Golfclub und P-Patienten

Im Dienst ist wiedermal die Hölle los. Es ist Sonntag Nachmittag, kurz nach sechzehn Uhr und ich habe noch nicht gefrühstückt. Und wieder geht der Piepser. Die Station ist dran.
„Herr Doktor?“
„Ja?“
„Können Sie mal kommen?“
„Worum geht’s denn?“
„Ach, komm doch einfach mal rauf!“
„Dringend?“
„Streng genommen eigentlich… hmmm…. nichts Neues…“
Die Schwester am anderen Ende der Leitung zögert eine Sekunde, dann senkt sie die Stimme, „Ist halt ‘n P-Patient,“ raunt sie verschwörerisch und dann, „die Angehörigen drohen schon mit dem Golfclub!“
„Wie bitte?“
„Er ist im Golfclub. Von dort her kennt er unseren Chef. Und den will er jetzt anrufen, wenn jetzt nicht unverzüglich ein Doktor kommt und…“
„Ist schon gut!“
Seufzend lege ich auf.
Das P steht für Privatpatient. Und die sind bekanntlich heilig. Oder so ähnlich, was auch immer, jedenfalls bringend sie dem Haus eine Menge Kohle und deswegen mache ich mich jetzt ohne Verzögerung auf den Weg.
Auf dem Stationsflur ist ein Typ. Der geht nervös auf und ab. Er sieht mich und streckt mir seine Hand entgegen.
„Von Blumberg,“ sagt er, „Michael von Blumberg. Ich bin der Sohn!“
„Der Sohn von…?“
Seine Miene verdüstert sich.
„Von meinem Vater natürlich. Der heißt genauso. Sie sind doch der behandelnde Arzt?“
„Ich habe heute Dienst und bin für alle Stationen zuständig. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich verlange, dass für meinen Vater alles getan wird!“
Ich trete einen Schritt zurück.
„Ach ja… Sie spielen Golf, habe ich gehört?“
Er wird rot.
„Bestellen Sie unserem Chef bitte herzliche Grüße von mir…“
„Hören Sie, ich verlange ja nichts Unmögliches von Ihnen!“ Seine Stimme klingt schon fast etwas versöhnlicher.
„Dann gehen wir mal aufs Zimmer!“ sage ich, zwinkere der Schwester zu und lasse mir die Akte geben.

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