipapo durch die Pfleger der Station…muss man mal sagen: Respekt, sowas sieht man wirklich selten!
Zur Vorgeschichte: Unser Patient saß beim Kartenspielen im Aufenthaltsraum, als er plötzlich anfing zu sabbern, die Karten fallen liess und nicht mehr sprechen konnte. Daraufhin haben die Pflegekräfte umgehend den Patienten in sein Zimmer verbracht und zeitgleich den Rettungsdienst gerufen.
Tatsächlich hatte unser Patient eine halbseitige Hemiparese, einen Heart-Blick und herabhängenden Mundwinkel, dazu kam die fehlende Sprache und der Speichelfluss. Alles deutete glasklar auf einen Schlaganfall hin.
Während ich also die weitere Anamnese, sprich Medikamente,Vorerkrankungen etc. erhob, beschäftigte mein Teampartner sich mit den Vitalwerten unseres Patienten und legte einen i.V.-Zugang. In der Medikamentenanamnese stellte sich heraus, dass der Patient regelmäßig ASS einnahm. Dies könnte ggf. eine indizierte Lysetherapie unmöglich machen. Trotzdem wollten wir für unseren Patienten alle Türen offen halten und im Zeitfenster bleiben.
Nach Absprache mit meinem Partner informierte ich also die Leitstelle schon einmal über die Verdachtsdiagnose, die weiteren Infos und veranlasste eine Voranmeldung im nächsten neurologischen Zentrum in B-Stadt. Ausserdem sollte die Leitstelle dem NEF aus B-Stadt Bescheid sagen, dass wir ihnen entgegen fuhren.
Ohne weitere Umwege lagerten wir den Patienten auf unsere Trage um. Hierbei waren die Pflegekräfte wohlgemerkt immer noch anwesend und halfen mit.
Auf halbem Wege ins Krankenhaus trafen wir dann auch das alarmierte NEF und liessen den Doc umsteigen. Er zeigte sich mit allem Massnahmen vollauf zufrieden und so transportierten wir den Patienten, im Zeitfenster, ins neurologische Zentrum.
Dort wartete bereits das Neuro-Team auf uns und nahm unseren Patienten sofort in Empfang.
Wirklich ein reibungsloser Einsatz, der zeigt, dass es auch geht, wenn der Arzt mal ein wenig länger braucht.